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Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Titel: Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Shpancer
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bereitwillig annehmen, gegen sie antreten und sich ihr unmittelbar stellen. Derzeit besteht Ihr Problem nicht in der Angst, sondern in Ihrer Beziehung zu dieser Angst. Sie haben immer noch Angst vor der Angst. Sie glauben, um wieder tanzen zu können, müssten Sie aufhören, Angst zu verspüren, in Wahrheit aber werden Sie, um wieder tanzen zu können, lernen müssen, mit Ihrer Angst umzugehen, und nicht sie loswerden wollen. Keiner von uns wird seine Angst jemals los. Aber wir können lernen, mit Angst richtig umzugehen, angemessen auf sie zu reagieren, in Frieden mit ihr zu leben und sie sogar zu unserem Vorteil zu nutzen.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich nenne Ihnen ein Beispiel. Stellen Sie sich vor, Sie sind im Meer, und die Wellen sind ziemlich hoch, ziemlich beängstigend. Was tun Sie? Sie können aus dem Wasser gehen, aber dann können Sie das Meer nicht genießen. Außerdem übernimmt
dann die Angst die Kontrolle über Ihr Leben. Sie sind eine Sklavin der Angst. Sie bestimmt Ihr Tun. Und wenn Sie diese Art Lösung – Vermeidung, Rückzug – als Ihr Muster im Umgang mit der Angst verinnerlichen, dann wissen Sie, was passiert, Ihr Leben wird zu einer Geschichte des Sichzurückziehens, einer fortwährenden Niederlage angesichts der Angst, und je mehr Sie an Boden verlieren, desto größer wird die Angst und desto schwächer werden Sie. Zusätzlich verhindert Vermeidung auch noch das Lernen.«
    »Ich verstehe es immer noch nicht.«
    »Wenn Sie nicht einige Zeit im Wasser verbringen, lernen Sie niemals schwimmen. Angst in ihrer tieferen Bedeutung kündigt das Bedürfnis an, vorwärtszugehen, nicht sich zurückzuziehen. «
    »In Ordnung, ich bleibe also im Wasser.«
    »Ein richtiger Schritt; aber er ist noch nicht ausreichend. Auch Ihr Verhalten im Wasser ist wichtig. Sie können versuchen, sich einer großen Welle entgegenzustellen, sie mit Ihrem Körper abzufangen. Dieser Versuch ist vergeblich und gefährlich. Die Welle wird Sie unter sich begraben.«
    »Ich kann tauchen und sie über mich hinwegrollen lassen.«
    »Besser. Wirkungsvoller, aber nicht sehr lustig.«
    »Gut, Sie sind auf irgendetwas aus, ich verstehe.«
    »Auf irgendetwas aus, ja, schön«, lächelt er. »Worauf?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wir haben …«
    »Ja, ja, unsere Regeln. Was stellt man an mit einer Welle? Stell dich ihr nicht entgegen und tauche nicht unter ihr durch … ich brauche ein Boot, ein U-Boot …«
    »Lenken Sie nicht ab. Sie sind im Meer, da kommt die Welle …«

    »Ah, ich surfe!«, ruft sie triumphierend. »Ich kann auf der Welle reiten.«
    Sie steht jäh auf, einen Fuß vor den anderen gestellt, die Arme ausgestreckt, als balancierte sie auf einem unsichtbaren Brett. »Auf ihr reiten«, sagt sie, »auf ihr reiten!«
    »Tiffany«, sagt der Psychologe.
    Sie hält inne, zupft mit der Hand ihr Hemd zurecht und setzt sich wieder auf das Sofa.
    »Tut mir leid«, sagt sie, »ich wurde davongetragen.«
    Er wartet ab, ohne etwas zu sagen.
    »Davongetragen, haben Sie verstanden?«
    Er lächelt. »Sie haben Angst davor, wieder in den Club zu gehen.«
    »Ja.«
    »Und was werde ich als Nächstes sagen?«
    »Worüber?«
    »Über die Tatsache, dass Sie Angst haben?«
    »Sie werden sagen: sehr gut. Das ist eine gute Gelegenheit.«
    »Eine gute Gelegenheit wofür?«
    »Zu üben.«
    »Was?«
    »Mich meiner Angst zu stellen. Richtig mit der Angst umzugehen. «
    »Richtig.«
    »Und jetzt?«
    »Nächste Woche kehren Sie zurück auf die Bühne und tanzen. «
    »Im Club?«
    »Ja.«
    »Ich bin … ich … ich bin noch nicht bereit, ich bin mir nicht sicher …«

    »Sie sagen sich, dass Sie noch nicht bereit sind. Was ist dieser Gedanke?«
    »Eine Vermutung, eine Hypothese.«
    »Genau, und was tun wir damit?«
    »Wir überprüfen sie.«
    »Genau. Sie wissen, wie man tanzt, und Sie wissen um die Angst und was Sie deswegen tun müssen. Das ist der Beweis.«
    »Ich habe Angst.«
    »Großartig. Gut. Sie sind ein menschliches Wesen mit menschlichen Gefühlen, und wie wollen Sie ohne Wellen jemals Surfen lernen?«
    »Und was ist mit Ihnen?«
    »Das hängt davon ab. Wenn Sie es allein tun wollen, ist das in Ordnung. Wenn Sie das Gefühl haben, meine Gegenwart wäre eine Hilfe, werde ich kommen. Das Wichtigste ist, dass Sie sich verpflichten, sich Ihrer Angst zu stellen. Keinen Rückzieher machen. Sie können Ihre Entscheidung nicht mehr rückgängig machen. Wenn Sie Ihr Wort einmal gegeben haben, haben Sie sich verpflichtet. Was auch immer

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