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Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hier begraben wurden«, sagte einer der anderen Männer. Inzwischen waren alle herangekommen und drängten sich eng um Torben und ihn. Thor las eindeutig Furcht auf ihren Gesichtern. Er wünschte sich, der Mann hätte das nicht gesagt ... auch wenn er zweifellos recht hatte. Wer immer diese Waffe geführt hatte, musste mindestens so groß gewesen sein wie er, wenn nicht größer. Und auch genau so stark.
    »Wir sollten es hierlassen«, sagte ein anderer.
    Sie hätten es gar nicht erst ausgraben sollen, dachte Thor. Oder um genauer zu sein: Sie hätten gar nicht erst hierher kommen sollen; nicht auf diesen Hügel, nicht in diesen Wald, und vielleicht nicht einmal auf diese Insel.
    Auch auf die Gefahr hin, Torben einen Vorwand für eine weitere spitze Bemerkung zu geben, wollte er ganz genau das gerade sagen, als einer ihrer Begleiter einen erschrockenen Laut von sich gab und herumfuhr.
    Der Waldrand unter ihnen war nicht mehr leer, und nun wusste Thor auch, wer ein Schwert von solcher Größe führen konnte. Schon die kleinste des knappen Dutzends Gestalten, die nebeneinander aus dem Unterholz getreten waren und nun stumm zu ihnen heraufsahen, war ein gutes Stück größer als er (und er war der mit Abstand größte Mann an Bord des Naglfar ) und der größte musste ihn um Haupteslänge überragen. Sie waren keine mythischen Riesen, wie man sie aus den Geschichten kannte, die sich die Männer abends am Lagerfeuer erzählten und mit denen sie ihre Kinder erschreckten, aber sie waren wirklich sehr groß. Keiner von ihnen gab auch nur den mindesten Laut von sich, doch sie alle starrten sie an, und es hätte Thors scharfer Sinne nicht bedurft, ihn die stumme Drohung spüren zu lassen, die von ihnen ausging
    In einem anderen Punkt halfen ihm seine übermenschlich scharfen Sinne dafür um so mehr. Die zehn zerlumpten Gestalten dort unten waren nicht allein. Hinter ihnen bewegten sich Schatten zwischen den Bäumen, und auch rechts und links und selbst auf der anderen Seite des Grabhügels raschelte es im Unterholz. Sie waren längst umzingelt, und dieses knappe Dutzend Männer war nur die Vorhut einer viel größeren Gruppe.
    Torben wollte etwas sagen, doch Thor brachte ihn mit einer raschen, wenn auch kaum sichtbaren Handbewegung zum Verstummen. »Leg es zurück«, flüsterte er. »Rasch!«
    Torben sah jetzt ein bisschen erschrocken aus, legte die rostige Klinge aber nicht nur gehorsam wieder in die flache Grube zurück, sondern beeilte sich auch, sie mit beiden Händen wieder zuzuschaufeln. Thor nickte zufrieden, bedeutete ihm mit einem stummen Blick, zurückzubleiben und ging langsam und mit ausgestreckten leeren Händen auf die Fremden zu. Keiner von ihnen rührte sich. Keiner gab auch nur einen Laut von sich. Es war unheimlich.
    Thor versuchte den Blick eines der Männer einzufangen, oder wenigstens ihren Anführer zu identifizieren – keines von beidem gelang ihm – und wandte sich schließlich an den größten Mann; einen Riesen in zerfetztem braunem Leder und rostigem Eisen, der ihn um einen guten Fuß überragte, wenn nicht mehr.
    »Ich bin Thor«, begann er. »Wir sind fremd in eurem Land. Verstehst du meine Sprache?«
    Er bekam nicht nur keine Antwort, der Mann sah ihn zwar an, aber der Blick seiner sonderbar wässrigen Augen schien direkt durch ihn hindurchzugehen. Er hatte beim Klang seines Namens den Kopf ein wenig auf die Seite legte, wie um das Wort nach etwas Vertrautem abzuklopfen, aber sicher war Thor nicht.
    Dieser Mann war ... seltsam. Jetzt, aus der Nähe betrachtet, kam er Thor noch viel heruntergekommener und verdreckter vor. Seine Kleider waren mit Sicherheit noch nie gewaschen worden, und sein Haar und sein Gesicht starrten vor Schmutz. Schwärende Wunden bedeckten seine Haut, und er stank.
    »Ich weiß nicht, ob ihr uns versteht«, sagte Thor, langsam und jedes Wort so deutlich betonend, wie er konnte. »Aber wir kommen in Frieden. Wir sind Schiffbrüchige, die Hilfe brauchen.«
    Er bekam immer noch keine Antwort, erweiterte seine Einschätzung nun aber auch auf den Rest der Gruppe. Sie alle waren abgerissen und starrten vor Schmutz.
    Allerdings auch vor Waffen.
    Sie waren so rostig und verdreckt wie ihre Besitzer, aber auch rostiges Eisen schnitt.
    Thor versuchte, sich nichts von seinen wahren Gefühlen anmerken zu lassen und zwang sogar ganz im Gegenteil ein Lächeln auf sein Gesicht. »Ich hoffe, wir haben nichts Falsches getan. Es lag nicht in unserer Absicht, gegen eure Sitten zu verstoßen,

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