Der Hauch Des Bösen: Roman
Medikamente ein langsamer Tränenstrom über die Wangen rann.
Eve entdeckte bekannte Gesichter und neue, als sie sich auf der Suche nach einem weißen Durchschnittstypen in der Halle umsah. Es gab jede Menge Männer, die altersmäßig passten. Rachel, ein nettes junges Mädchen, hatte in ihrem kurzen Leben sehr viele Leute kennengelernt.
Dort stand Hooper, ordentlich mit Anzug und Krawatte, düsterem Gesicht und soldatisch straff gespannten Schultern. Eine Gruppe gleichaltriger junger Männer hatte sich, wie so oft bei attraktiven Menschen, fürsorglich um ihn geschart.
Als er sich umsah, war sein Blick total leer. Was sie ihm erzählten, drang nicht bis zu ihm durch. Er wandte sich schließlich ab und ließ sie achtlos stehen.
Er schien weder die Trauergäste noch den durchsichtigen Kasten zu sehen, in dem das Mädchen lag, von dem er behauptet hatte, er hätte es vielleicht geliebt.
Mit einer Kinnbewegung holte sie McNab zu sich. »Prüfen Sie, wohin er geht«, wies sie ihn, als er neben sie trat, mit leiser Stimme an. »Gucken Sie, was er tut.«
»Bin schon unterwegs.«
Am liebsten wäre sie selber hinter Hooper hergelaufen. Hinaus in die frische Luft. Obwohl die Klimaanlage des Hauses auf Hochtouren zu laufen schien, war es hier drinnen viel zu warm und stickig, wurde man von dem Geruch der unzähligen Blumen regelrecht betäubt. Trotzdem nahm sie ergeben das Studium der Menge wieder auf.
Sie entdeckte Hastings, und als ob er ihren Blick in seinem Rücken spürte, drehte er sich um und schlenderte gemächlich auf sie zu.
»Dachte, dass ich kommen sollte, das ist alles. Aber ich hasse diesen Scheiß und bleibe bestimmt nicht lange hier.«
Er war verlegen - und er hatte leichte Schuldgefühle -, wurde ihr bewusst.
»Sie hätten sie nicht so verkleiden sollen«, sagte er nach einem Augenblick. »Sieht total künstlich aus. Ich hätte ihr ihr Lieblings-T-Shirt angezogen. Irgendein altes T-Shirt, das sie gerne hatte, und dazu ein paar Margeriten oder so. Ein solches Gesicht ist für Margeriten wie geschaffen. Aber...«, er leerte sein Glas Mineralwasser in einem Zug, »... mich hat ja niemand gefragt.«
Er trat von einem Fuß auf den anderen. »Sie sollten den Kerl endlich erwischen, der die Kleine in diesen Glaskasten verfrachtet hat.«
»Bin dabei.«
Er wandte sich zum Gehen, und sie sah ihm hinterher. Beobachtete weiter das allgemeine Kommen und Gehen.
»Er ist rausgegangen«, berichtete McNab. »Ist ein
paarmal bis zur Ecke gelaufen und hat dann immer wieder kehrtgemacht.« McNab steckte die Hände in die Hosentaschen und zuckte mit den Schultern. »Er hat geheult. Ist auf und ab gelaufen und hat sich die Augen aus dem Kopf geheult. Dann sind ein paar andere rausgekommen und haben ihn in einen Wagen gesetzt. Ich habe die Marke und das Kennzeichen notiert, falls ich sie für eine Vernehmung einbestellen soll.«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Zumindest nicht sofort. Machen Sie für heute Schluss. Sagen Sie Peabody, dass auch sie Schluss machen soll.«
»Mit Vergnügen. Ich will irgendwohin, wo sich die Leute über irgendwelchen Blödsinn unterhalten und irgendetwas Grauenhaftes essen. Das mache ich immer, wenn ich bei einer solchen Veranstaltung gewesen bin. Wollen Sie vielleicht mitkommen?
»Danke. Wir machen morgen weiter.«
Als nur noch eine Hand voll Gäste in der Halle war, trat sie neben Feeney. »Meinst du, dass er hier gewesen ist? Meinst du, dass er es gebraucht hat, sie noch einmal so zu sehen? Oder sind ihm seine Aufnahmen von ihr genug?«
»Ich habe keine Ahnung. Aber wenn ich versuche, es aus seiner Perspektive zu betrachten, nehme ich an, dass er von ihr bekommen hat, was er von ihr wollte, und dass er deshalb mit ihr fertig ist.«
»Vielleicht. Aber das Leben ist ein Kreislauf, und dieser Akt schließt diesen Kreislauf ab. Deshalb denke ich, dass er sie eventuell doch so sehen will. Falls er jedoch hier gewesen ist, habe ich ihn nicht erkannt.«
»Verdammter weißer Durchschnittstyp.« Er blies die Wangen auf. Sie wirkte niedergeschlagen, stellte
er fest. Niedergeschlagen, sorgenvoll, gestresst. Er tätschelte ihr aufmunternd die Schulter und musterte sie fragend. »Was hältst du davon, noch irgendwo ein Bier trinken zu gehen?«
»Das ist eine verdammt gute Idee.«
»Ist schon eine ganze Weile her, seit wir zum letzten Mal in einer Kneipe waren«, kommentierte Feeney.
»Schätze, du hast Recht.« Eve trank einen Schluck von ihrem Bier.
In stummer Übereinkunft
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