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Der grüne Tod

Der grüne Tod

Titel: Der grüne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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verständnisvollen Pater Bateleur, auf die Nase zu binden, dass er im astronomischen Alter von gerade mal zwanzig Jahren bereits stolzer Besitzer eines KK-Schiffes war.
    Er hatte sich schon erhoben, um sich zu verabschieden, doch dann zögerte er. »Pater, was können Sie mir über die Natur des Bösen erzählen?«

3
    Erstaunt hob Bateleur die buschigen, weißen Augenbrauen. »Wie ist diese Frage zu verstehen, mein Sohn?«
    Flinx ließ sich wieder in den Sessel zurücksinken. »Na ja, was sagt zum Beispiel die Kirche darüber? Ich bin niemals einer ihrer, wie Sie es wohl nennen würden, Anhänger gewesen.«
    »Wie Ihnen vielleicht bekannt ist, spielt das keine Rolle. Die Leute treten der Kirche bei und verlassen sie wieder, wie es gerade ihren spirituellen Bedürfnissen entspricht. Und was das Böse betrifft, so tritt es immer dann in Erscheinung, wenn intelligente Wesen, die den Unterschied zwischen gut und böse begreifen, sich in ihrem Tun bewusst für Letzteres entscheiden. Die Sache ist nicht einmal annähernd so kompliziert wie das, was frühere Philosophen aus ihr gemacht haben.«
    »Aber was ist mit dem Bösen in physikalischem Sinn, Pater?«
    »In physikalischem Sinn?« Bateleur dachte einen Moment lang darüber nach. »Sie meinen, ob es möglich ist, das Böse zu quantifizieren?«
    »Ja, genau, das meine ich!«, erwiderte Flinx voller Eifer.
    Bateleur unterstrich seine Antwort mit feinsinnigen Gesten. »Das ist etwas, worüber sich die Theologen streiten, seit sich die Menschheit in Höhlen zusammengerottet und so etwas wie Religionen etabliert hat. Allerdings bin ich immer noch nicht ganz sicher, ob ich Ihre Frage richtig verstanden habe.«
    Jetzt sprudelten die Worte nur so aus Flinx hervor: »Ich meine, kann das Böse real sein in einem physikalischen Sinne? Kann es physikalische Eigenschaften besitzen, so wie Licht oder Energie? Ich bin kein Physiker, aber ich weiß, dass alles aus kleinen Teilchen und Schwingungen zusammengesetzt ist. Es gibt starke Kräfte und schwache Kräfte, Farben und Gerüche, Gesetzmäßigkeiten und subjektives Empfinden.« Er beugte sich mit einem solchen Enthusiasmus nach vorn, dass Bateleur für einen Augenblick völlig verdutzt wirkte.
    »Könnte es sein, dass die Verbindung bestimmter Energien und Teilchen etwas konstituiert, das wir seit alters her als ›das Böse‹ bezeichnen?«
    »Ein interessanter Gedanke. Ich vermute jedoch, ich bin noch viel weniger Physiker als Sie, junger Freund. Aber theologisch gesprochen neigen wir dazu, das Böse als Verkörperung von Unmoral zu betrachten, nicht als tatsächliche Präsenz.«
    »Und was, wenn es nicht so ist?«, bedrängte Flinx seinen Gesprächspartner. »Was, wenn es wirklich eine Verbindung von Energien, von Teilchen ist? Was, wenn es so etwas wie eine Wellenform des Bösen gibt? Würde das nicht eine Menge erklären? Auf welche Weise die Leute beeinflusst werden beispielsweise und wieso offensichtlich vernunftbegabte Wesen völlig unerklärbare Dinge tun?«
    »Schön wär’s«, musste Bateleur zugeben. »Man könnte so eine Art Bosheitsbarometer entwickeln. Bei der Arbeit, die ich zu verrichten habe, wäre mir das eine echte Hilfe. Aber ich fürchte, ich verfüge nicht über die notwendige Sachkenntnis, um Ihre Frage in vernünftiger Weise zu beantworten. Ich schätze, dass alles, was nicht eindeutig widerlegt werden kann, theoretisch denkbar ist. Doch sagen Sie mir, mein Sohn: Was hat Sie zu diesen hochinteressanten Überlegungen gebracht?«
    »Ich hab es gesehen«, teilte Flinx ihm kurz und knapp mit. »Oder vielmehr gespürt.«
    Na also, nun war es heraus. Was immer jetzt auch geschah, er hatte jedenfalls das, was ihm widerfahren war, mit jemandem geteilt. Auch wenn der Pater ihn nun für verrückt halten würde, tat es doch gut, es einmal ausgesprochen zu haben.
    Und dass Flinx’ letzte Äußerung Bateleur dazu veranlassen würde, gewisse Mutmaßungen über die geistige Stabilität seines Besuchers anzustellen, stand so gut wie außer Zweifel. Schließlich gehörte das zu seinem Job. »Ich verstehe.«
    »Es ist da draußen«, fuhr Flinx fort. »Dort.« Er hob seine Hand und deutete nach oben. Für eine theatralische Geste kam die Bewegung ausgesprochen zurückhaltend daher.
    »Was Sie nicht sagen. Im Allgemeinen tendieren die Leute dazu, das Böse irgendwo in dieser Richtung anzusiedeln.« Grinsend klopfte Bateleur mit dem Fuß auf den Boden.
    »Das, wovon ich rede, hat nichts mit archaischen, althergebrachten

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