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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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Tempelritter, zu werden?
    Als sich Ignazio wie vor Adligen üblich verbeugen wollte, hielt Philippe de Lusignan ihn davon ab und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Erniedrigt Euch nicht derart. Ich habe meinem Rang schon lange entsagt. Jetzt bin ich Mönch, und wie es Gott gefällt, schütze ich mit meinem Schwert den Weg den Pilger.«
    Er unterbrach sich kurz, um erst Uberto, dann Willalme zu mustern, dann wandte er sich wieder an Ignazio. »Doch erzählt mir, was wollten diese seltsamen Reiter von Euch?«
    Ignazio zögerte kurz. Jetzt musste er sich entscheiden: Sollte er die Wahrheit sagen oder lügen?

54
    »Das waren Banditen, Herr. Nur Banditen, sonst nichts.« Ignazio sah dem Templer fest in die Augen. Es war besser zu lügen, sagte er sich, als erst lange Erklärungen über das »Uter Ventorum« und die Heilige Vehme abzugeben. »Banditen«, beharrte er, ohne auf die vorwurfsvollen Blicke Ubertos zu achten. »Wir sind ihnen noch nie zuvor begegnet.«
    »Doch einer von ihnen schien Euch zu kennen, mein Herr«, wandte Philippe de Lusignan in ruhigem Ton ein. »Er hat Euch sogar beim Namen genannt.«
    »Und selbst wenn es so war, wie sollte ich wissen, wer er ist? Dieser Mann trug eine Maske, wie Ihr bemerkt haben werdet …«, wich Ignazio aus.
    »Ich bin Eurer Meinung, Ihr habt recht.«
    »Sagt mir lieber«, wechselte Ignazio das Thema, »seid Ihr der Rektor dieser Kirche?«
    »Ich stehe nicht an der Spitze der Gemeinschaft von San Sepulcro«, antwortete der Templer. »Nein, ich sage Euch noch mehr, ich lebe nicht einmal hier. Ich bin nur auf der Durchreise, genau wie Ihr. Die Männer, die Euch zu Hilfe geeilt sind, unterstehen meinem Befehl.«
    »Ich verstehe.« Ignazio musterte die derben Gesichtszüge der erfahrenen Kämpfer, die sich hinter Lusignan versammelt hatten. Dann blickte er zur Kirche San Sepulcro und fragte sich, woher diese Männer kamen und wohin ihre Reise ging.
    »Jetzt will ich Euch nicht länger aufhalten. Es ist spät geworden, und Ihr werdet müde sein.« Während er das sagte, ließ Philippe Ignazio nicht aus den Augen. »Ich werde Euch zum Gästehaus der Kirche führen. Morgen unterrichte ich dann den Rektor über Eure Ankunft.«
    Mit einer ausladenden Handbewegung winkte der Tempelritter einen jungen Offizier zu sich, der in Erwartung seiner Befehle vor ihm niederkniete. Mit Ausnahme des weißen Umhangs war er genauso gekleidet wie Philippe.
    »Jarenton«, sagte Lusignan, »kümmere dich um eine Unterkunft für die Fremden.«
    Der Offizier nickte, stand auf und wandte sich an Ignazio: »Folgt mir. Sorgt Euch nicht um Eure Pferde, ich werde sie später versorgen.«
    Die Reisenden verabschiedeten sich dankbar von Lusignan und folgten Jarenton.
    Uberto betrachtete den Offizier voller Bewunderung. Jarenton konnte nicht viel älter sein als er selbst, obwohl sein wettergegerbtes Äußeres ihn reifer wirken ließ.
    Der junge Mann führte die drei Gefährten in ein Gebäude unmittelbar hinter der Kirche, das Reisenden zur Unterkunft diente.
    »Jetzt kommen wir allein zurecht«, sagte Ignazio. »Es war sehr freundlich von Euch, uns zu begleiten, Offizier.«
    »Zu Diensten«, erwiderte Jarenton, und seine Stimme verriet seine Jugend. Er verneigte sich leicht zum Abschied und entfernte sich.

55
    Als Uberto am nächsten Morgen erwachte, verging er beinahe vor Hunger. Er setzte sich auf sein Lager und sah sich in dem leeren Zimmer um. Ignazio und Willalme waren gegangen, ohne ihn zu wecken, aber sie hatten neben dem Bett eine Schüssel Milch und einen großen grünen Apfel für ihn zurückgelassen.
    Nachdem er sich gestärkt hatte, verließ er das Gästehaus, um nach seinen Begleitern zu suchen, und sah Jarenton auf einer Bank sitzen, der gerade mit einer Bürste ein Paar Beinschienen säuberte. Er ging zu ihm und fragte ihn nach seinen Gefährten.
    »Sie sind vor Kurzem in die Kirche gegangen«, erwiderte der Offizier, ohne den Blick von der Beinschiene zu wenden, und sprengte mit einem Bürstenstrich einen verkrusteten Schlammbrocken von der Metalloberfläche ab.
    »Wahrscheinlich wollten sie sich mit dem Rektor treffen«, vermutete Uberto.
    »Das glaube ich kaum«, antwortete Jarenton. »Der alte Rektor ist sehr krank und hat seit Tagen das Bett nicht mehr verlassen. Eure Begleiter suchten, glaube ich, nach Herrn Philippe. Sie sind vermutlich den Turm hochgestiegen«, sagte er und zeigte auf den höchsten Punkt von San Sepulcro.
    Uberto sah hinauf und stellte fest, dass dort oben kein

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