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Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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noch einmal in Torbens Augen blicken, um zu wissen, dass er sich auch jedes weitere Wort sparen konnte. Von allen Männern an Bord des Naglfar war Torben derjenige, aus dem er am wenigsten schlau wurde. Vielleicht war Torben der beste Freund, den er unter den Sterblichen hatte, aber Thor wusste bis heute nicht, ob er ihn nun wirklich für einen Gott hielt, oder nur für einen außergewöhnlich starken Mann. Aber wenn, dann nicht für einen Gott, dem er allzu viel Respekt zollte.
    Statt irgendetwas zu sagen, trat er gebückt aus dem Zelt, richtete sich auf und blinzelte in das Licht einer überraschend tief stehenden Sonne, zog in derselben Bewegung aber auch fröstelnd die Decke wieder bis zu den Schultern hoch. Das rot-goldene Licht und das saftige Grün an drei Seiten suggerierten eine Wärme, die es ganz und gar nicht gab.
    »Ist es noch Tag, oder schon wieder Abend?«, fragte er.
    Es gelang Torben nicht ganz, den Spott aus seiner Stimme zu verbannen, während er die Hand hob und auf den roten Feuerball am Horizont deutete. »Wenn das da Osten ist, dann würde ich sagen: schon wieder«, sagte er, zögerte fast unmerklich und fügte dann – jetzt eindeutig spöttisch – hinzu: »Herr.«
    »Torben, bitte«, seufzte Thor. Sein Kopf schmerzte, sein Arm tat weh, das Licht stach wie mit dünnen glühenden Nadeln in seine Augen, und er musste sich des Bildes eines geschuppten Ungeheuers erwehren, das aus seiner Erinnerung aufstieg und sich einfach nicht abschütteln lassen wollte. Ihm war nicht nach Scherzen.
    »Ihr wart die ganze Nacht bewusstlos«, antwortete Torben, in verändertem Ton, und nicht mehr an seinen Freund, sondern seinen Herrn gewandt. Ein ganz kleines bisschen klang er gekränkt, fand Thor. »Was auch kein Wunder ist. Der Anprall hat Euch über Bord und gegen den Felsen geschleudert. Ihr habt lange im Wasser gelegen. Die Männer, die Euch herausgefischt haben, hielten Euch für tot.« Und eigentlich , fügte sein Blick hinzu, solltest du das auch sein.
    »Welcher Felsen?«, fragte Thor.
    Torben sah ihn einen halben Atemzug lang durchdringend an, drehte sich wortlos um und bedeutete ihm mit einer immer noch stummen Geste, ihm zu folgen. Sie gingen um das Zelt herum und eine kurze, mit einem dichten Teppich eines sonderbar fleischigen Mooses bewachsene Anhöhe hinauf, und Thor sah, von welchen Felsen Torben gesprochen hatte.
    Das Naglfar lag direkt unter ihnen, zerschlagen und zerschunden und mit zerfetzten Segeln, die nicht so aussahen, als könnten sie jemals wieder instand gesetzt werden. Die buckelige Reling war an zahlreichen Stellen zertrümmert. Hier und da sah es aus, als wären gewaltige Stücke herausgebissen worden. Einer der drei großen Masten war geborsten, aber nicht auf das Deck gestürzt, wo er verheerenden Schaden angerichtet hätte, sondern einfach verschwunden, genau wie der geschnitzte Drachenkopf, der den Bug des gewaltigen Kriegsschiffes geziert hatte. Wo dieser geblieben war, wusste Thor allerdings nur zu gut.
    Torben machte eine Kopfbewegung nach links, und als Thors Blick der Bewegung folgte, sah er den Felsen, von dem der alte Kapitän gesprochen hatte. Nicht nur einer, sondern gleich vier gezackte steinerne Pfeiler ragten wie die zersplitterten Zähne eines ertrunkenen Drachen aus dem Meer, das jetzt wieder so glatt und friedlich dalag, als hätte es den Sturm niemals gegeben, und Thors kundiges Auge erblickte mindestens ein halbes Dutzend Stellen, an denen das Wasser kleine Schaumkronen bildete, wo es sich an weiteren gefährlichen Hindernissen brach, die sich dicht unter seiner Oberfläche verbargen. Das Naglfar lag an einem vermeintlich glatten Strand aus fast pulverfeinem weißem Sand, aber das Meer davor war eine Todesfalle.
    »Wo sind wir?«, fragte er.
    Torben hob die Schultern. »Auf einer Insel, an der Küste eines fremden Landes, in Asgard ... ich weiß es nicht. Ich habe Männer losgeschickt, um die Umgebung zu erkunden, aber sie sind noch nicht zurück.«
    Thors Blick kehrte wieder zum Naglfar zurück, blieb am zersplitterten Bug des Schiffes hängen und tastete dann über das Deck. Eine erstaunlich große Anzahl Männer war damit beschäftigt die Trümmer wegzuräumen, und schon bald würden sie damit beginnen, die schlimmsten Schäden zu beheben. Thor verstand nicht annähernd so viel von der Schifffahrt wie Torben (niemand tat das), aber er sah trotzdem, dass das Schiff nicht so schlimm beschädigt war, wie er befürchtet hatte. Zumindest waren sie nicht auf

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