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Der häusliche Herd

Der häusliche Herd

Titel: Der häusliche Herd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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dieser nichts abschlagen
könne.
    Es wird ganz einfach eine Begegnung sein, erklärte Herr
Josserand, noch immer unentschieden. Ich schwöre euch, daß ich mich
zu nichts verpflichten werde.
    Gewiß, gewiß! sagte Bachelard. Eleonore will ja auch gar nicht,
daß Sie etwas tun, was sich mit der Ehre nicht verträgt.
    Jetzt kam Berta zurück. Sie hatte einen Stoß Büchsen mit
eingemachten Früchten gesehen und bemühte sich, durch lebhafte
Liebkosungen beim Onkel durchzusetzen, daß er ihr eine gebe. Allein
da war der Onkel gleich wieder benebelt. Es sei unmöglich, sagte
er; die Büchsen seien gezählt und müßten noch am nämlichen Abend
nach Sankt Petersburg abgehen. Er drängte die Familie langsam auf
die Straße hinaus; seine Schwester konnte sich von dem Anblick
dieser Magazine kaum trennen, die bis zur Decke hinauf
vollgepfropft waren mit allen erdenklichen Waren; sie litt bei dem
Gedanken, daß dieses große Vermögen von einem Menschen ohne alle
Grundsätze zusammengerafft worden sei, und gedachte dabei mit
Bitterkeit der ohnmächtigen Ehrlichkeit ihres Gatten.
    Also morgen abend neun Uhr im Café Mülhausen! sagte Bachelard
und drückte seinem Schwager zum Abschied die Hand.
     
    Am folgenden Tage speisten Octave und Trublot zusammen, dann
gingen sie noch auf ein Weilchen in das Café Mülhausen, um nicht zu
früh bei Clarisse, der Geliebten des Herrn Duverdy zu erscheinen,
die gleichwohl weit genug, in der Kirschstraße wohnte. Es war noch
nicht acht Uhr. Eben als sie eintraten,
drang aus einem anstoßenden Saal der Lärm eines heftigen Zankes
heraus. Sie bemerkten Bachelard, der schon betrunken mit glühenden
Wangen dasaß und mit einem kleinen, bleichen Herrn stritt.
    Sie haben mir schon wieder in mein Bier gespuckt, mein Herr!
rief er mit seiner dröhnenden Stimme. Ich werde es nicht
dulden.
    Lassen Sie mich in Ruhe, hören Sie, oder ich werde Sie
ohrfeigen! sagte der kleine Mann und stellte sich auf die
Fußzehen.
    Da schraubte Bachelard seine Stimme noch höher und rief, ohne
auch nur einen Schritt zurückzuweichen:
    Wenn es Ihnen beliebt, mein Herr …
    Da der andere ihm mit einem Faustschlage den Hut eingetrieben
hatte, den er selbst im Café aufbehielt, wiederholte er:
    Ja, wenn es Ihnen beliebt, mein Herr …
    Dann setzte er seinen Hut zurecht und rief dem Kellner mit
triumphierender Miene zu:
    Alfred, bringen Sie mir ein anderes Bier!
    Octave und Trublot bemerkten jetzt zu ihrem Erstaunen Gueulin,
der an dem Tische seines Oheims saß, mit dem Rücken an die Wand
gelehnt, und ruhig seine Zigarre rauchte. Sie fragten ihn nach dem
Grund des Streites, worauf er gleichgültig erwiderte:
    Ich weiß nicht. Das sind immer die nämlichen Geschichten! Er
zeigt seinen Heldenmut, bis er Maulschellen kriegt. Er weicht
niemals zurück.
    Bachelard drückte den Ankömmlingen mit vieler Wärme die Hand,
denn er liebte die Jugend. Als er erfuhr, daß die Herren zu
Clarisse gehen wollten, war er entzückt. Auch er gehe dorthin,
erzählte er, doch müsse er auf seinen Schwager Josserand warten,
dem er hier ein Stelldichein gegeben habe.
Er erfüllte den kleinen Saal mit seinem Geschrei und füllte den
Tisch mit allen erdenklichen Getränken, um seine jungen Freunde zu
traktieren mit der übertriebenen Freigebigkeit eines Menschen, der,
wenn es eine Unterhaltung gilt, keine Berechnung kennt.
    Der schlotternde Mann mit den allzu neuen Zähnen, der flammroten
Nase und den kurzgeschornen weißen Haaren duzte die jungen Leute
und benahm sich in unerträglich lästiger Weise, so daß der Wirt
zweimal kam, um ihn zu bitten, daß er sich ruhiger benehmen oder
sein Lokal verlassen möge. Tags vorher war er aus dem Café Madrid
hinausgeworfen.
    Jetzt erschien eine Weibsperson, ging einmal durch den Saal und
entfernte sich dann wieder mit gelangweilter Miene. Da sprach
Octave von den Frauen. Bachelard spie aus gerade auf Trublot und
vergaß sich zu entschuldigen. Die Weiber hätten ihm ein Heidengeld
gekostet, prahlte er; er dürfe sich schmeicheln, daß er sich die
schönsten in Paris gekauft habe. Die Herren von der
Kommissionsbranche feilschten niemals um diesen Artikel. Jetzt aber
wolle er solid leben und um seiner selbst willen geliebt sein. Als
Octave diesen Prahlhans sah, wie er mit den Banknoten um sich warf,
dachte er mit Befremden an den Onkel, der eine völlige Trunkenheit
geheuchelt, um den Angriffen seiner Familie zu entgehen.
    Aber stellen Sie sich doch nicht so, Onkel! sagte Gueulin. Man
hat immer mehr

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