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Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vielleicht schon zu spät kam: Eines der Schiffe trieb steuerlos auf den Wellen und war selbst zum Spielball der rohen Naturgewalten geworden, die seine Herren doch eigentlich gegen das Naglfar hatten schleudern wollen, war es doch seines Segels beraubt, und der Großteil der Besatzung unter dem umgestürzten Mast und Tauwerk begraben. Die beiden anderen jedoch kämpften sich unaufhaltsam durch das kochende Meer heran. Wellen explodierten wie Hammerschläge an ihren Flanken und überschütteten sie mit brodelnder Gischt und purer Gewalt, und mehr als ein Dauger wurde einfach über Bord gerissen und versank in den kochenden Fluten. Rings um sie herum explodierten Blitze auf dem Meer, und blaues Feuer lief auf knisternden Spinnenbeinen über das Wasser und setzte Trümmerstücke und treibende Gestalten in Brand, aber keiner der grellen Blitze kam den Schiffen auch nur nahe, und auch der Sturm berührte ihre Segel nicht, sondern schien sie im Gegenteil noch zu beschleunigen, obwohl sie doch genau gegen ihn anliefen.
    Thor kämpfte die dumpfe Furcht nieder, mit dem der Anblick seine Seele vergiften wollte, schob sein Schwert wieder in die Scheide zurück und zielte sorgfältig, bevor er Mjöllnir fliegen ließ.
    Diesmal verschmolz der Hammer nicht mit der Nacht, sondern zog eine flammende Spur hinter sich her, als seine magischen Runen wie in böser Vorfreude aufleuchteten. Ohne auch nur langsamer zu werden, zerschmetterte er Bugspriet und Mast des Schiffes, hinterließ eine Spur aus zerschlagenen Leibern und abgerissenen Gliedmaßen auf dem Deck und riss im Herumschwenken noch das halbe Heck des Schiffes weg. Noch bevor die Wolke aus Trümmern und zerfetzten Leibern auf das Wasser hinabregnen konnte, kehrte Mjöllnir in Thors Hand zurück, um Schwung zu holen, und traf das Schiff noch einmal und mit noch verheerenderer Wucht, mit der er diesmal seine gesamte Flanke aufriss; wie ein Messer, das durch das weiche Fleisch seines Opfers schnitt. Das ganze Schiff legte sich auf die Seite und spie einen Schwall aus Trümmern und lautlos um sich schlagenden Gestalten ins Meer, wurde aber weder langsamer, noch kam es sichtlich vom Kurs ab.
    Verzweiflung begann sich in Thor breitzumachen, als er Mjöllnir zum dritten Mal und jetzt mit seiner ganzen gewaltigen Kraft schleuderte und damit ein Loch in das Deck des Schiffes stanzte, das gewaltig genug war, um es eigentlich auf der Stelle zu versenken.
    Aber es sank nicht. Ganz im Gegenteil war Thor jetzt sicher, dass es sogar schneller wurde, wie ein tödlich getroffener Krieger, der um sein Schicksal wusste, aber wild entschlossen war, seinen Feind noch sterbend mit sich zu nehmen.
    Thor wartete, bis Mjöllnir in seine Hand zurückgekehrt war, holte zu einem weiteren Wurf aus ... und zögerte.
    Für die Dauer eines einzelnen, endlosen Atemzuges stand er einfach da und starrte das Schiff an, und etwas ... geschah, mit und in ihm. Da war plötzlich noch mehr von jenem verbotenen Wissen in ihm, ein uralter verborgener Schatz, den er plötzlich erkannte, und um dessen Bedeutung er wusste. Da war auch eine leise, flüsternde Stimme in ihm, die ihn warnte, nicht an dieses verborgene Wissen zu rühren, denn es mochte seine Seele verbrennen und ihm vielleicht Schlimmeres antun, als es die Dauger und der Herr der verbotenen Stadt jemals konnten.
    Hinter ihm gellte der Todesschrei eines Mannes über das Deck, und es war dieser Laut, der die Entscheidung brachte.
    So viele waren gestorben, nur weil sie seinem Wort gefolgt und an eine Idee geglaubt hatten, die niemals mehr als ein unerfüllbarer Traum gewesen war, und wenn er jetzt zauderte, dann würden auch diese wenigen Überlebenden noch sterben, und alles wäre umsonst gewesen, die Blüte seines Volkes für nichts dahingerafft, und niemand würde je erfahren, was hier geschehen war. Das durfte nicht sein, ganz gleich, welchen Preis er selbst auch dafür zahlte
    Thor riss den Hammer in die Höhe, doch statt ihn zu schleudern, entfesselte er seine verborgene, wahre Macht, und rief den Sturm.
    Zu ihrer Vernichtung gesandt, wurde er von einem Atemzug auf den anderen zu ihrem Verbündeten. Ein einzelner, unerträglich heller Blitz zuckte aus den Wolken herab und in den gewaltigen Hammer, heiß wie aus dem Herzen einer tobenden Sonne, Licht, so grell, dass es alle Farben und Schatten auslöschte und nur schwarz und weiß übrig ließ, und Gewalten, die Welten zerfetzen konnten. Doch statt den Hammer zu schmelzen und seinen Körper zu Asche zu

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