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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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simplen Dolch nicht in seinem Element fühlte.
    Die Zeit schien einen Moment lang stehen zu bleiben, dann drehte sich der Mann blitzartig um und hielt auf den Ausgang zu.
    Conte Scalò stand wie versteinert da. Ignazio hingegen eilte zu Willalme, der immer noch am Boden lag.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er ihn beunruhigt und wollte ihm aufhelfen.
    »Er entkommt uns!«, schrie der Franzose und sprang auf die Füße.
    Doch der Mann hatte die Krypta schon verlassen.
    »Verdammt, Uberto ist dort oben!«, rief Ignazio aus und erinnerte sich erst jetzt, dass er den Jungen in der Kirche zurückgelassen hatte.

17
    Begeistert von den Schönheiten des Markusdoms, lief Uberto durch das Hauptschiff der Kirche und sah sich die Mosaiken, die Säulen und die Fresken an. Er hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen.
    Doch auf einmal hörte er Stimmengewirr. Er schaute sich um, weil er wissen wollte, woher es kam, und erblickte einen ganz in Schwarz gekleideten Mann, der auf ihn zurannte. Dicht gefolgt von Willalme und Ignazio, die gerade aus der Krypta kamen. Die beiden riefen etwas, doch dem Jungen blieb nicht genug Zeit, um die Worte zu verstehen. Schon war der Mann in Schwarz bei ihm, warf ihn mit einem Ellbogenstoß zu Boden und eilte weiter auf den Ausgang zu.
    Uberto, den der Stoß mitten gegen die Brust getroffen hatte, fiel nach hinten und schlug hart mit dem Kopf auf dem Steinboden auf.
    Als Willalme und Ignazio sich über ihn beugten, war der Unbekannte schon durch das Portal der Kirche hinaus.
    »Ihm fehlt nichts, er ist nur ohnmächtig geworden«, sagte der Händler, der das bleiche Gesicht des Jungen betrachtete. Dann wandte er sich an den Franzosen: »Geh und hol dir diesen Mistkerl.«
    Willalme lief durch den Vorraum nach draußen. Sein Blick schweifte über die Planen der Marktstände, die sich auf dem Platz zu einem riesigen Mosaik formten. Er stürzte sich in die Menge, bahnte sich seinen Weg durch Stoffe, Gerüche und Stände, während die plötzliche Mittagshitze ihm den Atem nahm.
    Die wimmelnde Masse erschwerte sein Fortkommen. Keuchend versuchte Willalme, so nahe wie möglich an den Flüchtenden heranzukommen. Doch das war nicht so einfach. Er riss eine Frau zu Boden und warf einige Krüge mit Essig um, kümmerte sich jedoch nicht um das Geschrei und die Flüche, sondern verfolgte den Fremden weiter.
    Inmitten all dieser Menschen stieg urplötzlich eine tief verborgene Erinnerung in ihm nach oben: er, wie er umringt von einer Menge christlicher Krieger besiegt auf dem Deck eines Kreuzfahrerschiffs lag. Dieser Gedanke verblasste genauso schnell, wie er gekommen war.
    Er versuchte, durch die Menge vorwärtszudrängen, doch inzwischen war es zu spät. Er hatte den Schwarzgekleideten aus den Augen verloren.
    »Verdammt!«, zischte er wütend.

18
    Der Mann in Schwarz hatte sich ungesehen aus der Menge entfernt. Er bog in eine schmale Gasse ein, die von der Piazza abging, und sah sich um, ob der Franzose ihm immer noch auf den Fersen war.
    Als er glaubte, weit genug vom Marktplatz entfernt zu sein, nahm er den Schleier ab, der sein Gesicht verdeckte, und enthüllte seine nordischen Gesichtszüge: kräftige Kiefer, eine scharfe Nase und Lippen, die streng aufeinandergepresst wurden.
    Der Mann lief unter großen Umwegen durch die Gassen, um sicherzugehen, dass ihm niemand folgte. Als er überzeugt war, dass er seine Spuren verwischt hatte, trat er an einen Kanal heran und winkte einen Gondoliere herbei.
    Eine glitzernde Spur schäumte im grünlichen Wasser auf, als sich das Boot näherte, der Mann stieg ein, murmelte etwas und setzte sich an den Bug. Der Gondoliere nickte und wiederholte das Ziel, um sich zu vergewissern, dass er seinen Passagier richtig verstanden hatte: »Zur Rialtobrücke.«
    Der Mann in Schwarz nickte und wandte den Blick gleich wieder forschend dem Treiben auf den feuchten Uferwällen zu. Vorsichtig tastete er seine schmerzende rechte Seite ab. Dieser Franzose war ein harter Kerl. Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte ihm den Arm gebrochen.
    Sanft auf den glitzernden Wogen des Kanals schwankend durchfuhr die Gondel den Stadtteil San Marco und glitt den Canal Grande bis zur Rialtobrücke entlang.
    »Leg in der Nähe des Campo San Bartolomeo an«, wies er den Gondoliere an.
    Mit einem dumpfen Aufprall stieß der Schiffsrumpf gegen das Ufer. Der Mann bezahlte den Gondoliere und verließ das Boot.
    Er war auf dem Weg zum Haus von Henricus Teutonicus, dem Neffen des obersten

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