Der Hauch Des Bösen: Roman
einen Recyclingcontainer gegenüber von ihrem Arbeitsplatz gestopft.«
Sie begann durch das Labor zu stapfen. »Vielleicht wohnt ihr Mörder also ganz in ihrer Nähe. Vielleicht ist er jemand, der sie jeden Tag gesehen und eine Art Besessenheit entwickelt hat. Wenn auch nicht sexuell, war er möglicherweise trotzdem von ihr besessen. Er hat angefangen, sie heimlich zu verfolgen, und hat dabei Aufnahmen von ihr gemacht. Er ist in den Laden gekommen, und sie hat sich nichts dabei gedacht. Hat ihn freundlich gegrüßt und ihn vielleicht sogar mit Namen angesprochen. Vielleicht war es also ein Nachbar oder Kunde. Oder es war jemand vom College. Ein bekanntes Gesicht, jemand, dem sie vertraut hat. Vielleicht hat er ihr angeboten, sie nach Hause oder zum Unterricht zu fahren. So oder so hat er sie
dazu bewegen können, dass sie bei ihm eingestiegen ist. Sie kannte sein Gesicht«, murmelte sie und blickte auf die tote junge Frau. »Und er hat ihr Gesicht gekannt.«
Leicht erfrischt von einem kurzen Zwischenstopp in der Entgiftungsröhre der Pathologie, lenkte Eve den Wagen vor dem teuren Haus, in dem Professor Browning wohnte, an den Straßenrand.
»Bisher dachte ich, Lehrer würden noch schlechter bezahlt als wir«, stellte sie verwundert fest.
»Ich könnte ja schnell Professor Brownings Finanzen überprüfen«, schlug Peabody vor.
Eve stieg aus und legte ihren Kopf ein wenig schräg, als der Portier des Hauses angehastet kam.
»Ich fürchte, Sie können dieses... Ding... hier nicht stehen lassen.«
»Das ist ein offizielles Dienstfahrzeug der Polizei. Das hier ist meine offizielle Dienstmarke.« Sie hielt ihm das Blechteil deutlich sichtbar vors Gesicht. »Und da ich dieses Haus in einer offiziellen Angelegenheit betreten werde, bleibt das Fahrzeug hier.«
»Es gibt ganz in der Nähe einen Parkplatz. Ich beschreibe Ihnen gern den Weg.«
»Sie werden jetzt die Tür aufmachen, mit mir zusammen reingehen und Professor Browning melden, dass Lieutenant Dallas von der New Yorker Polizei sie sprechen will. Danach können Sie meinetwegen jeden Wagen bis nach Marokko umleiten. Haben Sie verstanden?«
Er hatte offenbar kapiert, denn rasch gab er den Code des Haustürschlosses ein. »Falls Professor Browning
Sie erwartet, hätte Sie mich darüber informieren sollen.«
Er war derart affektiert und aufgeplustert, dass Eve mit einem bösen Grinsen meinte: »Genauso einen Kerl wie Sie habe ich zu Hause. Habt ihr Typen eigentlich einen eigenen Club?«
Mit einem leisen Schnauben drückte er auf den Knopf der Gegensprechanlage und erklärte spröde: »Frau Professor, hier spricht Monty. Ich störe Sie nur ungern, aber hier steht eine gewisse Lieutenant Dallas, die Sie zu sprechen wünscht. Sehr wohl, Ma’am«, zirpte er ins Mikrofon. »Ich habe mir ihren Ausweis zeigen lassen. Sie ist in Begleitung einer uniformierten Beamtin. Selbstverständlich, Frau Professor.«
Er presste die Lippen derart aufeinander, dass er damit ein Blatt Papier hätte zerschneiden können, und wandte sich wieder an Eve. »Professor Browning ist bereit, Sie zu empfangen. Bitte fahren Sie mit dem Fahrstuhl bis in die fünfzehnte Etage. Dort nimmt man Sie in Empfang.«
»Danke, Monty. Wie kommt es eigentlich, dass mich alle Portiers hassen?«, fragte sie ihre Assistentin, als sie vor ihr den Lift betrat.
»Ich denke, sie spüren Ihre Verachtung. Sie verströmen sie wie andere Pheromone oder so. Wenn Sie ihnen sagen würden, dass Sie die Frau von Roarke sind, würden diese Kerle blitzartig vor Ihnen auf die Knie fallen und Ihnen die Füße küssen«, schloss Peabody fröhlich.
»Dann sollen sie mich lieber weiter fürchten und verabscheuen. Fünfzehnte Etage«, befahl Eve, und lautlos glitt die Tür des Fahrstuhls zu.
3
Als die Tür nach wenigen Sekunden wieder aufglitt, nahm ein Hausdroide die beiden Besucherinnen in Empfang. Er hatte glatt zurückgekämmtes schwarzes Haar, einen schmalen Oberlippenbart und trug den gleichen eleganten Anzug wie einige der Schauspieler in den alten Filmen, die Roarke so gerne sah. Das Hemd unter dem Schwalbenschwanz war strahlend weiß und wirkte derart steif, dass Eve sich fragte, wie darin auch nur die kleinste Bewegung möglich war.
»Lieutenant Dallas, Officer.« Er hatte einen ausgeprägten britischen Akzent. »Dürfte ich Sie darum bitten, sich die Mühe zu machen und sich auszuweisen?«
»Sicher.« Eve zog ihre Dienstmarke hervor, entdeckte in den Augen des Droiden, als er die Marke einscannte, einen
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