Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
nie wieder, so in Gegenwart der anderen mit mir zu reden.«
    Torbens bärtiges Gesicht erstarrte zu einer Maske ohne den mindesten Ausdruck. »Bitte verzeiht, Herr«, sagte er kühl, indem er ein Nicken andeutete und einen weiteren, halben Schritt vor ihm zurückwich. Kurz glitt sein Blick über Thors Rechte, die immer noch Mjöllnirs Griff umklammert hielt. Sein Gesicht blieb so ausdruckslos wie bisher, aber Thor nahm die Hand von der Waffe.
    »Aber dennoch«, fuhr Torben fort. »Vielleicht waren meine Worte unbedacht gewählt, aber ich bleibe dabei, dass es ein Fehler wäre, weiterzugehen. Hier gibt es nichts für uns zu holen ... außer dem Tod.«
    Thor schwieg. Seine eigene, heftige Reaktion tat ihm bereits wieder leid, und wieder einmal stand er kurz davor, sich bei dem Kapitän zu entschuldigen; und wieder einmal tat er es nicht.
    »Lass uns zurückgehen«, fuhr Torben fort, anscheinend ermutigt durch sein Schweigen, das er wohl falsch deutete. »Nicht weit im Osten scheint es einen Fluss zu geben. Dort können wir unsere Wasservorräte auffüllen. Und in den Wäldern gibt es genug Wild. Ich stelle die Hälfte der Männer für die Jagd ab. Sie werden genug Wild für die Rückfahrt erlegen, bis wir mit den Reparaturen am Naglfar fertig sind.«
    »Du weißt, dass das Unsinn ist«, antwortete Thor weit ruhiger, als ihm zumute war. Warum sprach Torben nicht einfach aus, was er wirklich meinte – nämlich dass diese Insel sein Herz einfach mit Furcht erfüllte, gegen die er weder ankämpfen wollte noch konnte?
    »Aber ...«
    Thor schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab, und seine Stimme wurde nicht lauter, aber deutlich schärfer. »Und jetzt ist es gut, Torben. Wir brauchen Vorräte, Baumaterial und Wasser und jede Hilfe, die wir bekommen können. Wir würden Wochen brauchen, um genug Wild zu erlegen. Das weißt du so gut wie ich. Ganz davon abgesehen, dass die Bewohner dieser Insel vielleicht nicht begeistert sind, wenn wir das Wild töten, das sie selbst brauchen.«
    »Ich hatte bisher nicht das Gefühl, dass sie sonderlich begeistert von unserer Anwesenheit sind«, schnaubte Torben. »Ein Mann ist bereits tot, und ob der andere überlebt, wissen wahrscheinlich nicht einmal die Götter. Du willst zu dieser Stadt, habe ich recht?«
    »Und wenn?«
    »Wir haben nur diesen verdammten Grabhügel betreten, und sie haben uns schon angegriffen!«, schnaubte Torben erregt. »Was glaubst du, wie sie reagieren, wenn wir mit einer Armee vor den Mauern ihrer Stadt erscheinen?«
    »Vielleicht höchst erfreut«, antwortete Thor. »Dauger bauen keine Städte, mein Freund. Vielleicht sind sie ja froh, dass wir sie von dieser Brut befreit haben.«
    Torben setzte schon wieder zu einer trotzigen Entgegnung an, doch Thor stand nicht der Sinn nach einer weiteren endlosen Diskussion. Sowohl Torben als auch er hatten ihre Standpunkte, von denen sie weder abweichen konnten noch wollten ... und wie auch, wurden sie doch beide von einer Gewissheit geleitet, die sie nicht einmal in Worte fassen konnten?
    Zu Torbens Pech war er jedoch derjenige hier, der letzten Endes das Sagen hatte.
    »Eine Armee von sieben Männern dürfte wohl kaum eine Bedrohung darstellen«, antwortete er kühl. »Und jetzt ist es gut! Geh zurück, wenn du willst. Ich werde dir nicht befehlen, mich zu begleiten. Geh und hilf den Männern, ein Grab auszuheben, oder geh zurück zur Küste und warte dort auf mich, aber ich will kein Wort mehr hören!«
    Einen Herzschlag lang starrte Torben ihn noch nichts anderes als trotzig an, die Kiefer so fest aufeinander gepresst, dass die Sehnen an seinem Hals wie dünne Stricke hervor traten, und man hören konnte, wie seine Zähne mahlte. Dann jedoch nickte er abgehackt, fuhr auf dem Absatz herum und stürmte davon.
     
    *
     
    Die Stadt war gigantisch. Was aus der Ferne wie ein zerschundener Berg ausgesehen hatte, das präsentierte sich ihnen aus der Nähe betrachtet vielleicht tatsächlich als Gebirge, aber es war von Menschenhand erschaffen, gewaltig und schwarz und so verwinkelt, dass der Blick keinen Halt daran fand, sondern sich an scharfen Kanten und Vorsprüngen schnitt oder in bodenlose Abgründe und jäh aufklaffende Spalten stürzte, mit Mauern, die höher waren als alles, was er je gesehen hatte und Türmen – nicht einer sah aus wie der andere – die den Himmel selbst zu berühren schienen.
    Und all das war schon vor unendlich langer Zeit zerstört worden.
    »Wer um alles in der Welt hat das gemacht?«, fragte

Weitere Kostenlose Bücher