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Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Titel: Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Shpancer
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Arbeit zu. Der Psychologe zieht sich in die Küche zurück, räumt die Bühne für ihren Tanz.
    »Etwas zu trinken?«, ruft er zu ihnen hinein.
    »Für mich nur Wasser«, sagt der Klavierstimmer. Der Junge sagt nichts. Der Psychologe schenkt ein Glas kaltes Wasser ein und stellt es im Wohnzimmer auf das Bücherregal. Der Klavierstimmer ist in seine Wiederbelebungsversuche vertieft; er
geht um das Klavier herum, berührt es, nimmt Maß. Der Psychologe tritt den Rückzug an und setzt sich in seinem Arbeitszinmer an den Computer. Nach ein paar Stunden erklingen aus dem Wohnzimmer die ersten Noten; klare, präzise Töne. Zunächst ein Rinnsal und dann ein Fluss und dann eine Flut. Er geht ins Wohnzimmer. Der Klavierstimmer sitzt am Klavier; sein breiter Rücken ist über die schimmernden Tasten gebeugt, seine kurzen, dicken Finger tanzen lebhaft darüber. Dankbare Töne steigen aus den Tiefen des alten Pianos auf. Der Klavierstimmer hebt den Kopf und blickt zur Seite und nach oben, als suchte er an der Decke oder an dem unsichtbaren Himmel jenseits von ihr einen bestimmten Punkt. Sein Gesicht leuchtet, seine Augen sind jetzt geschlossen. Sein Sohn lehnt an der Wand und starrt ausdruckslos aus dem Fenster. Der Klavierstimmer hält plötzlich inne und steht vom Klavierhocker auf.
    »Das ist das Beste, was ich erreichen kann«, sagt er. Sein Blick flackert und erlischt. »Das Beste, was dieses Klavier erreichen kann.« Der Psychologe überreicht ihm den Umschlag. Der Klavierstimmer öffnet ihn und betastet die Scheine. Plötzlich wirkt er erschöpft, als wäre er auf einen Schlag gealtert. Er ruft seinem Sohn zu, dass er die Werkzeuge einsammeln soll. Sein Sohn schwankt, murmelt etwas Unhörbares und schleppt sich herüber. Der Klavierstimmer folgt ihm mit den Augen; er seufzt tief auf. Sein Blick wandert ziellos umher und bleibt an dem Psychologen hängen, und ganz kurz flackert so etwas wie eine wortlose Bitte darin auf, wird ein abgrundtiefer Kummers sichtbar und verschwindet wieder. Dann richtet der Klavierstimmer sich auf und wendet sich zum Gehen.
    »Danke«, sagt der Psychologe. Der Klavierstimmer nickt mit einer leichten Verbeugung und geht wortlos hinaus.

43
    V om Parkplatz des Silver-Fox-Clubs, der halb mit zerbeulten Pick-ups besetzt ist, hat man die Lichter der Landebahnen im Blick, die unmittelbar auf der anderen Seite des Flughafenzauns enden. Der Psychologe parkt sein Auto am Rand des Parkplatzes und steigt aus. Ein riesiges Flugzeug rauscht wie ein spektakulärer Riesenvogel über ihn hinweg. Das Gebäude selbst ist ein flacher Quader; kleine rote Lämpchen flackern entlang des Dachs in dem fehlgeschlagenen Versuch, der desolaten Szenerie einen gewissen Glanz zu verleihen. Beim Eintreten umfängt ihn mit einem Schlag dichte Dunkelheit, und auch die Musik trifft ihn wie ein Schlag, das schwere Pulsieren tiefer Bässe, fordernd, zwingend. Er sammelt sich und versucht, eine nonchalante, wissende Miene zur Schau zu stellen, als er den Blick durch den Raum schweifen lässt. Aufdringliche farbige Lichter zucken überall auf einer schmalen, langen Bühne an der Vorderseite des Raums. Mehrere Mädchen in verschiedenen Stadien der Entkleidung winden sich zur Musik um drei glänzende Messingstangen. Auf Stühlen und Sofas im Raum verteilt, sitzt eine bunt zusammengewürfelte Truppe von Männern: eine Schar übereifriger, sabbernder Studenten, mehrere Gruppen von Männern mittleren Alters, die auf dem Heimweg von der Arbeit hier angehalten haben und mit ihren zerknitterten Anzügen und gelösten Krawatten erledigt dasitzen, ein paar Touristen, die auf dem Weg in eine größere und bedeutendere Stadt hier gestrandet sind, diverse, von
der Straße hereingeschneite Sonderlinge mit wildem Blick und sturzbetrunken. Er tritt ins Innere des Raums, bemerkt an der Ecke der Bühne einen freien Tisch und nimmt dort Platz. Eine winzige asiatische Kellnerin taucht aus der Dunkelheit auf und bückt sich, um ihm ein paar Fragen ins Ohr zu schreien. Er bestellt ein Bier, und sie verschwindet in dem Gewühl hinter seinem Rücken. Bumm-bumm-bumm dröhnt der immerwährende Bass in seinen Ohren, wühlt die dicke Luft auf und bringt sein Schädelinneres zum Erzittern. Der Psychologe schaut zur Bühne. Um die nächststehende Stange dreht sich langsam eine Schwarze; ihre Haut schimmert, und ihr Blick ist leer. Sie wirbelt auf ihren hohen Absätzen um die Stange, packt sie dann mit beiden Händen, zieht sich daran hoch und wirft den Kopf in

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