Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)
sich die beiden um.
»Ach, du bist es, Willalme.« Ignazio atmete erleichtert aus. »Du hast uns einen Schrecken eingejagt. Warum diese Eile?«
»Wir müssen von hier verschwinden!«, rief der Franzose außer Atem und schlug die Tür hinter sich zu. »Sie sind in der Stadt und suchen nach uns!«
»Ganz ruhig!«, sagte Ignazio, erhob sich und sah Willalme eindringlich in die Augen. » Wer sucht nach uns? Kannst du etwas deutlicher werden?«
»Die Männer, die Gothus Ruber getötet haben! Die Heilige Vehme! Ich habe sie gerade gesehen, sie waren zu viert. Sie suchen die Gasthäuser von Estella ab, und es wird nicht lange dauern, bis sie uns gefunden haben!«
»Wie haben sie uns nur so schnell aufgestöbert?« Ignazio schlug wütend mit der Faust auf den Tisch. Doch ihnen blieb keine Zeit, um die Antwort darauf zu finden. Hastig ordnete er seine Gedanken und entschied dann, was zu tun war: »Willalme, geh und sattele die Pferde. Uberto, du packst unsere Sachen. Wir müssen fort.«
»Wo willst du denn so schnell hin?«, fragte der Junge voller Panik.
»Ich kenne einen Ort, an dem sie uns kein Haar krümmen können. Es ist nicht weit von hier … aber jetzt beeil dich, mein Junge, hör auf zu zittern und pack endlich diese verdammte Tasche!«, rief Ignazio, während er schon damit begonnen hatte, seine Habseligkeiten zusammenzuraffen.
Uberto gehorchte stumm.
Willalme ging in den Stall und sattelte die Pferde. Er versuchte, sich dabei so gelassen wie möglich zu geben, lächelte dem Knecht zu, der die Tiere striegelte, und sah sich verstohlen um. Niemand war zu sehen. Kurz darauf kamen seine Begleiter hinzu, alle stiegen auf ihre Pferde und entfernten sich im Schritt aus der Herberge.
Ohne Zwischenfälle erreichten sie das Stadttor, und sobald sie den Mauerring hinter sich gelassen hatten, sprengten sie im Galopp gen Westen.
»Wohin reiten wir?«, fragte Willalme, als er sein Pferd an die Seite des Händlers lenkte.
»Zu einer Kirche der Tempelritter: Santo Sepulcro in Torres del Río«, antwortete Ignazio. »Der Templerorden ist verpflichtet, Pilger zu beschützen.«
»Wie lange werden wir dorthin brauchen?«, fragte Willalme und gab seinem Pferd die Sporen.
»Wenn wir diese Geschwindigkeit beibehalten, höchstens zwei bis drei Stunden.«
Und so führte der Händler sie über die Hochebenen an die Grenze zwischen Navarra und Galizien.
Ignazio sollte recht behalten. Etwa eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang erreichten sie ein Tal mit kargem Boden. In nicht allzu weiter Ferne erkannten sie zwischen unebenen Erdhügeln und vertrockneten Sträuchern ein Gebäude mit einem hohen Turm, in dem Licht brannte.
»Das sieht aus wie ein Leuchtturm«, rief Uberto aus und starrte das Bauwerk an, das sich dort aus der Dunkelheit erhob.
»Das ist San Sepulcro, die Kirche der Templer. Wir sind fast am Ziel«, erklärte Ignazio. »Nur noch ein kurzes Stück Wegs, dann sind wir in ihren Mauern in Sicherheit.«
Bei diesen Worten schien sich der Junge endlich zu beruhigen. Er ritt weiter, die Augen starr auf das Licht gerichtet, dem sie immer näher kamen. Doch auf einmal wandte Willalme sich einem unguten Gefühl folgend um.
Hinter ihnen entdeckte er vier Reiter, die sie verfolgten. Sie ritten mit großer Geschwindigkeit und hielten Fackeln in der Hand. Wenn sie weiter so vorwärtskamen, hätten sie sie bald eingeholt.
»Ignazio!«, schrie Willalme. »Sieh dort!«
Der Händler drehte sich besorgt um. Er kniff die Augen zusammen und sah, wie sich ihnen vier fackelbewehrte Reiter in Windeseile näherten.
»Das sind sie, die Erleuchteten!«, schrie er und trieb sein Pferd auf den nahen Rettungsort zu. »Sie dürfen uns nicht einholen! Folgt mir! Schnell!«
Uberto und Willalme ließen sich das nicht zweimal sagen und spornten ihre Pferde zu einem rasenden Ritt an. Ihre Verfolger schienen das zu merken, denn sie stürmten vorwärts wie Wölfe, die ihre Beute hetzen, und gewannen an Boden.
Uberto spürte, wie sich sein Magen schmerzhaft zusammenzog, und er umklammerte die Zügel fester. Er hörte, wie sein inzwischen erschöpftes Pferd keuchte, doch er vermied es, sich umzudrehen, da er fürchtete, die Verfolger könnten gleich über ihn herfallen. Lieber starrte er geradeaus auf den Händler, der tief über den Hals seines Tieres gebeugt vor ihm herritt.
Unbeschadet erreichten sie die Außenmauern der Kirche, doch all ihre Anstrengung war vergeblich gewesen: Die vier Reiter hatten sie eingeholt.
Daraufhin wendete
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