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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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Kleid einer Verführerin, ein Kostüm, eine Verkleidung. Joanna versuchte, Zuversicht daraus zu gewinnen und zu der Person zu werden, die ihr aus dem Spiegel entgegensah. Es fiel ihr überraschend schwer. Sie hatte Angst, und zum ersten Mal im Leben wünschte sie sich, wie Lottie zu sein mit deren Erfahrungen und Dutzenden von Liebhabern.
    Sie gab sich einen Ruck. Sie hatte zwar kaum eine Ahnung, wie sie Alex verführen sollte, aber wie schwer konnte das schon sein? Sie wählte eine farblich passende Gazestola aus und legte sie sich um die Schultern. Draußen wartete bereits die Mietdroschke. Es gab kein Zurück mehr.
    Lottie zeichnete. Das gehörte nicht unbedingt zu ihren weiblichen Begabungen. Im Gegenteil, hätte jemand sie danach gefragt, hätte sie wahrscheinlich erwidert, ihre einzigen weiblichen Talente wären die, über die man nicht sprach. Und deshalb fiel die Landkarte ziemlich krumm und schief aus. John Hagan sah Lottie über die Schulter und wirkte unbeeindruckt. Er rückte die Kerzen zurecht, damit sie besser sehen konnte.
    „Sind Sie sicher, dass sie so ausgesehen hat?“, wollte er wissen.
    Lottie zuckte verdrießlich die Achseln. „In etwa. Da war eine lang gezogene Halbinsel, und der Schatz sollte in der Nähe des Strandes vergraben sein. Der hieß …“ Sie verstummte. Um nichts in der Welt wollte ihr der Name des Strandes einfallen, den sie auf Wares von Hand gezeichneter Karte von Spitzbergen gesehen hatte.
    „Dann werden Sie noch einmal einen Blick auf die Karte werfen müssen“, sagte Hagan. „Ich lasse mich schließlich nicht auf dieses wahnwitzige Unternehmen ein, ohne überhaupt den Namen dieses Ortes zu kennen.“
    Lottie seufzte übertrieben. „Mein Lieber, so sehr ich es genieße, mich mit James Devlin der Wollust hinzugeben, aber ich fürchte, er wird ein wenig misstrauisch werden, wenn ich mich mehr für die Schatzkarte seines Cousins interessiere als für sein bestes Stück.“
    Stille setzte ein. Lottie sah, dass Hagan dunkelrot anlief, und ihr war klar, dass er mit den Gedanken eher bei dem war, was sie mit James Devlin anstellte, als bei David Wares Schatzkarte. Männer! dachte Lottie. Sie waren doch alle gleich, gesteuert von ihren Trieben. Sie wusste, sie musste nur mit dem Finger schnippen, und er würde sie gleich hier an Ort und Stelle verführen. Sie hatte nicht vor, ihm diese Gelegenheit zu bieten. Schließlich hatte sie gewisse Ansprüche. Außerdem sah Hagan an diesem Abend ausgesprochen unattraktiv aus mit seinem großen Bluterguss auf der Stirn und der Schnittwunde über dem Auge. Sie hatte ihn gefragt, was passiert war, doch er hatte sich geweigert, es ihr zu erzählen.
    „Ich bin sicher“, Hagan räusperte sich, „Sie finden schon einen Weg, Mr Devlin abzulenken. Sie scheinen mir ein sehr … einfallsreiches … Geschöpf zu sein.“ Er zog die letzten Worte betont in die Länge.
    Lottie schenkte ihm ein kleines, katzengleiches Lächeln und beugte sich vor, damit Hagan tief in ihren Ausschnitt blicken konnte. „Das wird Sie etwas kosten, mein Lieber“, warnte sie ihn. „Wenn ich Ihnen mehr Informationen beschaffe, wünsche ich mir auch einen größeren Anteil von diesem wunderschönen Schatz.“
    „Sie sind habgierig, Madam.“ Hagan starrte wie gebannt in ihren Ausschnitt. „Es ist ja nicht so, als brauchten Sie unbedingt Geld.“
    „Nein.“ Lottie trank ihren Brandy aus und bot Hagan bewusst kein weiteres Glas an. „Aber ich habe doch das starke Gefühl, dass Sie sich in irgendeiner Weise für meine Hilfe erkenntlich zeigen sollten, mein Lieber. Schließlich ist Joanna meine beste Freundin, und ich verhalte mich ihr gegenüber ein klein wenig illoyal, wenn ich Ihnen helfe, finden Sie nicht?“
    Hagan schnaubte. „Für mich hört es sich so an, als hielten Sie das nicht für besonders verwerflich, Madam.“
    „Nun, Devlin ist wirklich ein sehr talentierter Liebhaber“, erklärte Lottie unbekümmert, „aber er ist ein junger Mann, wissen Sie. Ich fürchte, seine Forderungen im Bett könnten mich irgendwann erschöpfen.“ Sie seufzte schwer. „Ich möchte schon die Gewissheit haben, dass meine Anstrengungen die Sache wert sind.“ Sie sah ihn mit den Wimpern klimpernd an. „Mr Cummings weigert sich, mir dieses atemberaubende Brillantarmband zu kaufen, das Lady Peters versteigern lassen muss, um ihre Spielschulden zu bezahlen. Er findet, ich hätte schon genug Brillanten. Als ob man davon je genug haben könnte! Sie sehen also …“
    Hagan

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