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Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Torben neben ihm. Seine Stimme zitterte ganz sacht, aber Thor hätte nicht sagen können, ob vor Ehrfurcht vor diesem unglaublichen Anblick, oder ob vielleicht nur die zweite Hälfte dieses Wortes der Grund dafür war.
    Vielleicht war er auch einfach nur erschöpft, oder er fragte sich viel weniger, wer diese Stadt der Riesen erbaut hatte, sondern mehr, welche noch viel unglaublichere Macht nötig gewesen sein musste, um sie zu zerstören .
    Thor war auch nicht sicher, ob er die Antwort auf diese Frage überhaupt wissen wollte. Er beließ es bei einem Schulterzucken, dessen genaue Bedeutung Torben sich aussuchen konnte, wandte sich um und setzte seinen Weg fort.
    Auch als sie näher kamen, verlor der Anblick nichts von seiner unheimlichen Wirkung. Eher das Gegenteil schien der Fall zu sein. Je mehr Einzelheiten Thor erkennen konnte, desto befremdlicher erschien ihm diese gewaltige Ruine. Alles wirkte auf kaum in Worte zu fassende Weise im gleichen Maße grobschlächtig und schwer wie zugleich auch schwerelos und filigran; als wäre diese Stadt zwar von Riesen erbaut worden, die zugleich aber auch mit der Kunstfertigkeit der zartesten Elfen zu Werke gegangen waren.
    Am unheimlichsten aber waren die Spuren der Zerstörung, die sich seinen Blicken darboten. Es war nicht die erste geschleifte Festung, die er sah. Er selbst hatte mehr als einen Wall erstürmt. Gewaltige Mauern waren unter Mjöllnirs Hieben geborsten, den seine eigene Hand geführt hatte, und er hatte längst zu zählen aufgehört, wie viele Städte auf seinen Befehl hin gebrannt hatten.
    Aber das hier war ... anders. Nie zuvor hatte er solche Verheerung gesehen. Stücke, groß wie Häuser, waren aus den Wällen herausgesprengt worden, der Stein pulverisiert und geborsten und an manchen Stellen zu bizarren Skulpturen aus schwarzem Glas geworden, als wäre der Fels geschmolzen und wie flüssiges Wachs zerlaufen. Fenster gähnten wie die ausgebrannten Augenhöhlen von Riesen, und obwohl er spürte, wie unendlich viel Zeit seither vergangen sein musste, meinte er noch immer den Geruch von brennendem Stein und die Schreie der Sterbenden wahrzunehmen.
    Wenn diese Festung tatsächlich von Riesen erbaut worden war, dann mussten es Titanen gewesen sein, die sie gestürmt hatten.
    Obwohl genügend Breschen und Löcher in den dreißig Fuß dicken Mauern gähnten, nahmen sie einen Umweg in Kauf, um die Stadt durch das offenstehende Tor zu betreten. Thor erschien das irgendwie ... richtig, und Torben und den anderen schien es genauso zu ergehen. Jeder Schritt fiel ihnen schwer, doch Thor hörte nicht ein Wort des Protestes gegen diesen neuerlichen und scheinbar unsinnigen Umweg.
    Das Tor selbst war so gewaltig, dass die eine oder andere kleine Burg, die Thor kannte, bequem hineingepasst hätte, und was dahinter lag, erinnerte mehr an das Innere eines ausgehöhlten Berges als an etwas von Menschenhand erschaffenes. Er war nicht der Einzige, der hörbar erleichtert aufatmete, als sie das andere Ende der gemauerten Höhle erreichten und wieder ins Freie traten, (bildete er es sich nur ein, oder war das Licht auf dieser Seite der Mauer trüber?) und hätte er auch nur einen einzigen Wunsch frei gehabt, dann hätte er sich zumindest eines dieser gewaltigen Tore gewünscht, um es hinter sich zu schließen.
    »Wir brauchen eine Unterkunft«, sagte er. »Die Männer sind erschöpft, und der Rückweg wird lang und anstrengend.«
    »Das ist wahr«, pflichtete ihm Torben bei. »Auch wenn wir mit kleinem Gepäck reisen. Stell dir nur vor, wie schwierig es wäre, müssten wir Fässer und Säcke voller Lebensmittel und Wasser mit uns schleppen. Und dazu noch die Kisten und Truhen voller Gold und Edelsteinen und anderen Geschenken.«
    »Sarkasmus steht dir nicht, mein Freund«, antwortete Thor ruhig.
    »Nicht einmal, wenn ich recht habe?«
    »Ich bin dein Gott«, erinnerte Thor. »Und das bedeutet, dass ich immer recht habe.«
    »Auch wenn du nicht recht hast?«
    »Ganz besonders dann«, bestätigte Thor.
    Torben dachte mit angestrengt gerunzelter Stirn über diese Worte nach und fragte schließlich: »Und wer ist jetzt sarkastisch?«
    »Ich«, gab Thor zu. »Aber im Gegensatz zu dir steht es mir zu.«
    Davon abgesehen traf Torben mit seiner versteckten Kritik natürlich ins Schwarze. Sie würden hier keine Hilfe finden, und schon gar keine Vorräte. Es sei denn, die Männer lernten Staub und Steine zu essen.
    Torben lächelte müde und deutete dann – im Grunde willkürlich –

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