Der Hauch Des Bösen: Roman
ich ihn offiziell vernehmen kann.«
»Ich fahre nirgends hin. Ich verlange einen Anwalt.«
»Oh, du fährst sogar ganz sicher. Aber einen Anwalt kannst du gerne haben.«
Eve folgte ihrem Instinkt und rief ein Team der Spurensicherung.
»Sie glauben, dass dies das Fahrzeug ist.«
»Es ist langweilig grau lackiert und weist nicht den geringsten Schnickschnack auf. Wem also fiele dieses Fahrzeug jemals auf? Es steht meistens unbenutzt in einer Garage, die man von dem Internetlokal aus bequem zu Fuß erreichen kann. Ebenso von der Drogerie aus, in der Rachel gearbeitet hat, vom Columbia-College, vom Juilliard und vom Lincoln Center ist es nur jeweils eine kurze Strecke mit der U-Bahn bis hierher. He, und vor allem kann man diese Kiste kriegen, wann man will. Das wäre deutlich sicherer, als einen eigenen Wagen zu benutzen, falls man einen besitzt. Und vor allem sicherer, als offiziell ein Fahrzeug irgendwo zu mieten. Hier drückt man dem netten Billy einfach ein paar Scheine in die Hand und fährt davon.«
Als die Leute von der Spurensicherung erschienen und sich an die Arbeit machten, trat sie einen Schritt zurück. »Würde zum Vorgehen unseres Täters passen. Wenn er ein Fahrzeug stehlen würde, sähe sich die Polizei nach diesem Fahrzeug um. Und wenn er
sich den Wagen eines Freundes leihen würde, wäre es nicht auszuschließen, dass der einem anderen Freund davon erzählt. Was, wenn er einen Unfall hätte und der Wagen ein paar Beulen abbekäme? Dann wäre der Freund doch sicher sauer. Aber wenn mit dieser Kiste irgendwas passiert, löffelt nicht er selber, sondern Billy diese Suppe aus.«
»Aber Billy kennt ihn.«
»Das glaube ich nicht. Er war für ihn nichts weiter als ein heimlicher Kunde. Und falls er den Van wirklich benutzt hat, hat er ihn sogar zweimal abgeholt und garantiert dafür gesorgt, dass er dem guten Billy nicht besonders in Erinnerung geblieben ist. Er ist clever«, fuhr Eve fort. »Und er hat alles sorgfältig geplant. Er hat Ernestine, diese Garage, diesen Wagen und auch Billy im Voraus ausgewählt. Er lebt oder arbeitet irgendwo hier in der Gegend.«
Sie stopfte die Hände in die Gesäßtaschen ihrer Jeans und spähte durch den Eingang der Garage auf die Straße. »Aber die Morde begeht er woanders. Schließlich pinkelt man nur ungern in seinen eigenen Pool.«
»Soll ich die Fotoläden in der Gegend überprüfen?«
»Ja«, antwortete Eve. »Langsam zieht sich die Schlinge um den Typen zu.«
Einer der Männer von der Spurensicherung trat auf die beiden Frauen zu. »Außer jeder Menge Menschenund Katzenhaare haben wir noch ein paar synthetische Fasern und jede Menge Fingerabdrücke gefunden, Lieutenant.«
»Schaffen Sie alles zu Berenski ins Labor. Ich werde
mit ihm telefonieren, damit er die Sachen sofort untersucht.«
»Sollte nicht allzu lange dauern. Ansonsten ist der Wagen nämlich ziemlich sauber.«
»Danke. Peabody.« Sie kehrte zurück zu ihrem eigenen Wagen, zog dabei ihr Handy aus der Tasche und wählte die Nummer des Labors. »Berenski.«
»Ja, ja, lassen Sie mich in Ruhe. Ich habe zu tun.«
»Dickie, ich schicke Ihnen ein paar Sachen, die die Spurensicherung in dem Van gefunden hat, in dem, wie ich glaube, die Opfer der beiden Collegemorde transportiert worden sind.«
»Sagen Sie ihnen, dass sie sich nicht zu beeilen brauchen. Vor morgen oder übermorgen habe ich nämlich keine Zeit.«
»Wenn Sie die Sachen noch heute untersuchen, kriegen Sie zwei Plätze in der Ehrenloge für ein Spiel der Yankees Ihrer Wahl.«
Er rieb sich nachdenklich das Kinn. »Sie haben nicht einmal versucht, mit mir zu streiten oder mir zu drohen, sondern fangen gleich mit der Bestechung an?«
»Mir läuft die Zeit davon, also kürzen wir die ganze Sache besser ab.«
»Vier Plätze.«
»Dafür liegen die Ergebnisse der Untersuchung hübsch verpackt mit einer rosa Schleife spätestens in zwei Stunden bei mir auf dem Tisch.«
»Abgemacht. Und jetzt legen Sie endlich auf.«
»Blöder Sturschädel.« Schnaubend steckte sie ihr Handy wieder ein.
»Weshalb bieten Sie mir nie Plätze in der Ehrenloge an?«, beschwerte sich Peabody bei ihr.
»Weshalb habe ich mir selbst in der ganzen bisherigen Saison gerade mal zwei Spiele angesehen? Manchmal ist das Leben halt ungerecht.«
Das dachte wohl auch Billy, als er neben seiner säuerlich dreinblickenden Pflichtverteidigerin in dem Verhörraum saß und darauf wartete, dass Eve ihn endlich vernahm.
Er sollte ruhig ein wenig schmoren, bis
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