Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
Vom Netzwerk:
Willalme sein Ross in dem Vorhaben, die Verfolger sämtlich auf sich zu ziehen. Mit zusammengepressten Kiefern zückte er seinen Krummsäbel, während der Wind in seine langen blonden Haare fuhr. Er schwang seine Waffe hoch über den Kopf und gab seinem Pferd die Sporen. Wiehernd und mit Schaum vor dem Maul bäumte sich das Tier auf.
    Ignazio befahl Willalme, innezuhalten, doch der rief mit flammenden Augen: »Es gibt keine andere Lösung! Flieht! Ich werde sie so lange aufhalten, wie ich kann!«
    Keiner der drei Verfolgten hatte das Horn gehört, das vom Kirchturm erscholl, doch was kurz darauf geschah, nahmen sie voller Verwunderung wahr: Die Tore der Unterkünfte von San Sepulcro öffneten sich plötzlich, und heraus stürmte ein Trupp bewaffneter Tempelritter.
    Uberto sah zu den Kriegermönchen hin. Es war ungefähr ein Dutzend, und sie trugen alle einen weißen Waffenrock mit einem Kreuz auf der Brust. Auf den Ruf des Wachtpostens hin waren sie in aller Eile zu Fuß aus dem Gebäude gestürzt und schienen tatsächlich gewillt, sie zu beschützen.
    Angesichts dieser unerwarteten Verstärkung verzichtete Willalme darauf, allein vorzustürmen, und ritt an Ignazio Seite, während zwei Bogenschützen vom Turm aus die vier Verfolger ins Visier nahmen. Sobald diese die bewaffneten Männer sahen, zügelten sie ihre Pferde und hielten etwa zwanzig Schritt vor ihrer Beute an, unschlüssig, was sie tun sollten. Ignazio hatte Zeit, sie zu betrachten: Sie gehörten zur Heiligen Vehme, daran ließen die schwarzen Umhänge und die hinter Masken verborgenen Gesichter keinen Zweifel. Ein Mann erregte besonders seine Aufmerksamkeit. Er trug eine rote Maske, die zu einem teuflischen Grinsen verzogen war. Es war Dominus, die Rote Maske.
    Inzwischen waren die Tempelritter weiter vorgestoßen und beschirmten die drei Reisegefährten mit ihren Schilden. Dominus suchte durch die Schar der Bewaffneten den Blick des Händlers. Er bebte vor Zorn. Am liebsten hätte er sich wie eine wilde Bestie auf ihn gestürzt.
    »Ignazio da Toledo, erinnert Ihr Euch an mich?«, rief er, und seine Stimme klang gedämpft durch die Tonmaske. »Heute ist Euer Leben gerettet, genießt es, solange Ihr könnt. Aber passt auf! Ihr habt etwas, das ich haben will, und ich werde es auf die eine oder andere Weise bekommen, selbst wenn ich Euch dafür bis in die Hölle folgen müsste!«
    Mit diesen Worten wendete die Rote Maske das Pferd und bedeutete den Schergen, ihm zu folgen. Sie ritten ihm nach wie eine folgsame Hundemeute und verschwanden in der Dunkelheit.
    Philippe de Lusignan beobachtete aus der Gruppe Tempelritter heraus die schwarz gekleideten Reiter, bis er sicher sein konnte, dass sie sich zurückzogen. Solche Masken hatte er noch nie zuvor gesehen. Allerdings bedurfte es mehr als eines solchen Aufzugs, um einen harten Kämpfer wie ihn einzuschüchtern. Nachdem er sich überzeugt hatte, dass die Gefahr vorüber war, befahl er seinen Begleitern, die Reihen aufzulösen, und steckte sein Schwert in die Scheide zurück. Dann wandte er sich den drei Pilgern zu, die sichtlich erschöpft von der Flucht vor den Verfolgern waren.
    Philippe de Lusignan sprach den grünäugigen Mann an, in dem er sogleich den Anführer erkannt hatte. »Geht es Euch gut?«
    Ignazio sah den Tempelritter an. Auf den ersten Blick hatte er ihn für ein Raubein wie die meisten Soldaten gehalten, die er kennengelernt hatte. Doch in seinen Augen blitzte eine ungewöhnliche Klugheit auf, die Ignazio beeindruckte.
    »Nur dank Euch, edler Ritter. Nur dank Euch«, erwiderte er mit ehrlicher Dankbarkeit. Er stieg vom Pferd und betrachtete den Templer aus der Nähe. »Wir verdanken Euch unser Leben. Ich bin Ignazio da Toledo und handele mit Reliquien. Ich würde gern den Namen des Mannes erfahren, der uns so unverhofft zu Hilfe geeilt ist.«
    »Ich heiße Philippe de Lusignan, Messere. Zu Euren Diensten.«
    Ignazio war starr vor Erstaunen. Das Adelshaus der Lusignan hatte seinen Namen von der Burg di Leusignem im Poitou im Westen Frankreichs. Der Legende nach konnte es seine Herkunft auf die Fee Melusine, ein Wesen halb Mensch, halb Schlange, zurückverfolgen. Seit etwa dreißig Jahren hatten die Lusignan, nachdem sie sich die Herrschaft über die Insel Zypern gesichert hatten, ihr Blut mit dem der königlichen Familie von Jerusalem vermischt.
    Was nur konnte einen Abkömmling eines solchen Geschlechts dazu bewegen, all die Annehmlichkeiten und Besitztümer aufzugeben und ein Mönch, ein

Weitere Kostenlose Bücher