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Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Titel: Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Shpancer
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Frau? Wo liegt die Verbindung zwischen ihr und dem weinerlichen Mädchen in seinem Sprechzimmer? Sie bewegt sich jetzt an der Stange auf und ab, bebt, als würde ihr ganzer Körper von unsichtbarer Hand geknetet; ihr Rücken und ihre Schultern tanzen. Langsam, wie ein Wassertropfen auf einem durstigen Mund, gleitet sie an der Stange nach unten, ihre Finger liebkosen ihr Gesicht, ihren Hals, ihre Brüste und Schenkel
und die Stelle dazwischen. Sie fasst unter ihren Minirock, hebt mit den Daumen die beiden Seiten ihres Strings an und zieht ihn langsam zur Hälfte herunter, hält dann inne, beugt die Knie, die Hände über dem Kopf, mit denen sie sich durch die Haare fährt, und ihre Hüften und ihre Schenkel zucken und tanzen, wild, geschmeidig; ihr Blick ist verhangen und überfliegt den wogenden Raum vor ihr. Plötzlich steht sie auf und tänzelt zur Ecke der Bühne, dreht sich um und steht vor ihm, die Hände in den Haaren, die Beine nur leicht gespreizt; ihr Blick durchbohrt ihn, und sie wirbelt herum, tänzelt und dreht sich; ihr Körper bebt; bumm-bumm-bumm hämmert der Bass, und der Kopf des Psychologen ebenso. Sie lässt sich jäh auf die Knie fallen, kriecht näher heran, biegt den Rücken durch und dreht sich um, bumm-bumm. Ihre Beine öffnen und schließen sich, sie zieht sie an die Brust und gleitet mit einer einzigen langsamen, fließenden Bewegung aus ihrem String, wirft ihn in seine Richtung, ihm zu Füßen, auf den schmutzigen Fußboden. Sie spreizt sekundenschnell dicht vor ihm die Beine, schließt sie sofort wieder, steht auf, wendet sich ab, schwebt von der Bühne und entschwindet hinter den schweren purpurnen Vorhang.
    Die winzige Kellnerin taucht wieder an seiner Seite auf, eine Flasche Champagner in der Hand. Sie steht aufrecht neben seinem Tisch und hält mit geübter, ruhiger Hand die mit einem Tuch bedeckte Flasche; sie dreht sich um und lässt den Korken knallen und gießt ihm ein großes Glas ein. Der Psychologe sieht sie überrascht an. »Ich habe keinen Champagner bestellt«, schreit er. Die Kellnerin deutet mit der Hand in die andere Ecke des Clubs, in Richtung eines runden Tischs, um den mehrere zugeknöpfte Männer sitzen, deren Gesichter im Dunkeln bleiben. »Der Chef schickt Ihnen die«, schreit sie zurück.
    Er bringt seinen Mund näher an ihr Ohr: »Bedanken Sie sich
für mich«, ruft er. Sie nickt ohne zu lächeln, räumt die leere Bierflasche ab und zieht sich zurück.
    Nach Mitternacht stolpert er über den Parkplatz. Seine Ohren summen betäubt, als ob sie von einem schweren Vorhang bedeckt wären. Die Stille draußen trifft ihn wie ein Schlag. Er geht in Richtung seines Wagens.
    »Doktor«, hört er hinter sich jemanden rufen. Er dreht sich um und sieht Tiffany auf sich zukommen, in einen langen weißen Pelzmantel gehüllt, das Haar am Hinterkopf zusammengebunden, eine brennende Zigarette in der Hand.
    »Doktor«, sagt sie. Sie steht vor ihm. Zu dicht, denkt er.
    Sie sehen einander an.
    »Sie haben es geschafft«, sagt er endlich. »Sie haben den nächsten Schritt getan. Sie haben Wort gehalten. Sie sind auf die Bühne gegangen, und Sie haben überlebt. Es ist ein wichtiger Schritt für Sie. Wie geht es Ihnen?«
    Sie verlagert ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen, führt die Zigarette an die Lippen und nimmt einen tiefen Zug. »Ein Teil von mir fühlt sich gut.« Sie dreht den Kopf zur Seite und stößt eine Rauchwolke aus; sie lächelt ein wenig. »Ein anderer Teil fühlt … möglicherweise … überhaupt nichts.«
    Er nickt. »Eine komplexe Reaktion auf eine komplexe Situation. Wir können das alles in unserer nächsten Sitzung besprechen. «
    »Ja«, sagt sie. Und dann: »Ich habe es nicht für mich getan.«
    »Nicht für Sie?«
    »Für Sie«, sagt sie.
    Ein riesiges Flugzeug donnert über ihre Köpfen hinweg und durchbricht die Stille, die sie eingehüllt hat. Sie tritt einen Schritt zurück. »Nächsten Freitag«, sagt sie, dann dreht sie sich um und verschwindet im Innern des Clubs.

44
    W as ist das Ziel in der Therapie? Was versuchen wir letztlich zu erreichen?« Der Psychologe blickt sich im Raum um.
    »Wachstum und Veränderung«, sagt Jennifer schließlich.
    »Möglich«, sagt der Psychologe, »aber nicht zwangsläufig. Wachstum und Veränderung sind nützliche, wenn auch begrenzte Metaphern. Sie sind nicht genügend komplex und werden leicht von den Motten des Klischees zerfressen. Überall um uns herum ist von Wachstum und Veränderung die Rede, denn es

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