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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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Ventorum‹ eingesammelt. Ich habe sie in dem Turm gefunden, wo man dich gefangen hielt.«
    Ignazio sah sich die Sachen an. »Mein Notizheft«, sagte er. »Das dagegen ist die kleine Schriftrolle mit den sieben Zaubersprüchen aus Viviëns Besitz, das Geheimnis von Armaros. Das hast du gut gemacht! Endlich haben wir das ganze Buch zusammengefügt!«
    Uberto nickte. »Du bist noch sehr schwach. Die Wunden müssen erst vollständig heilen«, versuchte er, die Begeisterung Ignazios zu dämpfen. Denn er wusste, sobald er sich gänzlich erholt hätte, würde Ignazio diesen abgeschiedenen Ort verlassen.
    »Ohne dich hätte ich es niemals geschafft«, sagte Ignazio. Er zögerte einen Augenblick, dann fuhr er fort: »Ich möchte dir etwas vorschlagen.«
    »Sprich.«
    »In einigen Tagen werde ich aufbrechen. Vermutlich werde ich nie wieder nach Santa Maria del Mare zurückkehren«, erklärte er und versuchte, dabei einen gewissen Gleichmut zu bewahren. »Du hast die Wahl: Du kannst dich dafür entscheiden, hierzubleiben oder dich mir anzuschließen. Du kannst tun, was du willst, niemand zwingt dich zu etwas.« Nach diesen Worten schlug Ignazio das Laken zurück und verließ das Bett.
    »Was tust du da? Du bist noch zu schwach, um herumzulaufen«, wandte Uberto ein, noch völlig überrascht von Ignazios Vorschlag.
    »Ich muss mit jemand Bestimmtem sprechen«, sagte Ignazio. Mit grimmiger Miene suchte er am Türrahmen Halt. »Entscheide du inzwischen, was du tun willst. Ich werde nicht lange brauchen.«
    Abt Rainerio war seit Wochen schwer erkrankt, worüber im Kloster allerdings kaum gesprochen wurde. Im Sommer hatte er sich die Malaria zugezogen, und sein körperlicher Zustand verschlechterte sich Tag für Tag. Das hohe Fieber fesselte ihn ans Bett; inzwischen konnte er nicht einmal mehr die einfachsten Aufgaben erfüllen. Geschwächt und von Fieberschauern geschüttelt, wälzte er sich auf seinem Lager. Obwohl die Mönche den Raum beständig ausräucherten und seinen Leib immer wieder wuschen, stieg von seinem Bett der Geruch des Todes auf.
    Der Abt schreckte aus seinem Dämmerschlaf hoch und sah zur Tür. Von draußen war das Geräusch von Schritten zu ihm gedrungen. Er öffnete die Augen und sah, wie ein Mann hereinkam und ans Kopfende seines Bettes trat. Als er den Blick zum Gesicht des Besuchers hob, stieß er ein Röcheln aus und sank tiefer in seine Decken.
    »Habt keine Angst, ehrwürdiger Rainerio. Ich bin nicht gekommen, um Euch zu töten«, sagte Ignazio da Toledo. »Andererseits ist nicht zu verkennen, dass Ihr bereits mit einem Fuß im Grab steht.«
    »Was wollt Ihr von mir?«, flüsterte der Abt, und seine Worte wurden von bestialischem Gestank begleitet.
    »Ich bin hier, um Euch die Kunde zu überbringen, dass Euer Gönner Scipio Lazarus tot ist. Er wartet in der Hölle auf Euch.«
    »Verfluchter … woher wisst Ihr …«, stammelte Rainerio.
    »Woher ich weiß, dass Ihr mit ihm unter einer Decke stecktet? Ganz einfach, er hat es mir selbst gestanden. Ihr müsst wissen … dass er keinen guten Umgang hatte. Außerdem hielt er nicht besonders große Stücke auf Euch. Ihr wart nur seine Marionette, wie viele andere auch.«
    »Teufelsanbeter … Mörder! Necromanticus ! «, stieß Rainerio hervor.
    Ignazio setzte sich auf den Rand seines Lagers und sah ihn mitfühlend an. »Warum hasst Ihr mich so? Was gibt es in meinem schändlichen Leben, dass Ihr mich so verabscheut?«
    Der Abt knurrte ihm die Antwort geradezu entgegen: »Euer Geheimnis …«
    »Mein Geheimnis? Ihr wisst immer noch nicht, worin es besteht? Dabei habt Ihr es immer vor Augen gehabt. Mit Einverständnis Eures verehrten Vorgängers Maynulfo da Silvacandida habe ich es fünfzehn Jahre lang in diesem Kloster gelassen. Und vor vier Monaten, als ich nach Venedig aufbrach, habe ich es mit mir genommen.«
    Rainerio erschauerte. Sein blasses, beinahe grünliches Gesicht verzerrte sich vor Überraschung. Endlich hatte er es begriffen.
    Ignazio deutete eine respektvolle Verbeugung an und begab sich zur Tür.
    Uberto lief, den Blick auf den Boden gerichtet und die Arme verschränkt, in der Mitte des Hofes auf und ab. Er hatte über das Angebot des Händlers nachgedacht und konnte es kaum erwarten, ihm seine Entscheidung mitzuteilen. Da sah er ihn aus den Gemächern des Abts kommen und eilte auf ihn zu.
    Ignazio legte ihm die Hand auf die Schulter und sah ihn ernst an. »Hast du deine Entscheidung getroffen?«
    »Ja«, erwiderte der Junge. »Ich möchte mit

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