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Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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stattdessen mit beiden Händen und schlug und drosch wie ein Berserker auf die grausigen Angreifer ein, und er schleuderte sie zu Dutzenden zurück auf ihr brennendes Schiff oder ins Meer. Doch ihre Zahl schien schier endlos, und er konnte nicht überall zugleich sein.
    Schon kletterten die ersten Angreifer über die Reling, und für jeden Dauger, den er erschlug, schienen sofort zwei weitere Ungeheuer aus dem brennenden Rumpf des Schiffes aufzutauchen.
    Eine starke Hand krallte sich von hinten in seine Schulter und riss ihn von der Reling zurück. Thor stieß den Ellbogen nach hinten, hörte Knochen brechen und wirbelte auf dem Absatz herum.
    Das Bild, das sich ihm bot, ließ ihn für einen halben Atemzug vor Entsetzen erstarren.
    Der Dauger war unter seinem Ellbogenstoß zurückgetaumelt, hatte sich jedoch schon wieder gefangen und torkelte mit unkoordiniert pendelnden Armen auf ihn zu.
    Nur, dass es kein Dauger war. Seine Haut war nicht grau und verfault, und auch seine Kleider hingen nicht in modernden Fetzen von ihm herab. Helles, noch nicht eingetrocknetes Blut färbte seinen Brustharnisch rot, das aus seiner aufgerissenen Kehle lief, denn es war der Mann, der gerade erst von einem Dauger getötet worden war. Nun war er selbst zu einem geworden.
    Die Erkenntnis dessen, was diese Beobachtung wirklich bedeutete, erfüllte Thor mit einem solchen Entsetzen, dass er einfach wie gelähmt dastand und die furchtbare Kreatur anstarrte, die noch vor Augenblicken sein Kamerad gewesen war, und ein Mann, der ohne zu Zögern sein Leben für ihn geopfert hätte. Jetzt trachtete er mit jeder Faser seiner widernatürlichen Existenz danach, es ihm zu nehmen.
    Erst, als die gebrochenen Finger der Kreatur nach seinem Gesicht tasteten, erwachte er mit einem Brüllen aus dem Zustand entsetzter Lähmung, stieß den Dauger von sich und schlug ihm mit der bloßen Faust den Kopf von den Schultern.
    Der von schwarzer Magie wieder ins Leben zurückgezwungene Krieger war nicht der einzige. Mehr und mehr Männer, die von den unheimlichen Angreifern niedergerungen worden waren, hatten sich wieder erhoben und kämpften nun auf der anderen Seite, und mit jedem Mann, der fiel, kippte das Verhältnis zwischen Freund und Feind weiter, und nicht zum ersten Mal fragte sich Thor allen Ernstes, ob sie überhaupt eine Chance hatten, diesen ungleichen Kampf zu gewinnen.
    Die ehrliche Antwort auf diese Frage hätte ihn entmutigt, also wich er ihr aus, indem er nun auch wieder das Schwert zog und sich mit beiden Waffen in den Kampf stürzte.
    Es schien, als würde sein Eingreifen das Blatt noch einmal wenden, denn nicht einmal die gewaltige Übermacht und scheinbare Tapferkeit der Dauger vermochte dem Zorn eines wütenden Gottes standzuhalten, mit dem er über sie kam. Hammer und Schwert wüteten unerbittlich unter den Angreifern und zerschlugen ihre Formation, wo immer sie sich ihnen entgegenstellten, aber immer mehr und mehr Untote erschienen über der Reling. Und obwohl die Männer nahezu jeden Gegner niederstreckten, der auch nur in die Reichweite ihrer Waffen geriet, erlitten auch sie Verluste; Männer, die getroffen zu Boden sanken, nur um sich wenige Augenblicke darauf wieder aufzurichten und sich gegen die zu wenden, an deren Seite sie gerade noch gefochten hatten.
    Sie würden verlieren, dachte Thor entsetzt. Die Männer verteidigten sich mit einem Mut und Geschick, die Eingang in die Mythen ganzer Generationen finden würden, aber dazu musste jemand diesen Sturm überleben, um davon zu erzählen, und Thor war immer weniger sicher, dass das geschehen würde. Mehr als die Hälfte der Männer war bereits gefallen und lag reglos auf dem Deck, sofern sie sich nicht ihren bisherigen Feinden angeschlossen hatten und nun gegen ihre eigenen Kameraden kämpften, und noch immer drängten weitere Dauger über die Reling auf beiden Seiten. Wie viele von diesen verdammten Ungeheuern gab es denn noch?
    Thor begriff, dass es nur einen einzigen Weg gab, diese Frage zu beantworten, und in dieser Antwort vielleicht auch die einzige Chance für sie alle lag, so wahnwitzig ihm der Gedanke auch selbst vorkommen mochte. Was hatte er zu verlieren, außer einem Leben, das ohnehin nur noch wenige Augenblicke dauern konnte?
    Er fuhr noch einmal herum, um den Männern an seiner Seite mit zwei, drei gewaltigen Hieben wenigstens kurzfristig Luft zu verschaffen, war dann mit wenigen raschen Schritten an der Reling und sprang ohne das geringste Zögern auf das unbeschädigte

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