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Der häusliche Herd

Der häusliche Herd

Titel: Der häusliche Herd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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einen
kleinen Plausch zu ihr zu kommen. Allein er schützte Arbeit
vor.
    In diesem Augenblick schritt die andere Frau Campardon an ihnen
vorbei. Sie grüßten sie. Herr Gourd teilte ihnen die glückliche
Niederkunft der Frau Pichon mit. Diese Kunde veranlaßte alle, der
Ansicht des Ehepaares Vuillaume zu sein: drei Kinder für eine
Beamtenfamilie – das sei die reine Torheit; auch ließ der
Hausmeister sich vernehmen, der Hausherr werde, falls noch ein
viertes kommen solle, diesen Leuten die Miete kündigen, denn zu
viele Kinder entwerten das Haus. Plötzlich schwiegen sie alle. Eine
verschleierte Dame eilte, einen Duft von Eisenkrautparfüm
verbreitend, mit behenden Schritten durch die Einfahrt, ohne sich
an Herrn Gourd zu wenden, der seinerseits tat, als ob er sie nicht
gesehen habe. Des Morgens hatte er eben bei dem vornehmen Herrn im
dritten Stock für eine Nacht der Arbeit alles vorbereitet.
    Jetzt rief er plötzlich den beiden anderen, die mit ihm standen,
zu:
    Geben Sie acht! Sie fahren uns nieder wie die Hunde!
    Es war der Wagen der Leute vom zweiten Stock, die eine Ausfahrt
machten. Die Pferde stampften unter der Torwölbung; Vater und
Mutter lächelten aus dem Landauer ihren Kindern zu, zwei
allerliebsten Blondköpfen, die mit ihren Händchen um einen
Rosenstrauß stritten.
    Sind das Leute! brummte zornig der Hausmeister.
Selbst zum Begräbnis sind sie nicht
gegangen, nur um nicht höflich zu scheinen wie die anderen… Und das
wagt noch, andere mit Schmutz zu bespritzen! Wollte man nur von
ihnen reden, man könnte schon …
    Was denn? fragte Frau Juzeur, die diese Sache sehr zu
interessieren schien.
    Da erzählte Gourd, man sei zu diesen Leuten von der Polizei
gekommen, jawohl, von der Polizei! Der Mann vom zweiten Stock habe
einen so schmutzigen Roman geschrieben, daß man ihn einsperren
werde.
    Es ist ein schrecklicher Roman, fuhr er fort; voll
Unflätigkeiten über die anständigen Leute. Auch der Hausherr soll,
wie man sagt, darin arg mitgenommen sein, ja so ist's, Herr Duverdy
in eigener Person! Welche Schändlichkeit! Sie haben wohl Ursache,
sich zu verkriechen und keinen der Bewohner zu besuchen. Jetzt
wissen wir's doch, was diese Leute mit ihrer ewigen Geheimtuerei
schaffen. Seht ihr, das fährt spazieren, das verkauft seine
Unflätigkeiten für teures Gold!
    Das kränkte Herrn Gourd am meisten. Frau Juzeur bemerkte, sie
lese nur Verse; Trublot erklärte, in der Literatur ganz unbewandert
zu sein; das hinderte jedoch beide nicht daran, den Herrn vom
zweiten Stock dafür, aufs schärfste zu tadeln, daß er das Haus, das
seine Familie berge, in seinen Schriften beschmutze. Ihre Worte
wurden jedoch durch ein heftiges Geschrei unterbrochen; vom Hofe
her drangen Schimpfworte an ihr Ohr.
    Dicke Kuh! Du warst froh, mich zu haben, damit ich deinen
Liebhabern zur Flucht verhalf.
    Sie kamen von Rachel, die, von Berta aus dem Dienste entlassen,
ihrem Groll auf der Dienstbotentreppe freien Lauf ließ. Aus dieser
sonst wortkargen und untertänigen Magd, die selbst die übrigen
Dienstboten nicht verleiten konnten, das
Geringste auszuplaudern, brach jetzt auf einmal die Wut hervor wie
ein Strom von Unflat aus der Ausgußröhre. Schon außer sich gebracht
durch die Rückkehr Bertas zu ihrem Herrn, den sie während der
Trennung nach Herzenslust bestehlen konnte, wurde sie fürchterlich
in ihrem Zorn als ihr die Herrin befahl, ihren Koffer und sich
selbst aus dem Hause zu schaffen. Berta hörte bestürzt ihren
Schimpfereien in der Küche zu, während August, der, um sein Ansehen
zu wahren, auf der Türschwelle stehen blieb, die gemeinsten
Ausdrücke und schmählichsten Beschuldigungen ins Gesicht
geschleudert bekam.
    Ja, ja, fuhr die Magd wütend fort, du warfst mich nicht hinaus,
als ich deine Hemden hinter dem Rücken deines Hahnreis verbarg!
Denk nur an den Abend, wo dein Liebhaber seine Strümpfe in meiner
Küche anziehen mußte, während ich deinen Hahnrei hinderte
einzutreten, damit das Bett ein wenig kühl werde. Geh, Hure!
    Berta floh entsetzt in das letzte Zimmer der Wohnung. August
jedoch mußte standhalten; er erbleichte und bebte bei jedem der
schmutzigen Schimpfworte, die von der hinteren Stiege zu ihm
drangen. Er fand nur das eine Wort: »Unglückliche! Unglückliche!«,
um seinem angstvollen Ärger darüber Luft zu machen, daß ihm alle
bitteren Einzelheiten des Ehebruches gerade jetzt aufgetischt
wurden, da er seiner Frau verziehen hatte.
    Auf den Lärm waren alle Mägde aus ihren Küchen

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