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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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Geschöpf gewesen war.
    Er sah, dass sie nach ihrer Stola griff und gehen wollte.
    „Es war ein Fehler von mir, hierherzukommen“, sagte sie abrupt. „Das sehe ich jetzt ein. Wenn Hagan mich wirklich aus meinem Haus wirft, finde ich sicher irgendeinen anderen Gentleman, der bereit ist, mich zu heiraten …“
    Alex hatte immer noch Kopfschmerzen und dachte daher langsamer als für gewöhnlich, aber eins wusste er ganz genau – kein anderer würde Joanna Ware heiraten. Das stand eindeutig fest. „Wie Lewisham, Belfort oder Preston?“, schlug er sanft vor. „Das sind keine Männer, meine Liebe, die sind ja schon fast scheintot.“
    „Ich weiß.“ Wieder erwiderte sie herausfordernd seinen Blick. „Aber sie bedeuten Sicherheit. Für mich ebenso wie für Merryn und Nina.“
    „Keiner von ihnen würde die uneheliche Tochter eines anderen Mannes bei sich aufnehmen wollen“, gab Alex zu bedenken.
    „Vermutlich nicht.“ Sie zupfte an ihrer Gazestola. „Mir ist klar, dass Sie genauso wenig heiraten wollen wie ich, Alex, aber Sie zumindest würden es vielleicht zum Wohl des Kindes tun.“ Sie ließ den hauchdünnen Stoff durch ihre Finger gleiten. „David hat Sie aus einem bestimmten Grund zu Ninas Vormund ernannt. Ich glaube, weil er wusste, dass Sie ihn niemals im Stich lassen würden. Ganz gleich, wie sehr Ihnen die Verantwortung zuwider ist, die er Ihnen damit aufbürdete, Sie würden dennoch Ihre Pflicht erfüllen …“ Ihre Stimme erstarb. „Sie ist Ihnen wirklich zuwider, nicht wahr?“, fügte sie leise hinzu. „Ich kann Ihren Zorn und Ihr Widerstreben förmlich fühlen, die ganze Zeit.“
    Wieder wurde Alex von Zorn und Verbitterung erfüllt. Wie viel konnte er ihr erzählen, hier in diesem dämmerigen Zimmer; wie viel über seine Schuldgefühle wegen Amelias Tod; wie viel darüber, wie er sich gegen Verantwortung und Verpflichtungen aller Art sträubte, sich aber niemals vor ihnen drücken würde? Es war fast, als wäre das seine Strafe, seine Buße. O ja, David Ware hatte die Vormunde für seine Tochter gut ausgewählt, denn keiner von ihnen beiden würde das Kind je im Stich lassen. Joanna wegen ihres hartnäckigen Wunsches, Nina zu helfen. Und er wegen seiner schrecklichen Schuldgefühle, von denen er sich niemals befreien konnte und die bewirkten, dass er nie wieder einem unschuldigen Kind gegenüber versagen wollte …
    „Ja“, bestätigte er verdrossen. „Es ist mir zuwider.“
    „Warum?“
    Er hatte sie noch nie zuvor angelogen. Überhaupt stellte er einigermaßen überrascht fest, waren sie stets äußerst offen und ehrlich miteinander umgegangen. Dieses Geschwür in ihm, dieser Vorwurf, diese Schuld, die er an Amelias Tod zu haben glaubte – über all das sprach er niemals, und er würde jetzt nicht damit anfangen. Nein, die halbe Wahrheit musste ausreichen. „Weil ich es hasse, angebunden zu sein“, sagte er. „Ich will keine Verantwortung übernehmen müssen. Ich bin Forschungsreisender.“ Er zuckte die Achseln. „Es ist wie ein innerer Zwang, nur schwer zu erklären …“
    Sie nickte. „Das verstehe ich.“
    Wenn Ware diesen Zwang ebenfalls gespürt hatte, dann verstand sie ihn wahrscheinlich tatsächlich, und zwar besser als jede andere Frau, die er kannte. Aber … „Aber diese Eigenschaft wünschen Sie nicht an einem Mann.“
    „Natürlich nicht.“ Jetzt klang sie verbittert. „Aber ich möchte das Kind, Alex. Ich fühle eine moralische Verpflichtung, mich um Nina zu kümmern. Mehr noch allerdings, ihr zu helfen. Ich kann sie nicht allein lassen, so weit fort, ungeliebt und einsam …Und ich bin so oberflächlich, auch meinen Lebensstil beibehalten zu wollen, das gebe ich offen zu.“ Sie holte tief Luft und stand auf. „Daher schlage ich Ihnen einen Handel vor. Ich weiß, ich kann Ihnen keine große Gegenleistung anbieten, aber alles, worum ich Sie bitte, ist, der Schutz Ihres Namens und ein Zuhause für mich, Merryn und Nina.“ Sie lächelte leicht. „Vielleicht könnte ja auch Ihre Cousine Francesca bei uns wohnen. Ich könnte sie bei ihrem Debüt betreuen, falls die Gesellschaft dann überhaupt noch mit mir spricht.“ Wieder hielt sie inne. „Ich werde jedenfalls nichts anderes von Ihnen verlangen. Ich ziehe Nina groß und kümmere mich um sie. Dann können Sie reisen, soviel Sie wollen, ohne Verpflichtungen, ohne Bindungen. Was sagen Sie dazu?“
    Alex dachte nach. In gewisser Hinsicht schien das die naheliegende Lösung für alle ihre Probleme zu sein.

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