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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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nur umgebracht, ich habe auch seinen Rang eingenommen … In diesem Moment sprichst du nicht mit Viviën de Narbonne und auch nicht mit Scipio Lazarus … sondern mit Dominus höchstpersönlich!«
    Ignazio starrte ihn erst hasserfüllt, dann voller Entsetzen an. Viviën hatte die rote Maske angelegt!
    Erschrocken wich Ignazio zurück.
    Auf einmal erhob sich von den Emporen der Basilika undeutliches Stimmengewirr und hallte zwischen den Säulen wider, die im Dunkeln lagen. Ignazio blickte auf und sah, wie eine Fackel entzündet wurde, dann noch eine und noch eine, bis das ganze Innere des Markusdoms taghell erleuchtet war.
    Die vergoldeten Deckenmosaiken entfalteten im Feuerschein ihre ganze Pracht. Auf den Emporen darunter saßen Dutzende maskierter Gestalten. Ignazio drehte sich um die eigene Achse, ließ den Blick an den Bogen entlangschweifen und starrte diese Masken des Schreckens eine nach der anderen an. Es waren Männer und Frauen unterschiedlichen Alters, jeder trug eine Maske und war in einen langen schwarzen Umhang gehüllt.
    Viviën hob den Arm.
    Die Menge erbebte und rief im Chor: »Ave Dominus!«
    Panik überwältigte Ignazio, und er sank in die Knie, während die Schwarzgekleideten von den Emporen herabkamen und einen immer enger werdenden Kreis um ihn zogen. Kurz sah er noch einmal Viviën, seinen ehemaligen Weggefährten, mit der grauenhaften roten Maske vor dem Gesicht, und dessen Worte drangen wie ein Rasiermesser in seinen Kopf: »Jetzt wirst du mir helfen, ob du willst oder nicht! Dominus befiehlt es dir!«
    Ignazio wurde in Ketten gelegt und fortgeschleppt.
    Der fettleibige Henricus Teutonicus kam als einer der Letzten von den Emporen des Markusdoms herunter. Keuchend bahnte er sich seinen Weg durch die Menge hin zu dem Mann mit der roten Maske. Er musste ihn dringend sprechen. Als er bei ihm war, starrte er ihn durch die Sehschlitze seiner goldenen Maske an und suchte nach den richtigen Worten.
    »Herr, was soll mit dem Gefangenen geschehen?«
    Die Rote Maske antwortete ausweichend: »Das geht Euch nichts an. Nur ich weiß, welche Fragen man ihm stellen muss.« Er musterte Teutonicus aufmerksam. »Sorgt nur dafür, dass er mir weiter so treu dient wie bisher. Habt Vertrauen. Ich halte meine Abmachungen ein.«
    Henricus Teutonicus trat einen Schritt vor und neigte demütig den Kopf. Es fiel ihm nicht leicht, Ehrerbietung zu zeigen. »Nehmt zumindest eine Abordnung von Freigrafen als Zeugen mit Euch, damit sie der Befragung beiwohnen. Falls Ihr Euch weigert, könnte das für Unfrieden sorgen …«
    Die Rote Maske schrie erregt: »Meint Ihr vielleicht eine Verschwörung?«
    »Herr, um Himmels willen, mäßigt Euren Ton«, sagte Henricus Teutonicus schnell. »Ich drücke nur aus, was Eure Anhänger denken.« Eigentlich hätte er diesem hochnäsigen Mönch am liebsten ganz andere Worte entgegengeschleudert. Dass dieser nun mit der roten Maske vor ihm stand, hatte er allein ihm zu verdanken.
    »Wie ich bereits sagte«, fuhr die Rote Maske mit kalter Stimme fort, »ist das Buch meine Aufgabe. Ich werde mich allein an einem abgeschiedenen Ort darum kümmern. Und zwar nur zu meinen Bedingungen. Sollte mir etwas zustoßen, wird niemand in der Lage sein, die himmlischen Wesen zu beschwören, dessen könnt Ihr gewiss sein. Dennoch werde ich mein Versprechen halten, nur keine Sorge. Wir werden beide unseren Vorteil aus dieser Angelegenheit ziehen. Haltet nun bloß Eure Mitbrüder im Zaum!«
    Henricus Teutonicus nickte, während er unter seiner Maske das Gesicht verzog. Im Moment blieb ihm keine Wahl, er musste gehorchen.
    Viviën wusste, dass er diesem Mann viel verdankte.
    Henricus war einflussreich und hoch angesehen. Bevor er Dominus getötet hatte, hatte er mit ihm vereinbart, dass er, Viviën de Narbonne, den Platz der Roten Maske einnehmen würde. Es war leicht gewesen, ihn davon zu überzeugen, indem er seinen unterdrückten Ehrgeiz anstachelte und den Hass, den er Dodiko gegenüber empfand. Doch jetzt stellte Teutonicus auf einmal ganz andere Forderungen und äußerte kaum verbrämte Drohungen.
    Viviën sann über seine Pläne nach. Die Heilige Vehme von Venedig war schwach und ohne charismatische Führerfigur. Er hatte sich ihr Vertrauen erworben, indem er den Anhängern Macht durch das Buch versprochen hatte. Falls er nicht rasch zu greifbaren Ergebnissen kam, konnte er dieses Vertrauen jedoch genauso schnell wieder verlieren.
    Nachdenklich näherte er sich drei Freirichtern, die etwas

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