Der grüne Tod
grinste. »So etwas wie das Böse vielleicht?«
»Keine Ahnung. Was mich viel mehr beschäftigt« – sie tippte mit dem Finger auf den ausgedruckten Bericht – »ist, dass dieser junge Mann hier offenbar davon weiß.«
»Das können wir nicht mit Sicherheit sagen.«
»Er hat behauptet, er wisse, dass da draußen irgendwas ist. Du hast das Protokoll doch gelesen. Er sagt, dass er dort gewesen sei. Nur eben nicht körperlich.«
»Richtig.« Banadundras Grinsen wurde eine Spur breiter. »Seine ›Seele‹, oder was auch immer, war dort, sagt er. Oder vielleicht war er auch tot, ist mit seinem Geist dorthin gewandert und wieder zu uns zurückgekehrt.«
»Thranx-Wissenschaftler veröffentlichen keine experimentellen Daten, solange sie sich hinsichtlich der Ergebnisse nicht absolut sicher sind. Bislang weiß niemand Genaueres über die Rückschlüsse, die diese spezielle Forschungsgruppe aus ihrer Entdeckung zieht. In den einschlägigen Fachmagazinen taucht nichts darüber auf, und dieser vorläufige Bericht wurde nur der Wissenschaftsabteilung der Kirche zugänglich gemacht. Wie hat diese Person, mit der Pater Bateleur gesprochen hat, wer immer sie auch sein mag, nur Wind davon gekriegt?«
Banadundra wurde allmählich ungeduldig. Er hatte noch viel zu tun. »Ich weiß es nicht, Misell, aber wenn es tatsächlich so ist, dass der Bursche darüber Bescheid weiß, so ist es doch wahrscheinlicher, dass er Kontakt zu diesen Thranx-Wissenschaftlern hat, als dass er mittels Astralprojektion oder was auch immer ein paar Millionen Lichtjahre zurückgelegt haben soll. In den Boulevardmedien würdest du wahrscheinlich Tausende ähnlicher solcher Storys finden.«
»Mag sein, aber sie würden wohl kaum eine Diskussion über das Wesen subatomarer Materie beinhalten … Shikar, hast du schon mal was von der Meliorare-Society gehört?«
Er blinzelte irritiert. »Du meinst diese abtrünnigen Eugeniker, die vor ein paar Jahren ausgemerzt worden sind? Sicher. Jeder in der Abteilung erinnert sich daran. Was ist mit ihnen?«
Abermals tippte Pater Sandra mit dem Finger auf den Ausdruck. »Und kannst du dich auch noch an den Ärger mit einer radikalen Gruppe von Erschließungsgegnern auf einer Koloniewelt namens Long Tunnel erinnern?«
Banadundra nickte bedächtig. »Ich glaube, schon. Man hat sich in angemessener Weise um sie gekümmert, war’s nicht so? Ich verfolge die Kolonialpolitik nicht so genau.«
»Wenn die Korrelationen, die der Computer hergestellt hat, stimmen, war dieser junge Mann zu dieser Zeit ebenfalls vor Ort. Er hatte dort mit dieser Gruppierung zu tun. Ebenso wie mit einer Gentech nikerin, die für ein Unternehmen namens Coldstripe gearbeitet hat. Ihr Name war« – Sandra warf einen Blick in den Computerausdruck – »Clarity Held. Nach Beendigung der Krise reichte sie einen persönlichen Bericht bei den zuständigen Behörden ein. Unter anderem wird darin ein junger Mann erwähnt, dessen Beschreibung haargenau zu dem Erscheinungsbild von Pater Bateleurs Gesprächspartner passt.«
»Ich kann dir nicht ganz folgen, Misell.«
»Die letzten Anhänger der Meliorare-Society wurden auf einer Welt namens Moth ausgelöscht.«
»Nie dort gewesen«, erklärte er. »Ein interessanter Ort mit recht lockeren Sitten, wie ich hörte.«
»Ich bin ganz schön dabei ins Schwitzen gekommen, um Übereinstimmungen zu entdecken. Nicht so einfach, wenn man das gesamte Commonwealth abdecken muss. Schließlich stieß ich auf die Akten eines jungen Mannes namens Philip Lynx. Der erhält seine Bezüge von einem Handelsunternehmen, das unter dem Namen ›Haus Malaika‹ eingetragen ist. Ansonsten finden sich in der Akte nur ein paar Zusatzvermerke. Nicht viel.«
»Ich nehme an, du hast aus den Unterlagen trotzdem einige interessante Schlüsse gezogen?«
Mit ernstem Gesicht beugte sie sich vor. »Hör zu, Shiky. Wir haben einen jungen Mann, der sich genau zu der Zeit, als die letzten Melioraren aus dem Verkehr gezogen worden sind, auf Moth und in dessen näherer Umgebung aufhält. Die Nichte eines dieser Society-Mitglieder, eine Frau namens Vandervort, arbeitet auf Long Tunnel mit Coldstripe zusammen und hat Kontakt zu jemandem, der genau dieser junge Mann sein könnte. Übrigens kam sie während der Auseinandersetzungen ums Leben, aber das nur am Rande. Und jetzt taucht diese Person auf Samstead auf. Ich hab sein Reiseprotokoll nicht überprüft – schließlich bin ich keine Detektivin –, aber für einen jungen Mann seines Alters
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