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Der häusliche Herd

Der häusliche Herd

Titel: Der häusliche Herd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Umständen
besser, auf die Sache zu verzichten. Trublot strengte sein
Gedächtnis an, um sich der Hausnummer zu erinnern; er habe einmal
dort gegessen; es sei da unten, hinter dem Luxenbourg, aber er
konnte sich nicht mehr erinnern, ob das Haus rechts oder links und
an welchem Ende der Straße es stehe. Das Tor sei ihm recht gut
erinnerlich, er werde es sofort wiedererkennen. Da hatte der Onkel
einen neuen Gedanken: er bat Trublot, sie zu begleiten, trotzdem
August sich dem widersetzte und erklärte,
es sei am besten, wegen dieser Sache niemanden mehr zu stören, und
er wolle heimkehren. Übrigens weigerte sich Trublot mit
verdrossener Miene; er werde niemals in diese Baracke zurückkehren,
sagte er. Aber er hütete sich, die wahre Ursache seiner Weigerung
anzugeben. Er hatte nämlich von der neuen Köchin Clarissens, als er
es versuchte, sie am Feuerherde in die Hüften zu zwicken, eine
mächtige Ohrfeige bekommen. Er war sehr betroffen darüber; es war
dies von langer Zeit her seine Art, mit den Mägden Bekanntschaft zu
machen, doch war ihm ähnliches noch nie passiert.
    Nein, nein, sagte er, eine Ausrede suchend; ich setze keinen Fuß
mehr in dieses Haus, wo man sich so sehr langweilt. Clarisse ist
sehr lästig und boshaft geworden, überdies spießbürgerlicher als
alle Spießbürgerinnen. Endlich hat sie, seitdem ihr Vater tot ist,
ihre Familie zu sich genommen, eine ganze Sippschaft von
Straßentrödlern: die Mutter, zwei Schwestern, einen langen Lümmel
von einem Bruder, selbst eine alte, kranke Tante – brrr! Welch'
traurige Figur mag Duverdy in dieser Umgebung spielen!
    Er erzählte weiter, daß, als an einem Regentage Duverdy Clarisse
unter einem Haustor wieder begegnete, diese sieh als Beleidigte
gebärdete und sieh unter Tränen beklagte, daß er, Duverdy, sie
niemals geachtet habe. Ja, wegen einer lange genug unterdrückten
Verbitterung über die Verletzung ihrer persönlichen Würde habe sie
die Wohnung in der Kirschenstraße verlassen. Warum lege er seinen
Orden ab, sooft er zu ihr komme? Glaube er etwa, daß sie diesen
Orden beflecken werde? Sie sei bereit, sich mit ihm wieder
auszusöhnen, doch müsse er bei seiner Ehre schwören, daß er seinen
Orden behalten werde, denn sie halte etwas darauf, daß sie geachtet
werde, und wolle nicht immer wieder beleidigt werden.
    Duverdy, ganz außer Fassung gebracht durch
diese Klage, gab ihr recht, nannte sie eine edle Seele, war
verwirrt und gerührt und leistete den verlangten Schwur.
    Seitdem legt er sein Ordensband nicht mehr ab, fügte Trublot
dieser Erzählung noch hinzu. Ich glaube, sie zwingt ihn sogar,
damit zu schlafen, sie fühlt sich dadurch vor ihrer Familie sehr
geschmeichelt. Da übrigens der dicke Payan die Möbel, die Duverdy
für 25 000 Franken gekauft hatte, bereits vertan hatte, ließ
sie sich jetzt für 30 000 Franken andere anschaffen. Sie hält
ihn fest diesmal; er liegt zu ihren Füßen, die Nase in ihren Röcken
versteckt.
    Lassen Sie uns jetzt fahren, wenn Herr Trublot nicht mitkommen
will, sagte August, den diese Geschichten sehr langweilten.
    Allein Trublot erklärte jetzt, daß er bereit sei, die Herren zu
begleiten; nur werde er nicht mit .hinaufgehen, sondern ihnen nur
die Türe des Hauses zeigen. Er holte seinen Hut und stieg zu ihnen
in die Droschke.
    Assas-Straße! sagte er dem Kutscher; fahren Sie nur in die
Straße hinein; ich werde Sie schon vor dem Hause halten lassen.
    Der Kutscher fluchte. Assas-Straße! Sind das aber Leute, die
weite Wege machen! Nun mögen sie aber auch zusehen, wie sie
ankommen! Der große Schimmel dampfte, ohne vom Fleck zu kommen; bei
jedem Schritt nickte er schmerzlich mit dem Kopfe.
    Inzwischen erzählte Bachelard Trublot sein trauriges Abenteuer.
Seine kleine »Köstliche« habe er mit diesem Halunken Gueulin
überrascht. Doch bei diesem Punkte der Erzählung erinnerte er sich
des Mißgeschickes Augusts, der still und leidend in eine Wagenecke
gedrückt saß.
    Richtig, Verzeihung! murmelte er; ich vergesse immer.
    Dann zu Trublot gewendet:
    Unsern Freund hat ein Unglück in seiner Ehe
heimgesucht; das ist der Grund, weshalb wir jetzt au! der Suche
nach Duverdy sind. Ja, er hat heute nacht seine Frau…
    Er vervollständigte den Satz durch eine Gebärde und fügte
hinzu:
    Mit diesem Octave, Sie wissen ja.
    Trublot, der mit seinem Urteil gleich fertig war, erklärte, daß
ihm die Sache ganz und gar nicht überrasche; dann fügte er mit
einer Geringschätzung und Wut, um deren Grund ihn der Gatte

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