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Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kämpfen?
    »Ihr habt Thor gehört!«, schrie Torben. »Niemand kann uns schlagen, so lange Mjöllnir und er uns führen! Kämpft!«
    Etwas wie ein düsteres Lachen erklang in Thors Gedanken, und der Sturm heulte noch einmal lauter. Furcht sickerte wie lähmendes Gift in seine Seele, und er sah, wie sich Mutlosigkeit und Verzweiflung auf den Gesichtern der Männer breit zu machen begann, als alle Hoffnung aus ihren Herzen wich.
    Er wusste nicht, warum er das tat, was er als nächstes tat. Vielleicht war es pure Verzweiflung, vielleicht hatte er von seinem Besuch in der Stadt der Riesen doch etwas mitgebracht, ein verborgenes Wissen, das ihm nun zur Verfügung stand, und vielleicht war es auch Mjöllnir, der tat, was er nicht konnte: Der Hammer flog ein weiteres Mal aus seiner Hand, geschleudert mit der ganzen, urgewaltigen Kraft des Gottes, zu dem er endgültig geworden war, aber jetzt war sein Ziel keines der dreieckigen Segel, die sich immer noch durch den Sturm auf sie zu kämpften, sondern der Sturm selbst, das finstere Herz der schwarzen Magie, das hoch über ihren Köpfen am Himmel pochte.
    Einen unendlich kurzen, furchtbaren Moment lang geschah nichts.
    Dann explodierte der Himmel.
    Es war wie ein Blitz, nur hundertmal gleißender und bösartiger, ein unerträgliches weißes Lohen, das sich von einem Ende des Firmaments bis zum anderen erstreckte, als hätte die Welt selbst Feuer gefangen. Aus dem Lachen in seinen Gedanken wurde ein gepeinigtes Kreischen, und dann ein Schrei voller unbändiger Wut und Hass. Nicht nur Thor, sondern jeder einzelne Mann an Deck schrie vor Schmerz und Entsetzen auf, als das Licht noch einmal heller wurde und so unerträglich in ihre Augen stach, als blickten sie geradewegs ins Herz der Sonne.
    Es erlosch, gerade noch rechtzeitig, bevor es ihre Augen verbrennen konnte, und mit ihm verwehte der lautlose Schrei. Über ihren Köpfen tobte jetzt nur noch ein ganz normaler, wenn auch heftiger Sturm.
    Thor war mit zwei, drei schnellen Schritten wieder im Bug des Naglfar, blinzelte die letzten grellen Lichtblitze vor seinen Augen weg, visierte den ersten Segler an und ließ den Hammer fliegen. Mjöllnirs schwarzes Eisen verschmolz mit der Dunkelheit, sodass er seinen Flug nicht verfolgen konnte, doch dafür sah er um so deutlicher, was er anrichtete: Der Bugspriet des Schiffes flog davon, wie vom Hieb einer unsichtbaren Axt gekappt, und Mjöllnir pflügte eine Schneise der Verheerung diagonal über das gesamte Deck, biss auf dem Weg zurück noch ein gewaltiges Stück aus der Reling und landete wieder in seiner ausgestreckten Hand, und Thor fand sogar noch Zeit für einen zweiten Wurf, der den Hauptmast eines anderen Schiffes kappte, sodass das Segel wie ein gewaltiges morsches Leichentuch auf das Deck herabflatterte und seine Mannschaft aus wandelnden Leichnamen unter sich begrub.
    Als er Schwung für einen dritten Wurf holte, mit dem er dieses Mal unter die Wasserlinie zielte, um das Schiff nicht nur zu beschädigen, sondern zu versenken, erbebte das Naglfar unter einem so gewaltigen Schlag, dass er strauchelte und auf ein Knie hinabsank, als ein weiteres Schiff heran war und die riesige Naglfar rammte. Gut die Hälfte der Männer wurde ebenfalls von der Erschütterung von den Beinen gerissen, war aber auch fast zugleich mit ihm wieder auf den Füßen und wandte sich dem zerrissenen Segel zu, das plötzlich hinter der Reling des Naglfar aufragte.
    Die erste Welle der Dauger wurde niedergemetzelt, noch ehe sie das Deck erreichen konnte, und ohne dass Thor auch nur eingreifen musste. Und so schnell es auch ging, sah er dennoch, wie gut Torben die Männer auf das vorbereitet hatte, was sie erwartete: Immer zu zweit oder dritt warfen sie sich auf einen ihrer bizarren Gegner und enthaupteten ihn, oder schlugen ihm die Beine weg, und das oft genug wortwörtlich. Und nun kamen auch die Netze und Seile zum Einsatz, deren Zweck ihm bisher rätselhaft geblieben war: Thor sah, wie die Männer eines der Netze über eine ganze Gruppe Dauger warfen und sie dann mit ihren großen Schilden einfach über Bord drängten, wo sie von den schweren Gewichten zweifellos sofort in die Tiefe gezogen werden mussten.
    Unpassend oder nicht, musste sich Thor einer Vision erwehren, die ebenso bizarr wie schrecklich war: Er sah Krieger, dutzende, hunderte toter Krieger, die in einer schier endlosen Reihe über den Meeresgrund wanderten und dabei von Fischen und anderen Meeresbewohnern angefressen wurden, bis sie eines

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