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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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Rote Maske. »Wenn er wieder zu sich kommt, werde ich schon ein Mittel finden, seine Zunge zu lösen. Ich könnte ihm drohen, dass ich jemanden töte, der ihm sehr viel bedeutet.«
    Plötzlich öffnete sich die Tür, und ein nervös wirkender schwarz gekleideter Mann trat ein. Er warf einen kurzen Blick auf den bewusstlosen Händler, um dann zu melden: »Eindringlinge in den unteren Stockwerken!«
    Viviën unterdrückte einen Aufschrei. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sich ihm jemand in den Weg stellte. Wer konnte das sein? Die Erleuchteten unter der Führung von Henricus Teutonicus? Ignazios Gefährten?
    »Geh und sieh nach«, befahl er der Wache. Dann wandte er sich an den Folterknecht. »Du gehst mit ihm. Wer auch immer es sei, tötet sie!«
    Uberto und Willalme hatten beinahe die Spitze des Turms erreicht, aber immer noch keine Spur von Ignazio gefunden. Unbeirrt stiegen sie weiter Stufe für Stufe hinauf, bis sie in einen großen Raum gelangten, eine Art Bankettsaal mit einem hufeisenförmigen Tisch, um den Stühle gruppiert waren. Leere Fässer und vom Feuer geschwärzte Tongefäße stapelten sich an den Wänden, der Boden war mit Stroh und dunklen Flecken überzogen.
    Aus einer Seitentür erschienen plötzlich zwei schwarz gekleidete Schergen, einer von ihnen hatte sein Gesicht unter einer schwarzen Henkersmaske verborgen. Als sie die Eindringlinge erblickten, zogen beide sofort ihre Schwerter und stürmten auf sie zu.
    Ohne zu zögern, packte Willalme einen der Stühle, die um den Tisch standen, und schleuderte ihn auf den Angreifer, der ihm am nächsten war, dann drängte er Uberto zur Seite.
    »Lauf!«, rief er. »Such nach Ignazio!«, während er gleichzeitig seinen Krummsäbel klirrend aus der Scheide zog.
    Uberto hastete auf den Zugang zum oberen Stockwerk zu, doch bevor er den Raum verließ, warf er noch einmal einen Blick zurück auf seinen Gefährten. Er sah, wie er zwischen den beiden Schergen hindurch auf den Tisch sprang und in perfekter Gleichmäßigkeit nach links und rechts Schläge austeilte, sodass sie keine Gelegenheit für eigene Angriffe bekamen.
    Plötzlich fühlte er sich schuldig: Er verließ einen Freund im Augenblick der Gefahr. Doch dann dachte er an Ignazio, und flink wie ein Reh erklomm er die Treppe zur Spitze des Turms, bis er einen Vorraum erreichte, der an einer verriegelten Tür endete. Er schob den Riegel eilends beiseite und trat ein.
    Bei dem Anblick, der sich ihm bot, stockte ihm der Atem.
    Ignazio lag bewusstlos in einer Ecke des Raums, der Kopf war ihm auf die Brust gesunken, und er war schweißbedeckt. Durch seine zerfetzten Kleider sah man, dass sein Brustkorb mit Verbrennungen überzogen war. Uberto zögerte und starrte auf die fürchterlichen Wunden entlang den Rippenbogen, die wie Kratzer von Riesenkrallen aussahen.
    Als er sich endlich aus seiner Lähmung befreit hatte, lief er zu Ignazio hin und versuchte, ihn aufzuwecken. Er rief ihn beim Namen, rüttelte ihn an der Schulter, doch es gelang ihm nicht, ihn wieder zu Bewusstsein zu bringen. Ich muss ihn von den Ketten befreien!, schoss es ihm durch den Kopf. Fieberhaft sah er sich um, doch im Raum befand sich nichts, was ihm dabei helfen konnte. Dann hatte er eine Eingebung. Er wühlte in seiner Tasche und entnahm ihr die Glasampulle, die er aus dem Laboratorium von Gothus Ruber in Puente la Reina mitgenommen hatte. Ignazio hatte ihm erklärt, Aqua regia sei eine Säure, mit der man sämtliche Metalle auflösen könne.
    Er zog den Stöpsel heraus und goss den Inhalt des Fläschchens auf die Ketten, wobei er sich bemühte, alles auf eine Stelle zu geben. Ein ätzender Gestank drang ihm in die Nase, und vom Metall der Ketten stiegen rötliche Dämpfe auf.
    Die Kettenglieder verfärbten sich gelblich, und das Aqua regia zersetzte sie allmählich, ohne sie jedoch gänzlich zu zerstören. Uberto wickelte sich Stoffstreifen um beide Hände, nahm die Eisenstange aus dem Glutbecken und presste das glühende Ende auf die Ketten – genau auf die Stelle, auf die er die Säure gegossen hatte. Kurz darauf war Ignazio von seinen Fesseln befreit.
    Uberto warf die Eisenstange fort und versuchte, den Gefangenen wegzuschleppen, doch ohne dass er es bemerkte, tauchten plötzlich zwei Hände wie aus dem Nichts auf und packten ihn am Schopf.
    Zur gleichen Zeit kämpfte Willalme wutentbrannt gegen die beiden Schergen.
    Er befreite sich aus dem gleichzeitig geführten Angriff und konnte sich so auf einen Gegner konzentrieren. Er

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