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Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auf ein zweistöckiges Gebäude auf der anderen Seite des weitläufigen Platzes, auf den sie das Tor hinaus geführt hatte. »Wir rasten dort. Wenigstens für ein paar Stunden. Dann sehen wir weiter.«
    »Ganz wie Ihr befehlt, Herr«, antwortete Torben kühl.
    Thor fragte sich, was er ihm jetzt schon wieder getan hatte, kam zu dem Schluss: Nichts. Torben war eben Torben, basta, und entschied, auch darauf nicht weiter einzugehen. »Wir rasten dort«, sagte er noch einmal.
    Torben machte zwar ein trotziges Gesicht, ging aber gehorsam zu den Männern hin und überbrachte ihnen seinen Befehl, und nun bildete Thor auf den Weg über den Platz den Abschluss. Die fünf Männer schleppten sich mehr dahin, als sie gingen. Keiner von ihnen hatte auch nur einen Laut der Klage hören lassen, doch ihr bloßer Anblick reichte, um Thor zu zeigen, in welch bejammernswertem Zustand sich das befand, was Torben gerade als ihr Heer bezeichnet hatte. Manchmal vergaß er, dass sie zwar die stärksten ihres Volkes waren, aber dennoch einem nicht sehr starken Volk entsprangen. Einst – vor so langer Zeit, dass er schon vergessen hatte, wie lange – hatte auch er zu ihnen gehört, aber nun hatte er die Kraft und Unsterblichkeit eines Gottes, und er ertappte sich immer öfter dabei, dasselbe auch von anderen zu erwarten. Aber das konnte er nicht. Den Männern eine ausgiebige Rast zu gönnen, war weniger ein Zeichen von Großmut, sondern eher bittere Notwendigkeit. Thor wunderte sich beinahe, dass sie es bis hierher geschafft hatten.
    Immerhin, dachte er spöttisch, wusste er jetzt, warum ein guter Heerführer seinen Männern vorauseilen sollte, statt in der letzten Reihe zu gehen. So sah er wenigstens nicht, in welchem Zustand sie sich befanden.
    Es war sehr dunkel im Haus. Ein großer Raum ohne Fenster und mit einer steinernen Treppe an der einen und einer zweiten Tür an der anderen Seite nahm sie auf, und zunächst hatten selbst seine scharfen Augen Mühe, mehr als vage Schatten zu erkennen, in denen sich noch vagere Bewegung zu verstecken schienen.
    »Zwei Mann nach oben«, befahl Torben. »Zwei andere in den Turm.« Er deutete auf den letzten, verwundeten Mann. »Du kommst mit mir. Wir sehen uns hier unten um.«
    Die Männer verschwanden so schnell, als wären sie einfach nur froh, aus seiner Nähe zu kommen, ganz gleich, was sie anderswo auch erwartete, und Thor fühlte sich fast hilflos; und war schon wieder ein ganz kleines bisschen ärgerlich auf Torben, der diesen kleinen Auftritt zweifellos geplant und sorgsam inszeniert hatte. Aber er machte sich auch keine allzu großen Sorgen. Niemandem drohte hier drinnen irgendeine Gefahr. So wie er spürte, dass in dieser ganzen Stadt nichts Lebendiges mehr war, spürte er auch die Grabesstille dieses leeren Hauses.
    Er zuckte in Gedanken die Achseln. Sollte Torben seinen kleinen Triumph haben, wenn er danach wieder etwas genießbarer war.
    Er wartete, bis die Schritte der Männer auf den steinernen Stufen verklungen waren, und trat dann durch denselben, türlosen Durchgang, durch den Torben und der verwundete Krieger verschwunden waren. Der Raum dahinter war vollkommen leer, hier gab es jedoch ein schmales Fenster, durch das staubbleiches Licht in schrägen Bahnen hereinfiel. Es bildete ein seltsames Muster, und noch sonderbarer war, dass sich etwas darin zu bewegen schien, ohne dass sein Blick es wirklich erfassen konnte.
    Thor schüttelte den Gedanken fast erschrocken ab, ging bis zur Mitte des Raumes und drehte sich einmal um sich selbst, um sich einen Überblick zu verschaffen. Mehr brauchte er nicht. Der Raum war vollkommen leer, und das seit sehr langer Zeit. Die Staubschicht auf dem Boden war so dick, dass seine Schritte eine Spur wie in flockigem grauem Schnee hinterlassen hatten. Der Anblick sollte ihn beruhigen, bewies er doch scheinbar, dass sie allein waren – auch von finsterer Magie beseelte Feinde hinterließen Spuren – aber das Gegenteil war der Fall. Für einen Moment hatte er alle Mühe, die gestaltlose Furcht nicht übermächtig werden zu lassen, die aus der staubigen Leere ringsum in seine Seele kriechen wollte. In dieser verlassenen Stadt ... war etwas. Nichts Lebendiges, vielleicht nicht einmal etwas Totes, sondern noch etwas jenseits davon, das weit über die Grenzen des Vorstellbaren hinausging.
    Und das ihn mit nahezu unwiderstehlicher Macht rief.
    Und das Allerschlimmste war, dass er das Gefühl hatte, es eigentlich kennen zu müssen. Es war ...
    Ein Schatten

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