Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
vollzogen es nicht nur getreulich nach, sondern holten dabei auch ein gutes Stück auf.
    Thor beruhigte sich selbst mit dem Gedanken, dass Torben schon wissen würde, was er tat, sah kurz und nervös nach Norden und stellte ohne Überraschung fest, dass aus dem Grau hinter dem Horizont allmählich ein bedrohliches Schwarz wurde, in dem es tatsächlich dann und wann aufleuchtete. Ein Sturm zog auf.
    Thor hörte Lärm, sah über die Schulter zurück und wurde mit einem Anblick belohnt, der nicht den mindesten Sinn zu ergeben schien: Mindestens ein Dutzend Männer waren damit beschäftigt, ganze Berge von Netzen und Seilen an Deck zu schaffen, an denen Steine, schweres eisernes Werkzeug und andere Gewichte befestigt waren. Thor runzelte die Stirn und fragte sich – vergeblich – was das sollte. Torben hatte den Männern den ganzen Tag über Anweisungen gegeben und sie tausend Dinge tun lassen, von denen er einfach vorausgesetzt hatte, dass sie alle zusammen einen Sinn hatten. Jetzt war er nicht mehr ganz sicher.
    Er gewahrte den Kapitän inmitten des Durcheinanders und versuchte ihm einen fragenden Blick zuzuwerfen, aber Torben schürzte nur trotzig die Lippen und brüllte den nächsten Mann an, der das Pech hatte, ihm unter die Augen zu kommen. Thor wandte sich wieder der Flotte der Dauger zu.
    Sie waren näher gekommen, und ihre Formation war nicht mehr ganz so präzise wie bisher, weil sie versuchten, ihrer vermeintlich fliehenden Beute den Weg abzuschneiden. Das Wetterleuchten am Horizont nahm zu, und anstelle einzelner ferner Donnerschläge vernahm er nun ein ununterbrochenes Grollen und Rumpeln, als ginge irgendwo hinter dem Horizont eine gewaltige Gerölllawine nieder. Die Luft war spürbar kälter geworden, und irgendwie ... veränderte sich das Licht, ohne dass er genau sagen konnte, wie. Alles wirkte unangenehmer.
    Mehr und mehr Männer kamen nun an Deck, Männer, die nun unten an den Rudern fehlten, sodass das Naglfar jetzt immer rascher an Tempo verlor.
    Der Anblick beunruhigte ihn noch aus einem anderen Grund. Die Männer waren erschöpft, hatten sie doch Stunde um Stunde aus Leibeskräften gerudert. Mehr als nur einer sah ganz so aus, als könnte er sich gerade noch auf den Beinen halten, und nicht ein einziger erweckte den Eindruck, als würde er den bevorstehenden Kampf durchstehen.
    Aber das mussten sie.
    Torben sagte irgendetwas, doch eine plötzliche Sturmböe riss ihm die Worte von den Lippen und trug sie mit ihrem Heulen davon. Dennoch reagierte das Naglfar , als hätte es nur auf dieses Zeichen gewartet. Die Segel spannten sich mit einem Knall, und das ganze, gewaltige Schiff legte sich so jäh auf die Seite, dass Thor hastig die Hand ausstreckte, um sich an der Reling festzuhalten. Unter seinen Füßen wurden rumpelnd die Ruder eingezogen, und das Schiff krängte noch weiter. Thor war jetzt nicht mehr der Einzige, der sich hastig irgendwo festhalten musste, um nicht von den Füßen gerissen zu werden.
    »Jetzt!«, brüllte Torben über das Heulen des Sturmes hinweg.
    Thor hatte nicht die geringste Ahnung, was als nächstes geschehen sollte, klammerte sich aber vorsichtshalber nun mit beiden Händen fest und beglückwünschte sich im nächsten Augenblick zu dieser Umsicht, ohne die er vermutlich kopfüber im Wasser gelandet oder mindestens auf das Deck geschleudert worden wäre.
    Er hatte nicht einmal gewusst, dass ein Schiff – noch dazu eines von solch monströser Größe – zu einem derartigen Manöver imstande war, doch das Naglfar drehte sich nahezu auf der Stelle. Wie das Visier einer gewaltigen Speerschleuder schwenkte der gesplitterte Bug herum und deutete plötzlich direkt auf eines der gespenstischen Dreieckssegel, die gerade noch hinter und ein Stück neben ihnen gewesen waren, und dann drehte sich das Schiff vollends in den Wind.
    Thor konnte nicht sagen, ob Torben dieses Manöver so geplant oder sie einfach nur Glück gehabt hatten, aber das Ergebnis dieser halsbrecherischen Wende war spektakulär: Wie ein springendes Raubtier schoss das Naglfar auf den Segler zu, rammte seine Flanke und spaltete das um so vieles kleinere Schiff wie ein Axthieb. Der Bug und das vordere Drittel des bizarren Gefährtes wurden tatsächlich aus dem Wasser und ein gutes Stück weit in die Luft geschleudert und versprühten einen grausigen Regen aus Trümmern, zerrissenen Tauen und graugesichtigen Gestalten, bevor sie auf die Meeresoberfläche zurückfielen und endgültig zerbarsten, während der andere

Weitere Kostenlose Bücher