Der grüne Tod
Vorstellungen von der Hölle zu tun. Ich spreche von einem realen physikalischen Phänomen. Das reine Destillat des Bösen. Besitzen Sie Zugang zu irgendwelchen Sternenkarten?«
»Das hier ist die Vereinigte Kirche. Selbstverständlich verfügen wir über Karten.« Bateleur beugte sich vor und gab eine entsprechende Anfrage in seinen Computer ein. Kurz darauf schwenkte er den Monitor ein Stück herum, sodass Flinx ebenfalls einen Blick darauf werfen konnte.
»Wie wär’s hiermit?«, fragte der Pater, als der Bildschirm zum Leben erwachte.
»Nein.« Flinx vermochte seine Ungeduld kaum zu verbergen. »Darauf ist nur die unmittelbare stellare Umgebung von Samstead zu erkennen. Sie müssen ein paar Stufen herauszoomen.«
Bateleur nickte und tat wie ihm geheißen. Dann schaute er seinen Besucher erwartungsvoll an.
»Nein, nein. Weiter heraus. Viel weiter heraus.«
»Hier haben wir jetzt unsere komplette Galaxis, einschließlich der Magellanschen Wolken dort unten links«, erklärte ihm Bateleur. »Sie sagen, Sie haben diese Präsenz selbst gesehen, beziehungsweise gespürt?«
»Ganz recht.« Nachdem er bereits so weit gegangen war, sah Flinx keinerlei Grund mehr, sich noch länger zurückzuhalten.
Sollte ihn der Pater doch für verrückt erklären. Sie würden die Sache jetzt durchziehen, so oder so.
Zu seiner Verwunderung begann Bateleur verhalten zu kichern. »Für einen Mann Ihres Alters sind Sie erstaunlich weit herumgekommen.«
Flinx schaute ihn aus seinen hellgrünen Augen an. »Pater, Sie ahnen ja nicht einmal die Hälfte.«
Abermals veränderte Bateleur die Zoomstufe, sodass ein noch größerer Bildausschnitt entstand.
»Schon besser.« Aufmerksam studierte Flinx die Sternenkarte. »Ich weiß, dass sich die Perspektive nicht verändern lässt, aber wäre es möglich, das Ganze vielleicht um etwa vierzig Grad nach rechts zu drehen?«
»Ich hab noch nie mit solchen Distanzen gearbeitet.« Bateleur modifizierte den entsprechenden Darstellungsparameter, bis Flinx einen bestimmten Abschnitt im Weltraum wiederzuerkennen vermeinte.
»Da! Das ist die Stelle.«
»Der Ort des Bösen?«
»Nein, nein.« Flinx schüttelte ungeduldig den Kopf. »Es geht nicht um den Ort an sich. Vielmehr um das, was von ihm Besitz ergriffen hat. Um das, was da draußen ist.«
Verständnislos starrte Bateleur den Monitor an. »Tut mir leid, mein Sohn, aber für mich sieht die Stelle nicht böser aus als jeder andere Bereich unseres Kosmos.«
»Aber ich hab es dort gesehen!« Flinx blieb hartnäckig. »Ich – ich bin da gewesen. Nicht körperlich natürlich. Geistig. Ich hab immer noch nicht die geringste Ahnung, wie das vonstatten gegangen ist, aber ich weiß, es war kein Traum. Es war absolut real, sogar bis hin zu dem Stoß, den ich gespürt habe, kurz bevor ich mein volles Wahrnehmungsvermögen erlangte.«
»Das ist allerdings sehr interessant. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, mein Sohn, wenn ich Ihnen sage, dass Sie eine sehr lebhafte Fantasie zu haben scheinen.«
»Ja.« Sein Gegenüber seufzte, als hätte er früher oder später genau diese Reaktion erwartet. »Wahrscheinlich habe ich das. Aber Sie müssen doch zugeben, dass der Grundgedanke, von dem ich ausgegangen bin, etwas hat, oder?«
»Sagen wir mal so: Ich bin für alles offen, was ich nicht zu widerlegen vermag«, räumte Bateleur ein. »Sie müssen verstehen, bislang hatte ich keinen Grund, das Böse als eine Funktionsgleichung zu begreifen oder als das Zusammenwirken irgendwelcher unbekannter subatomarer Energien.«
»Ja, ich weiß. Für mich war es auch ein ziemlicher Schock.« Flinx erhob sich und reichte dem Pater die Hand. Bateleur schüttelte sie herzlich. »Sie erwähnten etwas von einem Hinterausgang?«
»Ja.« Der Pater kam um seinen Arbeitstisch herum und wollte seinem Gast tröstend den Arm um die Schulter legen. Ein gefährliches Fauchen von Pip ließ ihn augenblicklich zurückweichen. »Sie scheinen mir ein ungewöhnlich eigenständiger und erfindungsreicher junger Mann zu sein, aber auch wenn Sie hier unbeschadet wieder herauskommen, sollten Sie nie vergessen, dass es da draußen noch einen Jack-Jax Coerlis gibt. Unterschätzen Sie ihn nicht.«
Flinx nickte dankbar. »Das werde ich nicht, versprochen.«
Draußen in der Halle hielt er sich dicht an Batcleurs Seite.
»An Ihrem Akzent lässt sich unschwer erkennen, dass Sie Außenweltler sind«, bemerkte Bateleur. »Er ist überhaupt nicht schleppend. Wo sind Sie denn zu
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