Der Hauch Des Bösen: Roman
sie den Laborbericht bekäme, dachte sie und schaute, während sie auf Dickies Anruf wartete, durch die Scheibe in den Vernehmungsraum.
»Keine Vorstrafen«, sagte sie zu Peabody. »Hat nur als Jugendlicher ab und zu mal Ärger wegen irgendwelcher Kleinigkeiten gehabt. Er ist also nicht nur vorsichtig, sondern dazu anscheinend relativ gewieft.«
»Trotzdem glauben Sie nicht, dass er was damit zu tun hat.«
»Nicht direkt. Er hat sich eine hübsche, leichte Masche zurechtgelegt, mit der er unauffällig etwas nebenher verdienen kann. Wahrscheinlich hat sein Onkel ihm den Trick beigebracht. Ich fange jetzt mit der Befragung an. Wenn der Sturschädel die Resultate schickt, bringen Sie sie bitte sofort rein.«
Billys Anwältin presste die schmalen Lippen aufeinander, und Billy selber funkelte sie beleidigt an.
»Lieutenant Dallas, inzwischen halten Sie meinen Mandanten hier seit über einer Stunde fest. Wenn Sie nicht wegen irgendetwas Anklage gegen ihn erheben lassen wollen...«
»Führen Sie mich nicht in Versuchung. Es ist mein
gutes Recht, ihn noch weitaus länger hier sitzen zu lassen, also ersparen Sie mir diesen Sermon, ja?
Rekorder an. In Zusammenhang mit den Fällen H-23987 und H-23992 führt Lieutenant Eve Dallas eine offizielle Vernehmung mit Billy Johnson durch. Ihr Mandant Billy Johnson wurde über seine Rechte aufgeklärt und hat Sie als Pflichtverteidigerin zu dem Verhör hinzubestellt. Korrekt?«
»Das ist korrekt. Nur ist bisher weder meinem Mandanten noch mir klar, weshalb er gewaltsam zur Vernehmung hierherbefördert worden ist.«
»Gewaltsam? Hat Ihnen jemand Gewalt angetan, Billy? Haben Sie während des Transports auf das Revier irgendwelche Verletzungen erlitten?«
»Ich musste meine Arbeit unterbrechen. Ich hatte keine Wahl.«
»Fürs Protokoll: Der Betroffene wurde ohne Anwendung von Gewalt zum Zwecke der Vernehmung auf die Wache transportiert. Er wurde über seine Rechte aufgeklärt und zieht zu der Vernehmung eine Anwältin hinzu. Nur dass eines klar ist, Schwester, falls Sie uns Probleme machen wollen, kann ich das ebenfalls. Wir können also entweder weiter beide unser Gift versprühen, oder ich vernehme Ihren Mandanten, und wir bringen diese Sache so schnell wie möglich hinter uns.«
»Mein Mandant hatte keine Möglichkeit, freiwillig -«
»Oh, ersparen Sie uns den Quatsch«, fuhr Billy die Anwältin an, fuhr sich durch das maisgelb gefärbte Haar und wandte sich an Eve. »Was zum Teufel wollen Sie von mir? Ich weiß nichts von irgendwelchen Morden.«
»Wir haben Ernestine McNamaras Van durchsucht und jede Menge Fingerabdrücke und andere Spuren gefunden, die eindeutig nicht von ihr und ihrer gottesfürchtigen Sonntagsgruppe hinterlassen worden sind.«
»Ich fahre den Wagen für sie in die Garage, es ist also logisch, wenn meine Fingerabdrücke...«
»Sie sitzen deshalb in der Tinte, weil garantiert noch andere Abdrücke gefunden worden sind.« Sie sah ihm reglos ins Gesicht. »Rachel Howard. Kenby Sulu.«
Sein Mund fing an zu zittern. »Oh, mein Gott. Diese Collegekids. 0 Gott. Ich habe die Berichte in den Nachrichten gesehen. Das sind die beiden toten Collegekids.«
»Mr Johnson, ich rate Ihnen nichts zu sagen...«
»Halten Sie, verdammt noch mal, die Klappe.« Er atmete ein wenig schneller und glotzte Eve aus schreckgeweiteten Augen an. »Hören Sie, vielleicht habe ich mir noch ein bisschen nebenher verdient, aber ich habe niemals irgendwem auch nur ein Haar gekrümmt.«
»Erzählen Sie mir, wie Sie ein bisschen nebenher verdienen.«
»Eine Sekunde!« Die Anwältin schlug derart kraftvoll auf den Tisch, dass Eve bewundernd die Brauen in die Höhe zog. »Eine verdammte Sekunde. Mein Mandant wird mit Ihnen nur dann kooperieren, er wird Ihre Fragen nur dann beantworten, wenn man ihm im Gegenzug Straffreiheit gewährt. Wenn man weder in dieser noch in irgendeiner anderen Angelegenheit Anklage gegen ihn erhebt.«
»Warum drücke ich ihm nicht gleich eine unserer Platin-du-kommst-aus-dem-Gefangnis-frei-Karten in die Hand?«
»Ohne irgendwelche Garantien wird er nichts mehr sagen. Seine Kooperation hängt davon ab, ob man ihm wegen der Sache mit der Parkgarage und/oder in Zusammenhang mit diesen Morden Straffreiheit gewährt.«
»Vielleicht sollte ich Rachel Howard und Kenby Sulu fragen, was sie davon halten, wenn man einem Mörder Straffreiheit garantiert«, erklärte Eve ihr süffisant. »Oh, warten Sie, ich kann sie nicht mehr fragen. Schließlich sind sie beide
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