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Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ist ein Grab. Ich glaube nicht, dass es einladend wirken soll.«
    Torben maß ihn mit einem Blick, der sehr deutlich machte, was er von diesen Worten hielt, antwortete aber trotzdem – wenn auch in nichts anderem als verächtlichem Ton: »Wie sonderbar. Wo wir doch den allergrößten Teil unserer Zeit in einem solchen verbringen.« Und Torben wäre nicht Torben gewesen, hätte er nicht nach einer winzigen Pause hinzugefügt: »Nun ja, die meisten von uns jedenfalls.«
    Thor schluckte die Antwort herunter, die ihm dazu auf der Zunge lag. Torben wusste sehr wohl (und von allen an Bord des Naglfar vermutlich auch am besten) dass er nicht unsterblich war, nicht einmal unverwundbar, sondern allenfalls ... nun ja, ein wenig schwerer umzubringen als andere. Aber er nahm ihm den groben Scherz, den er sich mit ihm erlaubt hatte, wohl doch noch ein wenig übel, und im Stillen bedauerte Thor ihn auch längst selbst. Man musste kein Gott oder Unsterblicher sein, um einen Sprung von einem hundertfünfzig Fuß hohen Fels ins Wasser zu wagen. Tatsächlich kannte er eine Anzahl Männer, denen dieses Kunststück nicht nur gelungen wäre, sondern denen es auch noch großen Spaß gemacht hätte. Ein im Grunde seines Herzens wasserscheuer Kapitän, der das Meer als seinen natürlichen Feind betrachtete, gehörte aber wahrscheinlich nicht dazu. Vielleicht wäre es jetzt an der Zeit, sich bei Torben für diesen kindischen Einfall zu entschuldigen.
    Statt dessen kämpfte er den Widerwillen nieder, den er immer noch vor diesem unheimlichen Ort empfand, trat dichter an das größte der drei gewaltigen Hünengräber heran und streckte – zögernd – die Hand aus, um mit den Fingerspitzen über den verwitterten Stein zu fahren. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich Torben fast unmerklich anspannte, und auch die drei Krieger hinter ihm wirkten plötzlich noch ein bisschen nervöser.
    Aber er fühlte nur Stein, so uralt und verwittert, dass er rau wie ein Reibeisen geworden war, mehr aber auch nicht, Wenn hier irgendwann einmal Magie am Werke gewesen war, dann war sie schon vor langer Zeit erloschen.
    »Wer mag hier wohl begraben liegen?«, murmelte Torben. Seine Stimme war leise, fast nur ein Flüstern, und zitterte, und Thor begriff, dass er überhaupt nur sprach, um die Stille nicht übermächtig werden zu lassen.
    Zur Antwort hob er auch nur die Schultern und ging mit langsamen Schritten um den gewaltigen Findling herum. Er war größer als er selbst und musste so viel wiegen, dass es der Kraft von hundert Männern bedurft hätte, um ihn von der Stelle zu bewegen. Auf seiner Rückseite fand sich eine senkrechte Doppelreihe handgroßer Runen, die aber entweder einer Schrift entstammten, derer er nicht mächtig war, oder so verwittert waren, dass es aufs gleiche hinauslief.
    »He! Schau dir das an!«
    Torbens Ausruf ließ ihn nicht nur alarmiert zusammenfahren, sondern auch mit raschen Schritten wieder um den Felsen herumeilen. Torben hatte sich in die Hocke sinken lassen, stützte sich mit den Knöcheln der linken Hand am Boden ab und grub mit den Fingern der anderen in der lockeren Krume. Offensichtlich hatte er etwas gefunden, und obwohl Thor nicht genau erkennen konnte was, erfüllte ihn die bloße Vorstellung mit Unbehagen, irgendetwas aus diesem toten Stück Erde auszugraben; oder gar mitzunehmen. Er behielt seine Bedenken jedoch für sich und trat lediglich dichter hinter Torben, um ihm über die Schulter zu sehen.
    Torben hatte ein Schwert gefunden, auch wenn man schon sehr genau hinsehen musste, um das zu erkennen. Rost und Zerfall hatten seine Oberfläche zerfressen und seine Formen so aufgelöst, dass man auf den ersten Blick hätte meinen können, einen grün und braun vermoderten Stock zu sehen, der ein Jahrhundert lang in der Erde gelegen hatte.
    Das wirklich Erstaunliche aber war seine Größe. In Torbens Hand – der kein kleiner Mann war – sah es beinahe absurd aus, als hätte ein Kind die Waffe seines Vaters genommen, um heimlich damit zu spielen. Selbst für Thor wäre es ein Bihänder gewesen, und einer, mit dem er ungern gekämpft hätte, denn er musste nahezu so schwer sein wie Mjöllnir, sah jedoch deutlich unhandlicher aus.
    »Unglaublich.« Torben stand auf und versuchte das Schwert mit nur einer Hand hochzuheben, wäre von seinem enormen Gewicht aber um ein Haar nach vorne gerissen worden, sodass er rasch auch mit der anderen Hand zugriff, um sein Gleichgewicht zu wahren.
    »Es müssen Riesen gewesen sein, die

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