Der Hauch Des Bösen: Roman
sein, dass ich ihn vorher schon mal in der Nachbarschaft gesehen habe. Wäre durchaus möglich. Sah total unauffällig aus.«
»Was hat er zu Ihnen gesagt?«
»Äh, Scheiße. Etwas wie: ›Ich brauche einen Van. Einen schönen, sauberen Van.‹ Wahrscheinlich habe ich etwas in der Richtung gesagt, sieht das hier vielleicht wie ein Autoverleih aus? - aber nett und höflich. Dann hat er... ja, ja, jetzt fällt es mir wieder ein. Er hat die Gebühr und die Kaution aus der Tasche gezogen. Alles bar. Und er hat gesagt, er nimmt den grauen Van im Erdgeschoss. Ich habe das Geld genommen, er hat den Code gekriegt, ist eingestiegen und war weg. Hat die Kiste gegen drei Uhr morgens zurückgebracht. Während der Schicht meines Cousins.«
Er blickte auf den Tisch und zuckte zusammen. »Verdammt. Verdammt. Kriegt mein Cousin deshalb Probleme?«
»Nennen Sie mir den Namen dieses Cousins, Billy.«
»Scheiße. Verdammte Scheiße. Manny Johnson. Er hat die Kiste nur zurück an ihren Platz gestellt, Lieutenant Dallas. Das ist alles.«
»Zurück zu dem Typen, der den Van gemietet hat. Können Sie sich sonst noch an irgendwas erinnern?«
»Ich habe nicht besonders auf den Kerl geachtet. Er hatte eine Sonnenbrille auf. Ich glaube, schwarz. Und eine Baseballkappe auf dem Kopf. Eine Baseballkappe, ja, genau. Eigentlich haben mich ausschließlich die Kohle und seine Klamotten interessiert. Er war ordentlich gekleidet und hatte die Kohle cash dabei. Möglicherweise könnte ich mich an ihn erinnern, wenn Sie mir ein Foto von ihm zeigen würden oder so. Aber ganz sicher bin ich nicht. Schließlich hatte er die Sonnenbrille und die Kappe auf, und wir haben in der Garage miteinander gesprochen, wo es ziemlich dunkel ist. Für mich hat er wie der Durchschnittsweiße ausgesehen.«
»Ein Durchschnittsweißer«, wiederholte Eve nach dem Gespräch. »Einer, der zwei Menschen ermordet hat. Der wusste, wie er an ein unauffälliges Fahrzeug für den Transport der beiden kommt, wusste, wie er sie ohne großes Aufheben in dieses Fahrzeug reinkriegt und wann und wo er ihre Leichen unbemerkt entsorgen kann.«
»Aber Sie haben das Fahrzeug gefunden«, stellte Peabody fest. »Und vielleicht hat irgendjemand es an einem der beiden Colleges oder an den Fundstellen der Leichen gesehen.«
»Haha, vielleicht klopft auch heute Nacht die Zahnfee bei Ihnen an die Tür. Okay, am besten hören wir uns trotzdem noch mal an den Orten um, aber vorher fahren wir den Van zurück in die Garage. Dank der Beschreibung, die der gute Billy uns gegeben hat, ist Diego erst mal vom Haken, zumindest was die Anmietung des Tatfahrzeugs betrifft.«
Zu dürr und zu geschniegelt, hatte Billy beim Anblick von Diegos Passfoto gesagt.
»Aber bei Hoopers Bild hat er >vielleicht< gesagt.«
»Vielleicht. Vielleicht war er kleiner, vielleicht war er älter. Vielleicht aber auch nicht. Er ist noch nicht fertig, also wird er noch mal kommen und den Wagen haben wollen. Von jetzt an wird das Parkhaus rund um die Uhr bewacht.«
Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Und jetzt müssen wir zu einem Gottesdienst.«
Sie hatte Gedenkgottesdienste immer schon gehasst. Hasste die offizielle Trauer. Hasste die Blumen, die Musik, die gedämpften Stimmen, das plötzlich ausbrechende Weinen und das verzweifelte Gelächter, das unweigerlich erklang.
Wahrscheinlich war diese Veranstaltung noch schlimmer, weil sie einem jungen Menschen galt und weil dieser gewaltsam zu Tode gekommen war. Sie hatte inzwischen allzu viele Gottesdienste für die Opfer von Gewalttaten besucht.
Sie hatten Rachel in einen gläsernen Sarg gelegt - dies war einer der Modetrends, die Eve als besonders unheimlich empfand -, hatten ihr ein blaues Kleid - wahrscheinlich ihr schönstes - angezogen und ihr ein kleines Sträußchen pinkfarbener Rosen in die Hände gedrückt.
Eve verfolgte, wie die Menschen an dem Sarg vorüberzogen. Die Eltern, die beide unter Schock zu stehen schienen, wirkten viel zu ruhig.
Wahrscheinlich hatten sie Beruhigungsmittel eingenommen, um das Ereignis zu überstehen. Und die
kleine Schwester hatte verquollene Augen und sah völlig verloren aus.
Sie sah Studenten und Studentinnen, die sie vernommen hatte, die Besitzer der Läden neben der Drogerie, in der Rachel angestellt gewesen war. Dozenten, Nachbarn, Freunde.
Leeanne Browning war da und hatte Angela Brightstar mitgebracht. Sie sprachen mit der Familie, und was auch immer Leeanne sagte, sorgte dafür, dass der Mutter trotz der
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