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Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Titel: Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Shpancer
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geschieht, Sie müssen es durchziehen. Was auch immer geschieht, wird uns nützliche Informationen liefern; alles, außer einem Rückzieher. Wenn Sie es tun wollen, müssen Sie sich auch dazu verpflichten.«
    »Grauenvoll«, sagt sie.
    » Grauenvoll ist nur ein Wort, Milch Milch Milch Milch Milch«, sagt er.
    Sie lächelt: »Milch Milch Milch Milch Milch.«
    »Versprechen Sie es.«
    »Ich verspreche es Ihnen. Ich werde tanzen.«
    »Versprechen Sie es nicht mir, versprechen Sie es sich selbst.«
    »Ich verspreche es mir.«
    »In Ordnung. Abgemacht.«

    »Und Sie?«
    »Ich?«
    »Werden Sie kommen?«
    »Wenn meine Gegenwart eine Hilfe ist …«
    »Sie wird eine Hilfe sein.«
    »Ich werde kommen.«

41
    M ittagszeit. Er wartet an der Tankstelle in Bloomville. Ein enthusiastischer Radiomoderator redet endlos über das Wetter. Der Psychologe ist guter Stimmung, denn er wird sie gleich sehen. Er hat ihr Bild im Kopf, ihr Nacken, ihre Lippen verdrängen sein Wissen um die Umstände dieses Treffens. Sie wird gleich hier sein. Er trommelt geistesabwesend auf das Lenkrad und blickt in den Rückspiegel, fährt sich mit der Hand durchs Haar. Eine weiße Limousine gleitet vorüber, und er richtet sich hastig auf. Er dreht sich um und erkennt auf dem Fahrersitz einen alten Mann und neben ihm einen kleinen Jungen mit einer Baseballmütze, der den Arm aus dem offenen Wagenfenster streckt und verschlungene Linien in den Wind malt. Er nimmt eine Zeitung vom Rücksitz und macht es sich zum Lesen bequem. Die Sportnachrichten von letzter Woche sind keine Nachrichten mehr, denkt er, außer für die, die sie nicht gelesen haben. Sein Blick bleibt am Bild einer jungen Tennisspielerin in kurzem weißem Röckchen hängen, die, mit leicht gebeugten Knien, zurückgebogenem Oberkörper, die Hand mit dem Schläger erhoben und die andere mit offener Handfläche nach oben gestreckt, mit gen Himmel gerichtetem Blick vielleicht die Flugbahn des Balls irgendwo ins Aus verfolgt. Ihre schwebende weiße Gestalt, die nach dem Himmel greift, erscheint ihm rein und träumerisch. Träume, sagt Havelock Ellis, sind real, solange sie dauern. Können wir über das Leben mehr sagen? Das Spiel ist ein Traum, denkt
der Psychologe; solange es dauert, sind die Spieler und die Zuschauer völlig gefesselt; wenn es vorbei ist, eilen sie davon, um darüber zu lesen, sich ihre eigene Erfahrung bestätigen zu lassen, den engen Kreis des inneren Monologs zu durchbrechen und auszuweiten, um die Welt mit einzuschließen und außerdem zu überprüfen, ob ein anderer etwas gesehen hat, das sie übersehen haben. Vielleicht wird jemandes Beschreibung den geheimen Code knacken oder die vertrauten Ingredienzien zu einem neuen Gemisch zusammenrühren, das besser und vielfältiger ist als zuvor.
    Er hört in der Nähe eine Hupe. Nina sitzt in ihrem Subaru und macht ihm mit der Hand ein Zeichen, ihr zu folgen. Er nickt, wirft die Zeitung auf den Rücksitz, und die beiden Wagen rollen langsam die Straße hinunter zu einem kleinen Restaurant. Sie parken dahinter, nebeneinander. Er steigt aus dem Auto und geht zu ihr hinüber.
    »Hey«, sagt sie mit ernstem Gesicht, »lass uns hineingehen.«
    Er geht hinter ihr her. Sein früherer Übermut, stellt er fest, hat sich in angstvolle Magenkrämpfe verwandelt. Sie betreten das Restaurant und setzen sich hinten an einen quadratischen Tisch. Sie bestellt einen Salat und ein Glas Wasser.
    »Isst du nichts?«, fragt sie.
    »Ich habe plötzlich keinen Hunger mehr.«
    »Ich komme direkt zur Sache«, sagt sie. »Ich habe nicht viel Zeit.«
    Sie hat keine Zeit, denkt er, sie muss zurück, um Billie vom Hort abzuholen. Dieser Gedanke frisst sich in sein Gehirn wie ein Rostfleck. Er rutscht unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her.
    »Ich möchte, dass du mir erklärst, was das war, dieser Vorfall. «

    »Ich wünschte, ich wüsste es«, sagt er. »Ich nehme an, es gab viele Gründe. Ich wollte Billie sehen.«
    »Urplötzlich, einfach so?«
    »Vielleicht. Ich dachte … ehe du wegziehst … rechtzeitig.«
    »War das das erste Mal?«
    »Ja, ja.«
    Sie blickt ihn misstrauisch an.
    »Ich lüge dich nicht an. Ich habe dich noch nie angelogen«, sagt er.
    Ihr Salat kommt, und sie schiebt den Teller beiseite.
    »In letzter Zeit verändern sich die Dinge für mich«, sagt er, »plötzlich wird mir bewusst … ich sehe Kinder um mich herum, im College, in der Klinik, irgendetwas passiert mit mir.« Seine Stimme verweht wie Rauch. Sein Hals ist ausgetrocknet. Er

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