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Der Hauch Des Bösen: Roman

Titel: Der Hauch Des Bösen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb , Uta Hege
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auf. Er trug einen langen grünen Kittel über seinem zitronengelben Anzug, hatte drei lange Pferdeschwänze, die über seinen Rücken wippten, weil sich für die Masse seiner Haare nicht genügend Platz unter seiner Plastikkappe fand, und machte trotz des Aufzugs keine lächerliche Figur.
    Eve trat an den Seziertisch. Sie konnte Morris’ Arbeit und die Todesursache sehen.
    »Was können Sie mir sagen?«
    »Dass der Toast regelmäßig auf die Butterseite fällt.«
    »Das werde ich mir merken. Ist sie an der Stichwunde gestorben?«
    »Allerdings. Irgendjemand hat ihr schnell und zielsicher einen kleinen Schraubenzieher, einen altmodischen Eispickel oder eine ähnliche Waffe ins Herz gerammt. Der Täter hat sich auf diese Weise Dreck und Umstände gespart.«

    »Der Täter? Dann war es also ein Mann? Wurde sie vergewaltigt?«
    »Ich habe das Wort Täter im allgemeinen Sinn gebraucht. Ich habe keine Ahnung, ob es ein Mann gewesen ist. Vergewaltigt worden ist sie nicht. Sie hat ein paar kleine blaue Flecken, die vielleicht während des Transports entstanden sind. Wie gesagt, kein Dreck und keine Umstände«, wiederholte er. »Er hat die Wunde sorgsam bandagiert. Ich habe noch Spuren des Klebebands gefunden. Ein hübscher, ordentlicher Kreis. Wahrscheinlich hautfarbenes Pflaster, das er am Ende wieder abgezogen hat. Und dann ist da noch das hier.«
    Er drehte Rachels Hand mit der Handfläche nach oben. »Eine kleine runde Abschürfung. Wahrscheinlich von einer Spritze.«
    »Sie sieht nicht so aus, als hätte sie irgendwelche Drogen eingeworfen. Vor allem wäre diese Stelle ungewöhnlich für einen selbst gesetzten Schuss. Er hat ihr also irgendwas gespritzt. Vielleicht ein Beruhigungsmittel oder so.«
    »Das wird der Laborbericht klären. Abgesehen von dem Stich ins Herz sind keine Spuren von Gewaltanwendung an dem Körper zu finden. Allerdings gibt es leichte Abschürfungen an den Handgelenken, oberhalb des linken Knies und am rechten Ellenbogen. Sehen Sie, hier.«
    Er nahm eine zweite Mikroskopbrille von einem Tisch.
    »Fesseln?«, fragte sie, während sie die Brille nahm. »Seltsame Methode, um jemanden zu fesseln.« »Über die Vorzüge und Nachteile von Fesselspielchen
können wir uns gerne später unterhalten. Gucken Sie sich jetzt erst mal die Abschürfungen an.«
    Sie setzte sich die Brille auf die Nase, beugte sich über die Tote und nahm die dünnen Kratzer wahr.
    »Muss ein Draht gewesen sein«, erklärte Morris. »Seile waren es nicht.«
    »Damit hat er sie in Position gebracht. Er hat sie mit dem Draht in Position gebracht! Das wird daraus ersichtlich, dass er ihr den Draht einmal über und einmal unter das Handgelenk gewickelt hat. Er hat ihr die Hände über den Knien gefaltet. Und er hat ihre Beine übereinandergeschlagen und sie an den Stuhl gebunden, damit sie so sitzen bleibt. Auf den Fotos kann man das nicht sehen. Vermutlich hat er den Draht bei der anschließenden Bildbearbeitung einfach entfernt.«
    Sie richtete sich auf und zog einen der Ausdrucke hervor. »Passt dieses Bild zu meiner Theorie?«
    Morris schob sich die Brille auf die Stirn und betrachtete das Foto. »Es ist die von Ihnen beschriebene Position. Er hat also Aufnahmen von der Toten gemacht. Vor ein paar Jahrhunderten ist das Brauch gewesen, und zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde es wieder modern.«
    »Was für ein merkwürdiger Brauch ist das bitte?«
    »Man hat die Toten in einer friedlichen Pose aufgenommen, und die Leute haben diese Fotos in speziell dafür gefertigten Alben aufbewahrt.«
    »Es verblüfft mich immer wieder, wie krank die Menschen sind.«
    »Oh, ich weiß nicht. Diese Bilder sollten trösten und haben gleichzeitig der Erinnerung gedient.«

    »Also will er sich eventuell an sie erinnern«, überlegte Eve. »Doch ich glaube, dass man sich vor allem an ihn selbst erinnern soll. Ich will den toxikologischen Bericht.«
    »Immer mit der Ruhe, meine Hübsche. Alles zu seiner Zeit.«
    »Sie hat sich nicht zur Wehr gesetzt. Oder vielleicht konnte sie es nicht. Sie hat ihn also entweder gekannt und ihm vertraut oder er hatte sie betäubt. Dann hat er sie an den Platz der Aufnahme transportiert.« Sie steckte das Bild zurück in ihre Tasche. »Sie war entweder schon tot oder er hat sie dort getötet - ich wette, dass er sie dort getötet hat -, ihr ein Pflaster auf die Brust geklebt, damit kein Blut an ihre Bluse kommt, sie in Position gesetzt und sie dann fotografiert. Anschließend hat er sie nochmals transportiert und in

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