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Der häusliche Herd

Der häusliche Herd

Titel: Der häusliche Herd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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wollte ihnen durchaus
die Rechnungen zeigen. Das wäre sein Ruin.
    Lassen Sie nur, sagte endlich Herr Josserand ungeduldig. Ich
kenne Ihre Geschäfte. Sie gewinnen so große Summen, wie Sie selber
sind, und würden sich im Golde wälzen, wenn Sie es nicht wieder zum
Fenster hinausschmissen … Ich verlange nichts von Ihnen.
Eleonore hat diesen Schritt tun wollen. Aber erlauben Sie,
Bachelard, daß ich Ihnen sage, daß Sie uns zum besten gehalten
haben. Seit 15 Jahren jeden Sonnabend, sooft ich kam, um Ihre
Bücher nachzusehen, versprechen Sie mir immer …
    Der Onkel unterbrach ihn; er schlug sich mit aller Gewalt auf
die Brust.
    Ich hätte Ihnen versprochen! Nicht möglich! Nein, nein, laßt
mich nur machen; ihr werdet schon sehen! Ich liebe es nicht, daß
man verlangt, es ärgert mich, es macht mich krank … Ihr werdet
schon später sehen!
    Frau Josserand selbst konnte nicht mehr aus ihm herausbringen.
Er drückte ihnen die Hände, wischte sich die Tränen ab, sprach von
seiner Seele, seiner Familie, bat sie flehentlich, ihn nicht mehr
zu quälen, indem er bei Gott schwor, daß sie es nicht bereuen
würden. »Er kenne seine Pflicht und werde
sie bis zum Ende erfüllen.« Berta würde eines Tages das Herz ihres
Onkels kennen lernen.
    Und die Versicherung der Mitgift? fragte er mit seiner
gewöhnlichen Stimme; – die 50 000 Franken, die ihr auf die
Kleine versichert habt?
    Frau Josserand zuckte die Achseln.
    Seit 15 Jahren ist das begraben. Man hat dir zwanzigmal
wiederholt, daß wir seit der vierten Prämie die 2000 Franken nicht
mehr bezahlen konnten.
    Das macht nichts, sagte er mit den Augen zwinkernd; man macht
der Familie Mitteilung von dieser Versicherung und gewinnt Zeit,
die Mitgift zu zahlen … Niemals bezahlt man eine Mitgift.
    Herr Josserand erhob sich ganz empört.
    Wie! Das ist also alles, was Sie uns zu sagen haben?
    Aber der Onkel schien nicht zu merken, was er wolle, und
beharrte dabei, daß ein solches Vorgehen gebräuchlich sei.
    Niemals! Hört ihr? Niemals zahlt man die Mitgift. Man gibt eine
Barzahlung, man zahlt die Rente. Seht nur den Herrn Vabre
selber … Hat Ihnen etwa der Vater Bachelard die Mitgift von
Eleonore gezahlt? Nein, nicht wahr? man behält sein Geld!
    Das ist eine schmutzige Gemeinheit, die Sie mir raten! schrie
Herr Josserand. Ich soll lügen, ich soll eine Fälschung begehen,
indem ich die Polize dieser Versicherung vorweise?
    Frau Josserand hielt ihn zurück; der ihr durch ihren Bruder
eingegebene Gedanke machte sie nachdenklich, sie war erstaunt, daß
sie noch nicht daran gedacht hatte.
    Mein Gott, wie du Feuer fängst … Narziß sagte ja nicht, du
solltest eine Fälschung begehen.
    Lächerlich! murmelte der Onkel. Es ist nicht
nötig, die Papiere zu zeigen.
    Es handelt sich einfach darum, Zeit zu gewinnen, fuhr sie fort.
Versprich die Mitgift, wir werden sie schon später bezahlen.
    Da kam das gute Gewissen des Mannes zur Geltung. Nein! er weise
es zurück; er wolle nicht noch einmal sich auf so gefährliche
Bahnen wagen. Immer habe man seine Nachgiebigkeit mißbraucht, um
ihn nach und nach Sachen hinnehmen zu lassen, die ihn später krank
machen, so sehr zerrissen sie ihm das Herz. Da er keine Mitgift
habe, könne er auch keine versprechen. Bachelard trommelte auf dem
Fenster mit den Fingern, indem er einen Gassenhauer pfiff, ganz so,
als ob er seine gründliche Verachtung vor dergleichen Bedenken
beweisen wolle. Frau Josserand hatte ihren Gatten angehört, ganz
bleich vor Zorn, der sich bei ihr angehäuft hatte und jetzt
plötzlich explodierte.
    Weil dem so ist, sage ich dir: diese Heirat wird vor sich
gehen … Es ist die letzte Aussicht meiner Tochter. Ich würde
mir eher die Hand abschneiden, als diese Gelegenheit entgehen
lassen! Wem es nicht recht ist, mag sich helfen! Wenn man mich bös
macht, bin ich zu allem fähig!
    Du würdest also selbst vor einem Morde nicht zurückschrecken, um
deine Tochter zu verheiraten?
    Sie richtete sich kerzengerade in die Höhe.
    Nein! sagte sie wütend.
    Dann lächelte sie. Der Oheim mußte das Gewitter beschwichtigen.
Was nützt es zu streiten? Besser, man verständigt sich friedlich.
Zitternd vor Aufregung, müde und verzagt, willigte Herr Josserand
endlich ein, mit Herrn Duverdy über die Sache zu reden, von dem,
wie Frau Josserand sagte, alles abhänge. Um aber den Rat in
einer günstigen Stimmung zu fassen, machte
der Onkel Bachelard sich erbötig, seinen Schwager mit Herrn Duverdy
in einem Hause zusammenzuführen, wo

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