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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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noch gut hören, doch die Fackeln am Ufer wurden immer seltener, bis sie sich in einer immer dichteren, manchmal vollkommenen Dunkelheit verloren.
    Das Boot durchteilte den milchigen Nebelvorhang und ließ hinter sich eine zitternde Spur im Wasser zurück. Es steuerte auf ein unscheinbares Haus zu, aus dem Musik und das Lachen junger Mädchen drangen. Erst jetzt schien der Conte aus einer beginnenden Schläfrigkeit zu erwachen. Er wartete, bis das Boot angelegt hatte, dann verließ er es, fest in seinen Umhang gehüllt.
    »Du wartest hier auf mich, Gigin.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, betrat der Conte das Bordell. Durch einen engen Vorraum erreichte er ein geräumiges Zimmer mit roten Wänden. Dort mischte sich der Geruch von Wein mit dem Parfüm der Huren, die Adlige und andere Persönlichkeiten der Stadt, die an Tischen saßen oder es sich auf Liegen bequem gemacht hatten, unterhielten.
    Scalò spürte, wie die Anspannung des Tages von ihm abfiel. Kurz darauf hatte ihn alle Besorgnis verlassen. Er dachte nicht mehr an den schwarz gekleideten Mann, der in der Krypta des Markusdoms aufgetaucht war. Was hatte er schließlich zu befürchten? War er doch kein gemeiner Bürger, sondern ein Avogador von Venedig! Er gehörte dem Rat der Vierzig an! Ein halbes Dutzend Vasallen auf Gütern in Konstantinopel schuldete ihm Gehorsam. Sogar der Doge brachte ihm Hochachtung entgegen.
    Scalò musste an Ignazio da Toledo denken. In wenigen Stunden würde der Händler in Richtung Alpen aufbrechen, und schon bald würde das »Uter Ventorum« ihm gehören … Doch jetzt hatte er genug gegrübelt, es war Zeit, sich zu vergnügen. Er schaute sich um und ließ sich ganz von seinem Verlangen leiten.
    Immer ungezwungener streifte er durch den Raum und erblickte dabei viele bekannte Gesichter. Einen Neffen des Dogen und einen reichen Kirchenmann aus Venedig, beide schon angeheitert, die gerade mit einer Schar halb nackter Mädchen tanzten. Er grüßte sie diskret, und die beiden nickten ihm stumm zu. An diesem Ort nannte niemand den anderen beim Namen.
    Er ging an ihnen vorbei zu einem Sessel in einer ruhigen Ecke des Raumes. Sofort gesellten sich zwei blutjunge Huren zu ihm, eine Blonde und eine Brünette. Sie fragten ihn, welche von ihnen er wolle oder ob er sich lieber mit beiden vergnüge. Der Conte warf lachend den Kopf zurück und erklärte, bevor er sich entscheide, müsse er erst einmal die Ware prüfen. Bei diesen Worten glitten seine Hände unter die Röcke der Mädchen und streichelten sie.
    »Was denn, keine von euch bringt mir etwas zu trinken? Kommt schon, kümmert sich hier niemand um mich?«
    Genau in dem Moment trat eine dritte Frau neben ihn und reichte ihm einen Becher Wein. Ihr Benehmen wirkte kultiviert, beinahe wie das einer Adeligen. Doch die feurigen schwarzen Augen und die üppigen Lippen verrieten ihre wahren Talente. Die Frau trug ein an den Hüften eng anliegendes Kleid aus purpurrotem Stoff, das ihr bis zu den Füßen reichte, ein tiefer Ausschnitt erlaubte einen großzügigen Blick auf ihre runden Brüste.
    Auf ihrer Schulter saß ein schwarzes Äffchen, das ihr ein Kaufmann aus Alexandria geschenkt hatte. Ein besonderes, ein exotisches Geschenk für eine erfahrene Liebesdienerin. Sie lächelte anzüglich.
    »Ihr könnt gehen, Mädchen, der Herr gehört mir.«
    Nachdem er sie wiedererkannt hatte, lud Scalò sie ein, neben ihm Platz zu nehmen. »Altilia, du machst jeder Frau an meiner Seite den Platz streitig. Wenn das so weitergeht, könnte ich fast glauben, du seist eifersüchtig.«
    »Sollte Euer Gnaden meine Gegenwart nicht schätzen, müsst Ihr es nur sagen«, flüsterte sie ihm ins Ohr und streifte es sinnlich mit den Lippen. »Sollte dem nicht so sein, bleibe ich natürlich zu Eurem Vergnügen.«
    Die beiden jungen Huren gaben auf und machten sich auf die Suche nach anderen Kunden.
    »Bleib, Altilia. Du weißt doch genau, dass du mir die Liebste bist«, sagte der Conte und streichelte lachend ihren Hals. »Außerdem haben sie mich nun allein gelassen.«
    Altilia hielt Scalòs Hand auf, bevor sie ihren Busen erreichte. »Nicht hier, Herr«, raunte sie. »Folgt mir an einen abgeschiedeneren Ort, damit ich Euch auf die rechte Weise befriedigen kann.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Heute Abend habe ich den Teufel im Leib …«
    Der Conte stand auf und ließ sich von Altilia ins obere Stockwerk des Bordells führen, vorbei an Türen, hinter denen man Flüstern und Liebesstöhnen hörte,

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