Der Hauch von Skandal (German Edition)
als nach einem nur neun Jahre älteren Cousin. „Was ist daran so falsch?“
Dev lachte. „Ein Ball wird viel amüsanter sein. Außerdem ist Mr Cummings schrecklich reich. Ich muss ihn dazu überreden, meine Reise nach Mexiko zu finanzieren. Also dachte ich …“
„Ich verstehe“, meinte Alex. Er ahnte bereits, was jetzt kommen würde.
„Sowohl Mr als auch Mrs Cummings sind vollkommen fasziniert von Forschungsreisenden“, sprudelte Dev hervor und hörte sich plötzlich sehr jung an. „Sie finden dich äußerst aufregend. Als sie herausfanden, dass ich dein Cousin bin, nun ja … Sie haben versprochen, mir zu helfen, wenn ich dich dazu überreden kann, auf ihrem Ball zu erscheinen …“
Alex verdrehte die Augen. „Devlin!“, stieß er warnend hervor.
„Ich weiß, aber ich dachte, du würdest trotzdem gern kommen, weil Lady Joanna Ware auch da sein wird und sie ja deine Geliebte ist …“
„Wie bitte?“ Alex stellte seine Kaffeetasse so ungestüm ab, dass der Tisch wackelte.
„Es ist das Gerücht schlechthin“, erklärte Dev. „Ich habe es gerade von Lady O’Hara erfahren, kurz bevor wir beide uns getroffen haben. Du bist zum Stadtgespräch geworden!“
„Aha“, erwiderte Alex. „Ja.“ Seiner Berechnung nach war es gerade eine Stunde her, seit John Hagan die Half Moon Street verlassen hatte. Offensichtlich hatte der Mann keine Zeit vergeudet, die skandalöse Neuigkeit von Lady Joanna Wares vermeintlicher Affäre weiterzuverbreiten, vielleicht um leichter darüber hinwegzukommen, von ihr abgewiesen worden zu sein. Plötzlich erfüllte ihn tiefste Verachtung für John Hagan.
„Ich bewundere dich für deinen Geschmack“, sagte Dev gerade. „Ich habe gehört, Lady Joanna wäre eiskalt – sonst hätte ich mein Glück vielleicht selbst einmal bei ihr versucht.“
„Vergiss es, Junge“, antwortete Alex trocken. Das besitzergreifende Gefühl, das sich seiner beim Gedanken an Joanna Ware bemächtigt hatte, war schockierend heftig. Ihm wurde klar, dass er rein impulsiv reagiert hatte, und das war etwas gänzlich Ungewohntes für ihn. „Und sprich nicht so respektlos über Lady Joanna“, fügte er hinzu und fragte sich im selben Moment, warum um alles in der Welt er das Bedürfnis verspürte, sie zu verteidigen.
Dev zog die Augenbrauen hoch. „Sehr beeindruckend, Alex.“
„Und sie ist nicht meine Geliebte“, ergänzte Alex gereizt.
„Weshalb dann die schlechte Laune?“ Dev schmunzelte. „Oder bist du etwa verstimmt, weil sie nicht deine Geliebte ist?“
„Genug!“, brauste Alex auf.
Dev hob gelassen die Schultern. „Also kommst du nun heute Abend?“ Es gelang ihm nicht, den flehenden Unterton aus seiner Stimme zu verbannen.
„Du hättest Purchase bitten sollen“, erwiderte Alex grimmig. „Der mag so etwas.“
„Purchase speist heute mit dem Prinzregenten“, erklärte Dev. „Eine Einladung, die du meines Wissens ausgeschlagen hast.“
„Ich hasse dieses ganze Berühmtheitstheater.“
Dev lachte. „Aber das hier ist etwas anderes. Dieses Mal geht es um mich.“
Alex dachte nach. Er missbilligte, dass Dev beschlossen hatte, sein Offizierspatent zurückzugeben, aber der Schaden war jetzt nicht mehr rückgängig zu machen. Er konnte versuchen, seinem Cousin den hirnverbrannten Mexikoplan auszureden, aber er bezweifelte, dass er damit Erfolg haben würde. Dev hatte einen Teil der Sturheit seiner Familie geerbt. Auch wusste Alex, dass er wie ein Heuchler dastehen würde, wenn er die Rolle des strengen älteren Bruders spielte. Sicher, seine eigenen Abenteuer hatte er mit der Billigung und Unterstützung der königlichen Marine unternommen, aber welcher Unterschied bestand zwischen einem Mann, der das Abenteuer unter der Flagge seines Landes suchte, und einem, der sich auf andere Art beweisen wollte? Devs Motive waren Mut und das Streben nach Abenteuern und Unabhängigkeit. Und er lief nicht vor irgendwelchen Gespenstern der Vergangenheit davon; ein Vorwurf, den Alex sich zumindest teilweise gefallen lassen musste.
Alex trommelte ungeduldig mit den Fingern auf der Tischplatte. Wie er Dev bereits dargelegt hatte, verabscheute er gesellschaftliche Anlässe von ganzem Herzen. Dennoch … Wenn er an diesem Abend dorthin ging, um Devlin zu helfen, linderte das möglicherweise ein wenig die Schuldgefühle, die er wegen der Vernachlässigung seiner Familie hatte.
Und er würde Lady Joanna Ware wiedersehen …
Einen Moment lang fühlte er sich so grün hinter den Ohren wie
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