Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
dieser unbekannten Insel gestrandet.
    »Wie viele?«, fragte er.
    »Tote?« Torben hob die Schultern. »Neun. Den Göttern sei Dank nur neun, auch wenn es eine Menge Verletzte gegeben hat. Aber es hätte uns schlimmer erwischen können.« Er machte eine Kopfbewegung zu den Felsen hin. »Die Klippe hat uns gerettet, so seltsam es klingen mag. Auf der anderen Seite prangt ein hübsches Loch im Rumpf, wo wir den Fels gerammt haben, aber ohne das hätte uns der Sturm wohl wieder aufs offene Meer hinausgetrieben, und es wäre uns so ergangen wie den anderen.«
    »Den ... anderen?« Thor blickte fragend. Sein Herz klopfte.
    »Bisher haben wir keines der anderen Schiffe gesehen«, antwortete Torben, unbehaglich und ohne ihn direkt anzublicken. »Vielleicht hat der Sturm die Flotte ja einfach nur zerstreut und weiter aufs Meer hinausgetrieben, aber ...« Er suchte sichtlich nach Worten, hob dann nur die Schultern und ließ den Satz gänzlich unbeendet. Thor erinnerte sich an brennende Schiffe, an Schreie, die viel zu leise und zu weit weg gewesen waren, um sie wirklich hören zu können, und die er trotzdem nie wieder ganz vergessen konnte, und an brennende Gestalten, die ins Wasser sprangen. War es Zorn, was er spürte, oder nur Schmerz?
    »Du kannst es reparieren?«, fragte er, unbehaglich und nur, um von dem schrecklichen Thema abzulenken.
    »Kann ein Fisch schwimmen?«, schnaubte Torben, schüttelte absurderweise aber auch praktisch gleichzeitig den Kopf. »Das Naglfar ist seetüchtig, wenn du das meinst. Aber es wird eine Weile dauern, und schön wird das Ergebnis nicht. Ich werde Männer losschicken, um nach einem Baum Ausschau zu halten, der groß genug ist, um den verlorenen Mast zu ersetzen. Wenn sie keinen finden, werden wir langsamer. Sehr viel langsamer.«
    Thor sagte nichts dazu – schon weil er wusste, worauf Torben hinauswollte, und über dieses Thema wollte er jetzt ganz gewiss nicht sprechen – sondern drehte sich um und ließ seinen Blick über das kleine, hastig improvisierte Zeltlager und den Waldrand dahinter streifen. Er sah tatsächlich Bäume, wohin er auch blickte – aber keiner davon war auch nur annähernd groß genug, um den verlorenen Mast zu ersetzen. Was natürlich nichts bedeutete.
    »Bring mich zu den Verwundeten«, sagte er.
    Das tat Torben, auch wenn das Ergebnis anders ausfiel, als er erwartet hatte. Torben hatte von zahlreichen Verletzten gesprochen, präsentierte ihm aber gerade einmal vier Männer, die jedoch so schlimm verletzt waren, dass nicht einmal er ihnen noch helfen konnte. Seine Hände, die die Kraft eines Gottes hatten, vermochten nicht nur zu zerstören, sondern auch zu heilen; gegen den Tod, den einzigen Feind, dem selbst die Götter nicht gewachsen waren, waren letzten Endes auch seine Kräfte nutzlos. Keiner der Männer würde den nächsten Sonnenaufgang erleben. Das Einzige, was er für sie tun konnte, war ihnen Trost zuzusprechen und ihren Schmerz zu lindern.
    Zutiefst niedergeschlagen verließ er das Zelt und verzichtete auch auf die Frage, wo die anderen Verletzten waren, von denen der Kapitän gesprochen hatte. Wie er Torben kannte, hatte er jeden Mann, der sich noch irgendwie auf den Beinen halten konnte, zu den Schiffreparaturen abkommandiert. Das mochte erbarmungslos klingen, war letztlich aber das einzige, was ihm sinnvoller Weise zu tun übrig blieb; war doch das Schlimmste, was man einem gestrandeten Seefahrer antun konnte, ihm Zeit zu lassen, um über seine Lage nachzudenken.
    »Also sind es dreizehn«, sagte er, nachdem sie sich einige Schritte vom Zelt entfernt hatten, und trotzdem noch mit gesenkter Stimme. Zwei der vier Männer waren bewusstlos und würden wohl auch nicht wieder aufwachen, und auch den beiden anderen war zweifellos klar, dass sie sterben würden. Dennoch wäre es ihm unnötig grausam erschienen, in ihrer Hörweite so über sie zu sprechen.
    »Vielleicht finden wir noch mehr«, antwortete Torben unbehaglich. »Diese Küste ist lang. Gut möglich, dass noch andere Schiffe gestrandet sind. Ich schicke Männer los, um den Strand abzusuchen.«
    »Du schickst Männer aus, um den Strand abzusuchen«, wiederholte Thor. »Und Kundschafter. Und Männer, die nach einem passenden Baum Ausschau halten. Und Jäger, nehme ich an.« Er zog demonstrativ die Stirn kraus. »Habe ich noch etwas vergessen?«
    »Wasser«, antwortete Torben ungerührt. »Wir haben fast unser gesamtes Trinkwasser eingebüßt. Es wäre schon irgendwie albern, wenn wir mitten auf

Weitere Kostenlose Bücher