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Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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solcher Wucht in seine Hand klatschte, dass er rücklings taumelte. Es war Mjöllnir, der immerhin gehorsam in seine Hand zurückgekehrt war, statt auf Nimmerwiedersehen in der ewigen Nacht zu verschwinden. Ob und welchen Schaden er unter ihren Feinden angerichtet hatte, konnte er nicht erkennen. Wo das Meer und die Flotte der Dauger sein sollten, sah er nur ein einziges Chaos aus tobender Dunkelheit und grausam grellem Licht und schierer, ungeordneter Bewegung. Und auch an Deck des Naglfar bot sich kaum ein anderes Bild. Die Männer stürzten in kopfloser Panik durcheinander, schrien und brüllten, und etliche waren auf die Knie herabgesunken und flehten die Götter um Hilfe an; vielleicht verfluchten sie sie auch. Das Deck des gewaltigen Kriegsschiffes glich einem Tollhaus, und Thor begriff plötzlich und mit entsetzlicher Klarheit, in welcher Gefahr sie alle schwebten; selbst ohne die Flotte der Ungeheuer, die sie eingekreist hatten. Etliche Männer hatten schon in ihrer Angst sich selbst oder ihre Kameraden verletzt, und die Panik griff immer noch weiter um sich. Noch ein paar Augenblicke, und die Dauger würden nur noch ein Schiff voller toter oder wehrloser Männer finden, sobald sie das Naglfar enterten.
    »Hört auf!«, schrie er, so laut er konnte. »Das ist keine Zauberei! Es ist nur ein Sturm, mehr nicht!«
    Seine Stimme verhallte ungehört, verschlungen vom Sturm und den Entsetzensschreien aus hundert Kehlen, und alles, was er auf den Gesichtern und in den Augen der Männer las, war pure, lähmende Angst.
    Wahllos und beinahe selbst der Panik nahe packte er einen der Männer, schüttelte ihn so hart, dass seine Zähne aufeinanderschlugen und zu bluten begannen und schrie ihn an, und nun las er panische Angst vor sich in den weitaufgerissenen Augen des Kriegers. Blindlings stieß er ihn von sich, packte sich den nächsten und einen weiteren und erreichte damit rein gar nichts.
    Seine Worte erreichten die Männer nicht, und das hätten sie auch dann nicht, wenn es das Heulen des Sturmes und das Schreien aus hundert Kehlen nicht gegeben hätte. Er war nicht der einzige, der plötzlich derart verrückte Gedanken dachte, und aus seiner bloßen Vermutung wurde nun Gewissheit: So wenig, wie dieser Sturm natürlichen Ursprungs war, so magisch und verflucht war das, was im Schutze dieser unnatürlichen Dunkelheit über das Schiff und seine Besatzung gekommen war. Etwas vergiftete die Seelen der Männer und nahm ihnen allen Mut.
    »Hört auf!«, schrie er noch einmal, und dieses Mal tat er es mit der ganzen, ungezähmten Wut eines Gottes, ein Brüllen, das selbst das Toben des Sturmes übertönte und überall auf dem Deck zu hören war. » Reißt euch zusammen! Das ist nichts als ein billiger Zaubertrick, um uns zu verwirren! Wehrt euch dagegen!«
    Es half nichts. Einige wenige Männer hörten auf, blindlings durcheinanderzurennen und zu schreien, und starrten ihn aus aufgerissenen Augen an, aber der Zauber war einfach zu stark. Selbst er wäre ihm beinahe erlegen, und ihre Seelen waren schließlich nur die schwacher sterblicher Menschen.
    Was ihm nicht gelang, das schafften die angreifenden Dauger.
    Gleich ein halbes Dutzend der grässlichen Kreaturen tauchte plötzlich über dem Heck des Naglfar auf, und Mjöllnir sprang wie von selbst aus Thors Hand, fast ohne dass es seines Zutuns bedurft hätte, oder auch nur eines entsprechenden Gedankens. Einem schwarzen Schemen gleich raste er über das Deck, zerschmetterte zwei, drei der unheimlichen Geschöpfe und schleuderte noch einen vierten Untoten zurück ins Meer, während er in einem wirbelnden Bogen zu ihm zurückkehrte. Die beiden übriggebliebenen Dauger stürzten sich unbeeindruckt auf einen der Krieger, aber der Bann war gebrochen. Zahlreiche Männer kamen ihren Kameraden zu Hilfe, hackten eines der Ungeheuer in Stücke und warfen das andere kurzerhand über Bord.
    »Seht es euch an!«, schrie Thor, noch immer mit einer Stimme, unter deren donnerndem Hall sich selbst der Sturm zu ducken schien . »Sie sind nicht unbesiegbar! Sie sind einfach nur Ungeheuer! Wir können sie schlagen!«
    Vielleicht war das der gefährlichste Moment, denn nun starrten die meisten Männer ihn an, und er las eine vorsichtig aufkeimende Hoffnung in vielen Gesichtern, aber auch noch immer Furcht. Er selbst hatte diese Männer gelehrt, keinen Feind zu fürchten, auch wenn er noch so übermächtig erschien ... aber wie hätte er sie lehren können, gegen die Angst selbst zu

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