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Der häusliche Herd

Der häusliche Herd

Titel: Der häusliche Herd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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schon errungen worden? Der Haß gegen neue Gedanken, die
Furcht vor dem Volke, das seinen Anteil haben will, beruhigten den
Liberalismus dieser gesättigten Spießbürger; trotzdem erklärten
sie: gegen den Kaiser werden wir stimmen, weil er eine Lehre
verdient.
    Wie mich diese Leute langweilen! sagte Trublot, der einen
Augenblick einen schwachen Versuch gemacht hatte, etwas von ihrem
Gespräch zu verstehen.
    Octave bewog ihn, zu den Damen zurückzukehren. In der
Fensternische machte Berta mit ihrem Lachen August Vabre den Kopf
warm. Dieser große Lümmel mit seinem Fischblut vergaß seine Furcht
vor den Frauen und wurde ganz erhitzt und rot unter den Angriffen
des schönen Mädchens, dessen heißer Atem ihm das Gesicht glühen
machte. Doch Frau Josserand, der sich die
Geschichte schon zu sehr in die Länge zog, gab Hortense durch einen
verständnisinnigen Blick einen deutlichen Wink, und diese eilte
schnell ihrer Schwester zu Hilfe.
    Sie sind ganz wiederhergestellt? sagte Octave schüchtern zu
Valerie gewendet.
    Ich danke, vollständig; antwortete sie ruhig, als ob sie sich an
nichts erinnere.
    Frau Juzeur sprach mit dem jungen Manne über alte Spitzen, die
sie ihm zeigen möchte, um seine Ansicht darüber zu erfahren. Er
mußte ihr versprechen, den nächsten Tag bei ihr seinen Besuch zu
machen. Als Abbé Mauduit in den Salon zurückkam, rief sie ihn und
ließ ihn mit einer Miene des Entzückens neben sich Platz
nehmen.
    Die Unterhaltung war mittlerweile wieder in Fluß geraten. Die
Damen sprachen von den Dienstboten.
    Mein Gott, ja: ich bin zufrieden mit Clémence, sagte Frau
Duverdy, es ist ein sehr reinliches, aufgewecktes Mädchen und keine
Schwätzerin.
    Und Hyppolite? fragte Frau Josserand; hatten Sie nicht die
Absicht, ihn zu entlassen?
    Der Kammerdiener Hyppolite kam eben, Fruchteis anbietend,
vorbei. Er war ein großer, starker Bursche mit blühendem Antlitz.
Als er sich wieder entfernt hatte, erwiderte Clotilde einigermaßen
verlegen:
    Wir behalten ihn. Es ist so unangenehm, häufig zu wechseln. Sie
wissen: die Dienstleute gewöhnen sich aneinander, und ich halte
viel auf Clémence…
    Frau Josserand fühlte, daß man sich auf ein heikles Gebiet
begeben habe, und beeilte sich daher beizustimmen. Man gedachte,
dieses Pärchen eines Tages zu verheiraten, und der Abbé Mauduit,
dessen Rat die Duverdy in dieser Sache eingeholt hatte, nickte
sanft mit dem Kopfe, um so gleichsam eine
Lage zu decken, die im ganzen Hause bekannt war, und von der
dennoch niemand sprach. Die Damen machten jetzt einander
Enthüllungen. Valerie hatte diesen Morgen wieder eine Kammerzofe
entlassen – die dritte seit acht Tagen. Frau Juzeur hatte aus dem
Asyl für verlassene Kinder eine Kleine von fünfzehn Jahren
adoptiert, um sie »abzurichten«; Frau Josserand ward nicht müde,
über Adele zu reden, diesen Schmutzfink, diesen Taugenichts; sie
wußte ganz außerordentliche Dinge von ihr zu erzählen. Schmachtend
unter dem Schimmer der Kerzen und dem Parfüm der Blumen versenkten
sich die Damen in die Vorzimmergeschichten, sprachen von den
fleckigen Rechenbüchern der Köchinnen und regten sich auf über die
Frechheiten eines Kutschers oder eines Abwaschweibes.
    Haben Sie Julie schon gesehen? fragte plötzlich Trublot Herrn
Mouret geheimnisvoll.
    Da ihn der andere verwundert anblickte, fuhr er fort:
    Mein Lieber, sie ist verblüffend. Gehen Sie sie anschauen …
Tun Sie es, als ob Sie irgend ein Bedürfnis hätten, und huschen Sie
in die Küche hinaus. Verblüffend!
    Er sprach von der Köchin der Duverdy.
    Die Unterhaltung der Damen hatte sich inzwischen auf einen
anderen Gegenstand gelenkt. Frau Josserand schilderte mit einer
übertriebenen Bewunderung ein bescheidenes Landgut, das die Duverdy
in der Nähe von Villeneuve-Saint-Georges besaßen, und das sie nur
vom Eisenbahnwagen aus gesehen hatte, als sie eines Tages nach
Fontaniebleau gereist war. Clotilde erklärte, daß sie das Landleben
nicht liebe und so wenig wie möglich draußen wohne; sie warte jetzt
auch die Ferien ihres Sohnes Gustav ab, der im Lyzeum Bonaparte die
Rhetorik studiere. Dann sagte sie zu Frau Hédouin:
    Karoline hat Recht, daß sie sich keine Kinder
wünscht. Es ist unglaublich, wie diese
kleinen Geschöpfe uns in unseren Gewohnheiten stören!
    Frau Hédouin erwiderte, daß sie ihrerseits die Kinder sehr
liebe; doch sei sie sehr beschäftigt; ihr Gatte reise fortwährend
im Lande herum, so daß die Leitung des ganzen Hauses auf ihren
Schultern

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