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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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als würde diese im nächsten Moment auf ihn stürzen.
    Ignazio hatte sich über ihn gebeugt und hielt vorsichtig seinen Kopf. »Nimm, dann fühlst du dich besser«, sagte er und reichte ihm eine Feldflasche.
    Nachdem er einen Schluck genommen hatte, versuchte Uberto aufzustehen, doch sofort drehte sich wieder alles in seinem Kopf. Außerdem hatte das Liegen auf dem kalten Boden des Markusdoms seine Glieder fühllos werden lassen. Er betastete seinen schmerzenden Kopf.
    »Was … ist geschehen?«, stammelte er.
    »Ein Mann hat dich umgestoßen, und du bist gefallen.«
    »Welcher Mann?«
    »Genau das wollen wir herausfinden.« Ignazio stützte ihn an den Schultern. »Nun komm, versuch aufzustehen.«
    Uberto erlangte allmählich sein Gleichgewicht wieder und erhob sich.
    »Geht es dir auch bestimmt gut?«, fragte ihn der Händler. »Du hast dir eine ordentliche Beule geholt.«
    »Alles in Ordnung. Glaube ich zumindest.«
    Conte Scalò, der bisher geschwiegen hatte, mischte sich ein. Sein Gesicht wirkte nicht mehr heiter, sondern bestürzt. »Erinnerst du dich an irgendeine Einzelheit des Mannes, der dich umgestoßen hat?«
    »An sehr wenig.« Der Junge runzelte die Stirn und versuchte krampfhaft, sich zu erinnern. »Er war schwarz gekleidet und groß und kräftig wie ein Ochse. Sein Gesicht habe ich nicht gesehen.«
    »Hoffen wir, dass Willalme mehr Erfolg gehabt hat«, wünschte sich Ignazio.
    Im selben Augenblick betrat der Franzose mit bekümmertem Gesichtsausdruck die Kirche. Er näherte sich und breitete resigniert die Arme aus. »Er ist wie ein Geist verschwunden«, sagte er. »Es tut mir leid.«
    Ignazios Miene verfinsterte sich. »Jetzt sind wir in großen Schwierigkeiten. Wer war dieser Mann bloß? Habt Ihr einen Verdacht, Conte?«
    »Ein Mann meines Standes hat immer Feinde, vor denen er sich in Acht nehmen muss.« Scalò kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, wer sich für unsere Unterhaltung interessieren könnte.«
    »Wir müssen auf der Hut sein«, sagte Ignazio und überlegte, ob es nicht klüger wäre, das Abenteuer zu beenden, noch ehe es begonnen hatte. Doch inzwischen hatte das »Uter Ventorum« seine Neugier erweckt, und außerdem würde er so Viviën wiederfinden … Er strich sich über den Bart und sagte zu Uberto: »Jedenfalls weiß ich nicht mehr, ob ich dich wirklich mitnehmen soll. Die Lage ist unsicherer, als ich geglaubt habe.«
    »Magister, sag doch nicht so etwas zu mir«, jammerte der Junge. »In den letzten zwei Tagen habe ich mehr gesehen als in meinem ganzen bisherigen Leben. Ich verspreche, dass ich dir nicht zur Last fallen werde, bitte!«
    »Wir werden sehen.« Ignazio sah ihn zweifelnd an, während die Anrede »Magister« in seinem Kopf nachhallte und in ihm Unbehagen auslöste. Dann wandte er sich an Scalò: »Ich nehme den Auftrag an. Jetzt müsst Ihr mir bloß noch verraten, wo ich Viviën de Narbonne treffen soll.«
    Bei diesen Worten schien der Conte seine Selbstsicherheit wiederzuerlangen. Er zog einen klingenden Geldbeutel unter seinem Umhang hervor und reichte ihn dem Händler.
    »Ihr werdet wie üblich in venezianischen Grossi bezahlt. Das ist die Anzahlung, das Doppelte erhaltet Ihr bei Lieferung.« Bevor er fortfuhr, versicherte er sich, dass niemand in der Nähe war und sie belauschen konnte. »Pater Viviën erwartet Euch in der Benediktinerabtei San Michele della Chiusa im Westen von Turin auf dem Weg ins Burgund. Seid äußerst wachsam.«
    Ignazio nickte und verstaute das Geld in seiner Reisetasche. »Ich weiß, wo das ist. Gleich morgen werde ich abreisen.«

20
    Die Nacht war hereingebrochen. Nachdem er an einem langweiligen Abendessen mit dem Bischof und anderen Kirchenfürsten teilgenommen hatte, beschloss Conte Scalò, sich ein wenig Ablenkung zu gönnen. Gegen Mitternacht stieg er in einen grauen Umhang gehüllt in seine Gondel.
    »Fahr los, Gigin. Bring mich, du weißt schon, wohin«, befahl er dem Schiffer. »Ich brauche jetzt etwas, um meine Stimmung aufzuheitern.«
    Der Gondoliere warf ihm ein verschwörerisches Lächeln zu und tauchte den Riemen ins Wasser. Die Gondel verließ die Kanäle von Rialto und glitt durch Nebelbänke, die über den Wassern schwebten. Sie verließen die Adelsviertel und begaben sich in eine nicht weit entfernte Gegend. Statt Gebäuden und Brücken aus Stein sah man nun Häuser aus Holz und Lehm, in denen Kaufleute, Handwerker und Geldverleiher lebten. Man konnte die Glockenschläge des Markusdoms

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