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Der grüne Strahl

Der grüne Strahl

Titel: Der grüne Strahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gedanke. Am Nachmittag des 11. August fiel es ihnen ein, Miß Campbell eine Partie Croquet vorzuschlagen, um sie, wenn möglich, etwas zu zerstreuen, und obwohl Aristobulos Ursiclos daran theilnehmen sollte, schlug es Helena doch nicht ab, weil sie wußte, daß ihnen damit ein Gefallen geschähe.
    Hier muß bemerkt werden, daß Bruder Sam und Bruder Sib sich auf ihre Meisterschaft in genanntem Spiel, dem man im Vereinigten Königreiche ungemein huldigt, nicht wenig einbildeten. Dasselbe besteht bekanntlich aus dem alten »Mailspiel«, welches dem Bedürfniß und dem Geschmacke der weiblichen Jugend sehr glücklich angepaßt wurde.
    Gerade in Oban gab es verschiedene, zur Ausführung dieses sehr lebendigen Spiels gut geeignete Plätze. Wenn man sich in den meisten Badeorten mit mehr oder weniger eingeebneten Gras- öder Sandflächen begnügt, so beweist das weniger die genügsamen Ansprüche der Spieler, als ihre Gleichgiltigkeit und ihren Mangel an Eifer für diesen edlen Zeitvertreib. Hier sind die Spielplätze nicht öde Sandflächen, sondern wie sich’s gehört, mit seinem Rasen bewachsen – was man speciell »
Croquet-grounds
« nennt – hier werden sie jeden Abend mit feinstrahligen Druckspritzen angefrischt, jeden Morgen mit speciell dazu bestimmten Maschinen geglättet und erlangen dadurch eine so weiche, zarte Oberfläche wie Sammet, der eben aus der Plättmühle kommt.
     

    Die geschickt fortgetriebene Kugel rollte durch den Bogen… (S. 83.)
     
    Kleine, in gleicher Ebene mit dem Boden stehende Steinwürfel sind zum Einstecken der Bögen und der Pfähle an beiden Enden angebracht. Eine wenige Zoll tief ausgehobene Furche bezeichnet die Grenze jedes Spielplatzes, der die für die Operationen der Theilnehmer nöthigen 1200 Quadratfuß enthält.
    Wie viele Male hatten die Brüder Melvill den jungen Leuten beiderlei Geschlechts etwas neidisch zugesehen, wenn diese auf solch’ vorzüglich geeigneten Plätzen spielten, und welch’ große Befriedigung gewährte es ihnen, als Miß Campbell ihre Einladung dazu annahm. Sie erhielten dadurch Gelegenheit, das junge Mädchen zu zerstreuen, indem sie selbst ihr Lieblingsspiel vor einem Kreise von Zuschauern betrieben, an denen es ihnen hier ebenso wenig fehlen konnte, wie in Helensbourgh. – Die liebe Eitelkeit!
    Der rechtzeitig benachrichtigte Aristobulos Ursiclos stimmte zu, seine Arbeiten zu unterbrechen, und fand sich zur angesetzten Stunde auf dem Kampfplatze ein. Er erhob den Anspruch, im Croquet gleichstark in der Theorie wie in der Praxis zu sein, es als Gelehrter, als Geometer, als Physiker, als Mathematiker, mit einem Worte nach dem Satze
a + b = c
zu spielen, wie es sich für einen solchen x-Kopf geziemte.
    Der Miß Campbell kam es ganz selbstverständlich vor. den jungen Pedanten als Partner zu haben. Wie hätte das auch anders sein können? Hätte sie ihren Onkels den Kummer bereiten sollen, sie bei diesem Wettkampfe zu trennen und als Feinde einander gegenüber zu stellen, sie, die ja ganz eins waren im Gedanken und im Herzen, nach Körper und Geist, sie, die nie anders als mit einander spielten? Nein, das hätte sie nicht über’s Herz gebracht.
    »Miß Campbell, sagte da zur Einleitung Aristobulos Ursiclos, ich preise mich glücklich, Ihr Secundant zu sein, und wenn Sie mir gestatten, Ihnen die ausschlaggebenden Bedingungen des Schlages auseinander zu setzen…
    – Herr Ursiclos, anwortete Helena, ihn etwas beiseite nehmend, vor Allem müssen wir meine Onkels gewinnen lassen.
    – Gewinnen?
    – Ja, ohne ihnen die Absicht merken zu lassen.
    – Aber, Miß Campbell…
    – Sie würden sich sehr unglücklich fühlen zu verlieren.
    – Indeß… erlauben Sie!… erwiderte Aristobulos Ursiclos, das Croquetspiel ist mir geometrisch bekannt, dafür verbürge ich mich! Ich habe alle Combinationen von Linien, die Werthe der Curven berechnet, und glaube zu dem Verlangen berechtigt zu sein…
    – Ich kenne kein anderes Verlangen, unterbrach ihn Miß Campbell, als das, mich meinen Gegnern gefällig zu zeigen. Uebrigens sind dieselben sehr stark im Croquet, das sag’ ich Ihnen im Voraus, und ich glaube kaum, daß alle Ihre Wissenschaft gegen deren Gewandtheit wird aufkommen können.
    – Das dürfte sich ja zeigen!« murmelte Aristobulos Ursiclos, den keine Rücksichten bestimmen konnten, sich freiwillig besiegen zu lassen – nicht einmal Miß Campbell zu Gefallen.
    Inzwischen war der Kasten mit den Endpfählen, den Losmarken, den Bögen, Kugeln und

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