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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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bis sie schließlich ein schwach beleuchtetes Zimmer erreichten, das von berauschenden Düften erfüllt war.
    Scalò setzte sich auf den Bettrand. Natürlich waren die Laken hier nicht zerwühlt wie in den Hurenhäusern der abgelegenen Viertel, sondern glatt und duftend, wie es sich in einem Bordell für wohlhabende Kunden gehörte. Er würde sich bestimmt nicht irgendwohin legen, wo gerade ein grober Bauer gevögelt hatte!
    Altilia ließ ihr Äffchen gehen und begann für den Conte zu tanzen. Das Tier kletterte auf ein Holzgestell und kauerte sich dort oben zusammen.
    Nun führte Altilia die Hände zu den Füßen, fasste den Saum ihres Gewands, hob ihn langsam in die Höhe und entblößte erst die Fesseln, dann die Schenkel und den Bauch. Als sie vollkommen nackt war, kam sie zum Conte und setzte sich auf seine Knie. Er streichelte ihre Brüste, dann ihre Hüften.
    Altilia, Dienerin und Herrin zugleich, reichte ihm einen Kelch mit Wein. »Trinkt, Herr, trinkt, dann wird Eure Lust sich noch steigern.«
    Der Conte nahm den Kelch, führte ihn an den Mund und leerte ihn auf einen Zug, dann ließ er ihn neben das Bett fallen. Er legte sich hin, ohne den bitteren Nachgeschmack zu bemerken. Altilia über ihm entledigte ihn mit einem verheißungsvollen Blick der Beinkleider. Er schloss die Augen halb und kostete die Vorfreude auf das Folgende aus, doch im gleichen Moment verschwand seine Erregung. Sein Glieder entspannten sich, wurden schwach und fühllos, seine Zunge prickelte seltsam, und sein Verstand schien sich zu vernebeln.
    Beunruhigt von diesem ungewohnten Gefühl, suchte er im Gesicht der Hure nach einer Erklärung. »Altilia … was geschieht mit mir?«, fragte er. »Was war in dem Kelch?«
    Doch Altilia, die rittlings auf ihm saß, schwieg. Ihre Augen, die ihn anstarrten, waren die eines Raubtiers, einer Verräterin. Der Conte konnte nichts tun, als sie ebenfalls anzustarren, während ihm die Lider immer weiter zufielen, bis ihn Dunkelheit umfing.
    Vor dem Bordell trieb Gigins lebloser Körper neben der Gondel im Wasser.

21
    Uberto lag auf seinem Strohsack in einem Gasthaus Venedigs. Er hatte bis jetzt kein Auge zugetan, wofür er die Überfahrt der vorangegangenen Tage verantwortlich machte, die er überwiegend in einem Dämmerzustand verbracht hatte. Die Reise hatte sein Zeitgefühl auf den Kopf gestellt: Er wusste nicht mehr, wann er essen oder schlafen sollte. Doch Ignazio hatte ihm versichert, dies sei nicht ungewöhnlich. Uberto war im Rhythmus des Klosterlebens aufgewachsen, dort hatten die Morgen-, Mittags- und Abendmesse seinen Tagesablauf bestimmt. Mit der Zeit würde er sich schon umgewöhnen.
    Im Grunde hatte der Junge nur die Aufregung über den morgendlichen Zwischenfall noch nicht verarbeitet. Er würde länger – bestimmt Tage – brauchen, damit er in seinen Alpträumen nicht mehr die bedrohliche Gestalt des Mannes in Schwarz auf sich zukommen sähe. Aber er hatte es nicht gewagt, mit Ignazio darüber zu sprechen, weil er davon überzeugt war, der Händler würde keine Klagen dulden und ihn ohne zu zögern zurück ins Kloster schicken.
    Er hustete. Seine Brust schmerzte noch immer von dem Stoß und bereitete ihm Schwierigkeiten beim Atmen. Das hatte er ebenso verschwiegen wie den großen blauen Fleck, der sich auf seinen Rippen gebildet hatte. Er presste die Arme schützend vor die Brust und versuchte zu schlafen. Am nächsten Tag würde es ihm bestimmt besser gehen.
    Ehe er die Augen schloss, betrachtete er seine Gefährten. Willalme war in einen tiefen Schlaf versunken, aber immer wieder wälzte er sich unruhig zwischen den Laken hin und her, wahrscheinlich quälten ihn böse Träume. Ignazio dagegen lag vollkommen regungslos auf der Seite. Vielleicht schlief er ebenfalls nicht. Sein Körper wirkte seltsam angespannt, als ob schwere Sorgen auf ihm lasteten.
    Während Uberto darauf wartete, endlich Schlaf zu finden, dachte er über das Ziel der Reise nach. Die Abtei San Michele della Chiusa war ein Benediktinerkloster, das hoch oben auf einem Berg namens Pirichiano lag, eine Tagesreise von Turin entfernt. Es glich eher einer Festung als einem Kloster und war ein wichtiger Halt für die Pilger auf dem Weg nach Frankreich. Es beherbergte in seinen Mauern mehr als zweihundert Mönche verschiedener Nationen, darunter Spanier, Burgunder und Italiener. Unter ihnen auch Viviën de Narbonne.
    Mehr wusste er nicht. Im Augenblick war er vor allem am Inhalt des Buches interessiert. »Ist es eine heilige

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