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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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Feuer mehr brannte. Er bedankte sich bei dem Offizier und ging auf das mit einem Rundbogen gekrönte Portal zu, drückte die angelehnten Türflügel auf und trat ein.
    Durch die achteckige Bauweise konnte viel vom hellen Schein der Morgensonne durch die schmalen Fenster ins Gebäude dringen. Wie Ignazio ihm erklärt hatte, war das Achteck die bevorzugte geometrische Figur der Templer, weil sich darin das Quadrat und der Kreis auflösten, die Symbole für Erde und Himmel.
    Der Innenraum war menschenleer. Uberto sah sich nach dem Aufgang zum Turm um. Dabei fiel ihm das herrliche Kuppelgewölbe auf, das von sternförmig angeordneten Rippen getragen wurde. In der Mitte der Decke ruhte ein Kreuz mit zwei gleich langen Balken.
    Als er endlich den Blick von der Decke zu lösen vermochte, entdeckte er hinter der Apsis den Aufgang. Er machte sich auf den Weg und stieg eine Treppe hinauf. Weiter oben traf er auf einen ehrwürdigen Kapellan.
    Der alte Mann sah ihn sanftmütig an. »Guten Tag, mein Söhnchen, suchst du vielleicht die beiden Fremden?«
    »Ja«, erwiderte Uberto.
    »Sie sind dort hinten.« Der Mann deutete auf eine kurze Treppe, die zu der Laterne an der Spitze des Gebäudes führte. »Geh nur dort hinauf, aber pass auf, dass du dich nicht aus den Fenstern lehnst.«
    Uberto nickte stumm. Der alte Mann legte ihm kurz die Hand auf den Kopf und verabschiedete sich.
    Ganz oben in der Laterne, deren Grundriss ebenfalls achteckig war wie der der Kirche, genoss Willalme das Bergpanorama der Sierra de Codés und lauschte dem Gespräch zwischen Ignazio und Philippe de Lusignan.
    »Ich befördere eine äußerst kostbare Ware, mein Herr«, erklärte der Tempelritter gerade. »Deshalb bin ich mit zahlreichen Bewaffneten unterwegs.«
    »Schätze aus dem Orient?«, fragte Ignazio.
    »Das darf ich Euch nicht sagen. Ich hoffe, Ihr begreift das.«
    »Sicherlich.«
    »Ich habe Befehl, gen Westen nach Tomar zu gehen.«
    Ignazio kannte die Burg von Tomar. Die Festung lag über den Ufern des Tejo an der Grenze zwischen dem christlichen Spanien und dem maurischen Andalusien. Etwa vor dreißig Jahren, als er in Toledo lebte, hatte er gehört, dass an diesen Mauern der Stolz und die Truppen des marokkanischen Königs Almansor zerschellt waren. In dieser Festung hüteten die Templer große Reichtümer und ihre Geheimnisse.
    »Morgen früh setzen wir unsere Reise fort«, erklärte Philippe weiter und musterte die Linie der Hochebenen, die sich kurvenreich nach Westen schlängelten. »Wir folgen dem Jakobsweg bis Burgos, dann werden wir uns nach Südwesten wenden.«
    »Wir wollen ebenfalls nach Burgos«, sagte Ignazio.
    »Wenn Ihr es wünscht, können wir den Teil der Reise gemeinsam unternehmen, dann schützt Euch unsere Begleitung vor weiteren unangenehmen Begegnungen«, schlug ihm der Templer unerwartet vor.
    Das Angebot machte Ignazio sprachlos. Eine Eskorte der Tempelritter würde ihnen Dominus und seine Handlanger vom Leib halten. »Seid Ihr sicher, dass wir Euch nicht zur Last fallen?«
    »Im Gegenteil, wir werden von der Gesellschaft des anderen beide einen Nutzen haben.«
    »Wenn Ihr so denkt, nehme ich das Angebot gern an. Eine sichere Reise ist in diesen Zeiten ein unschätzbarer Vorteil.«
    Inzwischen hatte Uberto die Laterne erreicht, wo er sah, dass in einem Fenster ein Bogenschütze Wache hielt. Wenige Schritte davon entfernt standen seine Begleiter bei Philippe.
    »Na, bist du auch wach, mein Junge?«, begrüßte ihn Ignazio, als er ihn kommen sah. »Wir haben dich schlafen lassen. Letzte Nacht hast du sehr erschöpft ausgesehen.«
    »Das glaube ich«, sagte Philippe. »Mit diesen vier Teufeln ist sicher nicht zu spaßen. Ich sehe noch ihre Masken vor mir. Ziemlich einzigartig, würde ich sagen.«
    »Ja«, antwortete Willalme ausweichend.
    »Du kommst genau richtig«, sagte Ignazio zu Uberto. »Sieur Philippe hier hat sich erboten, uns auf der Reise zu eskortieren. Wir brechen morgen früh mit ihm und seinem Begleittrupp auf.«
    »Wunderbar!«, rief Uberto aus, als er sah, dass der Tempelritter dies bestätigte. »Ich bin noch nie Tempelrittern begegnet, aber ich habe schon vieles über sie gehört.«
    »Mal sehen, ob das, was man dir erzählt hat, der Wahrheit entspricht oder doch eher pure Phantasie ist«, sagte Philippe lächelnd. »Doch jetzt entschuldigt mich, ich muss wieder hinunter, um die Vorbereitungen für die Reise zu treffen.«
    Als sie allein im Turm waren, vergewisserte sich Ignazio, dass der Bogenschütze ihn

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