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Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Antwort, die Thor zu seinen Gunsten lieber nicht verstand und zog eine dazu passende, missmutige Grimasse, schickte sich aber, und nur kurze Zeit darauf waren sie auf dem Weg und wateten durch zuerst knöchel-, dann knie-, und schließlich hüfthohes Wasser, das nicht nur eiskalt war, sondern auch von einer so starken Strömung beherrscht, dass Thor sich insgeheim bereithielt, zuzugreifen, sollte Torben davongespült werden. Der alte Kapitän war kein besonders guter Schwimmer, und nach eigener Aussage war er das auch nie gewesen – und wozu auch, wie er selbst immer wieder betonte.
    Schließlich hatten sie ja Schiffe.
    Was sie zu Thors großem Bedauern nicht hatten, waren Flügel, die er sich auf dem Weg zur Felsenspitze hinauf mehr als einmal gewünscht hätte. Die Wand war so steil, dass er ein- oder zweimal ernsthaft davor stand aufzugeben und kehrtzumachen, und Torben schaffte es überhaupt nur, weil er ihn ein paarmal am Handgelenk packte und mit schierer Körperkraft nach oben zog. Selbst er war nahezu vollkommenen erschöpft, als sie endlich am Ziel waren, und gönnte sich eine kurze Erholungspause.
    Immerhin hatte sich die Mühe gelohnt. Das Land, das sich unter ihnen ausbreitete, war größtenteils flach – die höchste Erhebung erreichte kaum die halbe Höhe des Steinpfeilers, auf dem sie standen – sodass er in alle Richtungen so weit sehen konnte, bis sich sein Blick im Dunst der Entfernung verlor. Sie befanden sich auf einer Insel, die zum allergrößten Teil von dichtem Wald beherrscht war, aber ganz offensichtlich nicht unbewohnt: Weit im Westen – unmöglich zu schätzen, wie weit, aber gut auf halbem Wege zur anderen Seite der Insel – erkannte er etwas Dunkles, das sich weigerte, sich seinen Blicken ganz zu enthüllen, aber zu kantig und zu regelmäßig für etwas wirkte, dass nur von der Hand der Natur erschaffen war. Eine Festung, vielleicht auch eine Stadt. Und im Süden blitzte dann und wann das verschlungene silberne Band eines Flusses zwischen dem saftigen Grün der Bäume auf. Und noch etwas fiel ihm ins Auge: eine ungewöhnliche blassblaue Linie am Horizont, für die er keine Erklärung fand.
    Es war Torben, der sein unbehagliches Gefühl auf den Punkt brachte. »Zu klein«, sagte er leise.
    »Was?«
    »Alles hier«, antwortete Torben, noch immer ein bisschen kurzatmig von dem anstrengenden Aufstieg. »Siehst du es nicht? Diese Bäume sind zu klein. Wenn du mich fragst, dann sind wir entweder im Land der Zwerge gestrandet, oder dieser ganze Wald ist nicht älter als zehn Jahre.«
    »Wenn das hier wirklich Asgard ist, dann solltest du so etwas nicht zu laut sagen«, sagte Thor. »Immerhin ist es dann auch die Heimat der Götter.«
    »Ja, aber wenn, dann nur ihr Spielzimmer«, feixte Torben, wurde aber gleich darauf nur umso ernster und deutete auf den Schatten im Westen. »Ist das eine Stadt?«
    Thor war ein wenig erstaunt. Seine Augen waren viel schärfer als die eines normalen Menschen, und er hatte Mühe, dort hinten mehr als vage Schemen zu erkennen.
    »Da steigt Rauch auf«, sagte Torben, als hätte er seine Gedanken gelesen. »Nicht viel, aber man sieht es.«
    »Hm«, machte Thor. Natürlich sah er den Rauch.
    Jetzt, wo Torben ihn darauf aufmerksam gemacht hatte.
    »Wenn dort Menschen leben«, spann Torben den einmal aufgenommenen Faden weiter, »dann bekommen wir dort vielleicht Lebensmittel. Unsere Vorräte sind erschöpft. Was meinst du, wie lange wir bis dorthin brauchen?«
    Thor sah kurz über die Schulter zurück. Die Sonne stand noch immer völlig unverändert am gleichen Platz wie vor einer Stunde, oder auch vor drei.
    »Bis Mittag?«
    »Ja, das war komisch«, brummte Torben.
    Thor tat ihm den Gefallen, noch einmal hinzusehen und die Entfernung abzuschätzen, so gut er es konnte. Sehr gut war es nicht.
    »Wenn es hier so etwas wie Tage gibt ...«, sagte er zögernd. »Einen Tag hin, und einen zweiten zurück.« Der Gedanke gefiel ihm nicht. Dwegr hatte ihn aufgefordert, dieses Land so schnell wie möglich zu verlassen. Eine Expedition bis in sein Zentrum zu führen, war vermutlich nicht das, was er sich unter so schnell wie möglich vorstellte.
    »Dann sollten wir uns bald auf den Weg machen.« Torben beugte sich vorsichtig vor, um an der nahezu lotrecht abfallenden Felswand hinabzublicken, und schauderte dann übertrieben. »Falls wir irgendwie wieder hier herunterkommen.«
    »Mach dir darüber keine Sorgen«, beruhigte ihn Thor. »Das geht schnell.«
    »Aber du kannst

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