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Der Hauch Des Bösen: Roman

Titel: Der Hauch Des Bösen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb , Uta Hege
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Viecher, und den Geräuschen
nach zu urteilen sorgten gerade einige dafür, dass es bald noch mehr von ihnen gab.
    Die gute Ernestine war offensichtlich eine äußerst lebhafte Person.
    Aus ihrem Gesicht, das aussah wie ein kleiner, verschrumpelter Ball, ragten ein paar übergroße Zähne. Die Perücke in der Farbe ausgebleichten Weizens - Eve konnte nur hoffen, dass es eine Perücke war - saß ein bisschen schief, und die Überreste ihres Körpers waren in einen schlabberigen Jogginganzug gehüllt.
    Bitte, lieber Gott, schoss es Eve bei ihrem Anblick durch den Kopf, bitte, falls es dich gibt, lass mich nicht so lange leben. Der Gedanke, irgendwann einmal so alt zu werden, war zutiefst erschreckend.
    »Mrs McNamara...«
    »Oh, nennen Sie mich einfach Ernestine. Das machen alle. Kann ich mal Ihre Pistole sehen?«
    Eve ignorierte das unterdrückte Prusten ihrer Assistentin und erwiderte mit möglichst ruhiger Stimme: »Wir tragen keine Pistolen, Mrs... Ernestine. Pistolen sind verboten. Ich habe nur einen Polizeistunner, sonst nichts. Wegen Ihres Wagens...«
    »Aber auch ein Schuss aus einem Stunner haut die Leute sicher um. Ist so ein Stunner schwer?«
    »Nein, nicht wirklich. Der Wagen, Ernestine. Ihr Wagen. Wann haben Sie ihn zum letzten Mal benutzt?«
     
    »Sonntag. Ich fahre jeden Sonntag eine Gruppe zur Zehn-Uhr-Messe nach St. Ignatious. Den meisten von uns fällt es inzwischen schwer, so weit zu laufen. Und die Busse, nun, es ist für Leute meines Alters nicht so einfach, sich die Fahrpläne zu merken. Außerdem ist
es so viel lustiger für uns. Wissen Sie, früher war ich ein Blumenkind.«
    Eve blinzelte verwirrt. »Sie waren einmal eine Blume?«
    »Ein Blumenkind.« Ernestine fing heiser an zu kichern. »In den Sechzigern - den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts. Dann war ich New-Ager und schließlich Free-Ager. Eben alles, was halbwegs lustig war. Und jetzt bin ich in den Schoß der katholischen Kirche zurückgekehrt. Das ist irgendwie tröstlich.«
    »Ja, bestimmt. Hat sonst noch irgendwer Zugriff auf Ihren Wagen?«
    »Tja, da ist dieser nette Junge, der das Auto immer für mich in die Garage fährt. Nimmt nur die Hälfte der normalen Parkgebühren. Ein wirklich guter Junge.«
    »Ich hätte gerne seinen Namen sowie den Namen und die Adresse der Garage, in der Ihr Wagen für gewöhnlich steht.«
    »Er heißt Billy, und die Garage ist in der Achtzehnten West, direkt an der Ecke Siebter. Nur einen Block von hier entfernt, da habe ich es nicht so weit. Sonntags hole ich den Wagen immer dort ab und fahre ihn gleich nach der Kirche wieder hin. Oh, und jeden dritten Mittwoch im Monat fahre ich ebenfalls zur Kirche, da tagt regelmäßig das Planungskomitee.«
    »Fährt sonst noch irgendjemand Ihren Wagen oder hat Zugriff darauf? Also ein Freund, ein Verwandter oder Nachbar?«
    »Da fällt mir niemand ein. Mein Sohn hat einen eigenen Wagen. Er lebt in Utah. Er ist bei den Mormonen. Und meine Tochter lebt in New Orleans. Sie ist eine
weiße Hexe. Dann ist da noch Marina, meine Schwester, aber sie setzt sich schon seit Jahren nicht mehr selber hinters Steuer. Und dann sind da meine Enkel.«
    Pflichtbewusst schrieb Eve sich alle Namen der Enkel, Urenkel und - Gott bewahre - Ururenkel auf.
    »O mein Gott. Glauben Sie tatsächlich, dass ich womöglich in eine Straftat verwickelt bin?« Freudige Röte überzog ihr runzliges Gesicht. »Wäre das nicht aufregend?«
    »Ja, nicht wahr?«, stimmte ihr Eve geduldig zu.
    Endlich konnte sie aus der Wohnung fliehen und sog die feuchte Hitze auf der Straße wie die reinste Frühlingsbrise in sich auf. »Ich glaube, ich habe ein paar Katzenhaare verschluckt«, sagte sie zu Peabody.
    »Sie haben genügend Katzenhaare an den Kleidern, um einen ganzen Teppich draus zu knüpfen.« Peabody bürstete sich ihre Uniformhose ab. »Und ich auch. Weshalb in aller Welt fahren alte Frauen derart auf Katzen ab?««
    »Katzen sind in Ordnung. Ich habe schließlich selber eine Katze. Aber falls ich jemals anfange, sie wie Briefmarken zu sammeln, dürfen Sie mich erschießen.«
    »Können Sie das noch mal wiederholen, wenn mein Rekorder eingeschaltet ist?««
    »Halten Sie die Klappe. Los, reden wir mit diesem Billy, dem barmherzigen Samariter, der ihr so nett den Wagen in die Garage fährt.«
     
    Barmherziger Samariter, haha, ging es Eve bei seinem Anblick durch den Kopf.
    Billy war ein baumlanger, schlaksiger Farbiger mit rehbraunen Augen hinter einer bernsteinfarbenen
Brille und flinken

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