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Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Teil einfach umkippte, einen Moment lang kieloben im Wasser trieb und dann wie ein Stein sank. Das Meer war von einem Atemzug zum nächsten voller Trümmer und zappelnder Gestalten und schmutzigem grauem Schaum, und das Naglfar schüttelte sich; wie ein wütender Bluthund, der seine erste Beute geschlagen hatte und schon nach dem nächsten Opfer gierte. Thor glaubte sogar, etwas wie ein Knurren zu hören, dann erhob sich ein hundertstimmiger Chor aus jubelnden Schreien überall auf dem Deck.
    Auch er verspürte ein kurzes Gefühl von wildem Triumph, war aber trotzdem mit einem einzigen schnellen Schritt an der Seite des Schiffes und sah ins Wasser hinab.
    Seine (winzige) Hoffnung, dass die unheimlichen Kreaturen des Schwimmens vielleicht nicht mächtig waren, wich jähem Erschrecken. Das Meer war voller Dauger. Das Naglfar pflügte einfach durch sie hindurch, und mehr als eine der schrecklichen Kreaturen wurde einfach unter Wasser gedrückt oder von seinem mächtigen Rumpf zermalmt. Mindestens ein Dutzend jedoch hatten sich an seinem Holz festgeklammert und kletterten mit erschreckendem Geschick und noch erschreckenderer Schnelligkeit daran in die Höhe.
    Thor griff nach Mjöllnir, winkte aber dann stattdessen einige Männer herbei, die die Angreifer mit Speeren und langen Stangen ins Wasser zurückstießen. Nur einem einzigen gelang es, die Reling zu erreichen, wo er aber schon von einem halben Dutzend Schwertern und Äxten erwartet und in Stücke gehackt wurde.
    Thor gestattete sich nicht, auch nur Erleichterung zu empfinden. Torbens Manöver war geradezu genial gewesen (vielleicht hatten sie auch einfach nur unverschämtes Glück gehabt), aber ein zweites Mal würde es nicht so leicht werden, und sie standen immer noch einer mindestens vierfachen Übermacht gegenüber.
    Und möglicherweise, dachte er, nachdem er wieder von der Reling zurückgetreten war und sich umgedreht hatte, war Torbens Plan doch nicht ganz so perfekt gewesen.
    Sie hatten einen der Segler versenkt, doch dafür hatten die vier anderen Schiffe sie nun eingekreist, und in den noch immer anhaltenden Jubel der Männer mischten sich die ersten Schreckensrufe, als sie sahen, mit welch unheimlicher Präzision (und Schnelligkeit) sie näherkamen; viel schneller, als es möglich sein sollte.
    Thor war mit wenigen, weit ausgreifenden Schritten wieder im Bug des Schiffes, löste nun doch den Hammer vom Gürtel und visierte den sich am nächsten befindenden Segler an. Seine Hand schien sich dagegen zu sträuben, Mjöllnir zu schleudern, und das vielleicht mit guten Grund, denn wenn seine Magie auch jetzt wieder versagte, dann würde der Hammer einfach ins Wasser fallen und war für alle Zeiten verloren.
    Aber wenn Mjöllnir nicht auf ihrer Seite kämpfte, dann war es ohnehin um sie geschehen.
    Thor holte trotzig aus und schleuderte den Hammer, und der Tag erlosch.
    Der Sturm brach nicht wirklich über sie herein, er war einfach da , von einem Blinzeln auf das andere. Der Himmel wurde schwarz, nicht dunkel, sondern absolut und vollkommen schwarz , und schon die erste, brüllende Sturmböe traf ihn mit der Gewalt eines Fausthiebes und ließ ihn meterweit zurückstolpern. Das Naglfar bäumte sich auf, und über ihren Köpfen zerriss eines der Segel mit einem Laut, der wie der Schmerzensschrei eines großen Tieres klang. Blitze züngelten über den Himmel und schlugen gewaltige Säulen aus Dampf und kochendem Wasser aus dem Meer, wo sie in seiner Oberfläche explodierten, und wo gerade noch monotones Türkis und Grau gewesen war, rollten mit einem Male zwanzig Fuß hohe, schaumgekrönte Wellen heran, die das Naglfar mit der Gewalt von Hammerschlägen trafen.
    Das Erschreckendste vielleicht war die Plötzlichkeit, mit der sich alles änderte; als wäre der Tag durch eine Tür getreten, hinter der die Welt nur noch aus Chaos und namenlosem Entsetzen bestand. Der allergrößte Teil der Schreie und Schreckensrufe, die plötzlich überall rings um ihn herum laut wurden, war vermutlich allein auf den Schock zurückzuführen, mit dem die Männer aus ihrer gewohnten Welt heraus und in eine Nische des Wahnsinns geschleudert worden waren. Dies war nicht einfach nur ein Unwetter, es war das Ende der Welt, Ragnarök, die letzte Schlacht, in der Götter und Riesen aufeinanderprallten und sich gegenseitig vernichteten.
    Thor schüttelte den Gedanken mit einer fast schon verzweifelten Willensanstrengung ab und wäre im nächsten Augenblick beinahe gestürzt, als etwas mit

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