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Der häusliche Herd

Der häusliche Herd

Titel: Der häusliche Herd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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die Arme
gelegt werde. Nein, sie habe eine ernste Stellung für sie
gesucht.
    Gueulin schickte sich an fortzugehen, da rief Bachelard ihn
zurück.
    Küsse sie auf die Stirne, ich erlaube es dir.
    Dann warf er ihn zur Türe hinaus. Hierauf trat er vor August
hin, legte die Hand aufs Herz und sprach:
    Es ist keine leere Redensart; ich schwöre Ihnen bei meinem
Ehrenworte, daß ich die Absicht hatte, sie ihm später zu geben.
    Aber wie ist's endlich mit der Adresse, die ich verlange? fragte
der andere ungeduldig.
    Der Onkel war erstaunt: er glaubte, die Frage schon beantwortet
zu haben.
    Wie, was? Clarissens Adresse? Ich weiß sie nicht.
    August machte eine Gebärde der Entrüstung. Alles spielte hier
zusammen, ihn lächerlich zu machen.
    Als Bachelard ihn so verstört sah, kam er auf den Gedanken, daß
Trublot die Adresse Clarissens wisse. Er schlug ihm daher vor, den
jungen Mann bei seinem Chef, dem Wechselagenten Demarguay
aufzusuchen; er, Bachelard, wolle ihn dahin begleiten. August nahm
den Vorschlag an.
    Da haben Sie den Zucker von meinem Kaffee, sagte der Oheim, Fifi
auf die Stirn küssend; und trotz allem, was vorgefallen, gebe ich
Ihnen auch drei Viersousstücke für Ihre Sparbüchse. Führen Sie sich
brav und warten Sie meine weiteren Befehle ab.
    Das Mädchen handhabte fleißig und bescheiden seine Sticknadel.
Ein Sonnenstrahl, der vom benachbarten Dache in das Zimmerchen
fiel, vergoldete diesen Winkel der Unschuld, wohin nicht einmal das
Geräusch des Straßenlärms hineindringen konnte. Die poetischen
Neigungen Bachelards waren wieder erwacht.
    Der lebe Gott segne Sie, Herr Narziß! sagte
die Tante Menu, indem sie ihm das Geleite gab. Ich bin jetzt
ruhiger. Hören Sie nur immer auf die Eingebungen Ihres guten
Herzens; es wird Ihnen das Beste sagen.
    Der Kutscher war wieder eingeschlafen und brummte, als der Onkel
ihm die Adresse des Herrn Demarguay, Lazarusstraße, angab. Sicher
schlief auch das Pferd, denn es bedurfte eines Hagels von
Peitschenhieben, um es wieder in Gang zu setzen. Endlich kam die
Droschke schwerfällig ins Rollen.
    Es war ein harter Schlag, als ich Gueulin im Hemde vor mir sah;
Sie dürfen es nur glauben; man muß es durchgemacht haben… So
beklagte sich Bachelard nach einer Weile zu August.
    Und er verbreitete sich über verschiedene Einzelheiten, ohne das
Unbehagen Augusts zu merken. Als diesem endlich seine Lage
unerträglich wurde, sagte er dem Onkel den Grund, weshalb er
Duverdy suche.
    Was? Berta mit diesem Ladenschwengel? schrie der Onkel. Sie
setzen mich in Erstaunen, mein Herr.
    Sein Erstaunen schien hauptsächlich von der Wahl herzurühren,
die seine Nichte getroffen. Nach einiger Überlegung war auch er
entrüstet. Wahrhaftig, seine Schwester Eleonora hat sich ernstliche
Vorwürfe zu machen. Er werde seine Familie in Stich lassen. Er
wolle sich in dieses Duell nicht einmengen, halte es aber für
unvermeidlich.
    Ich selbst hatte vorhin, als ich Fifi mit einem Mann im Hemde
traf, nur den Gedanken, alles abzuschlachten. Wenn Sie das
durchgemacht hätten!
    Ein schmerzliches Beben Augusts ließ ihn innehalten.
    Ach ja, ich dachte nicht daran… Sie finden meine Geschichte
nicht sehr lustig.
    Sie schwiegen bei den trübselig wiegenden Bewegungen der Droschke. August, dessen Erregung mit jeder
Umdrehung der Wagenräder sich immer mehr legte, überließ sich
seinen Gedanken mit seinem erdfahlen Gesichte, das linke Auge von
der Migräne geschlossen. Warum hielt Bachelard das Duell für
unvermeidlich? Es sei doch nicht seine Sache, dem Blutvergießen das
Wort zu reden! … Er, der eigene Oheim der Schuldigen!…
Immerfort klangen ihm die Worte seines Bruders in den Ohren: »Das
ist dumm; du wirst dich vielleicht gar aufspießen lassen.« Gewiß:
er werde im Zweikampfe fallen, er habe das Vorgefühl; das stürzte
ihn in die tiefste Traurigkeit; er sah sich schon tot und weinte
über seinen eigenen Leichnam.
    Ich sagte Lazarusstraße, schrie der Onkel dem Kutscher zu. Das
ist doch nicht in der Vorstadt Chaillot; links einbiegen!
    Endlich hielt die Droschke. Sie ließen Trublot herunterrufen. Er
kam barhaupt herunter und redete mit den Herren unter einer
Toreinfahrt.
    Wissen Sie Clarissens Adresse? fragte Bachelard.
    Clarissens Adresse? Ja, freilich! d' Assas-Straße!
    Sie dankten ihm und waren im Begriff, wieder in den Wagen zu
steigen, als es August einfiel zu fragen:
    Und die Nummer?
    Die Nummer?… Die Nummer weiß ich nicht.
    Da erklärte der Gatte sofort, es sei unter solchen

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