Der Hauptmann von Koepenick
Brot, und nu ham wa keene Menschenbrust und keen Koppkissen uff die weite Welt – Frollein, Sie ham doch ’n jutes Herze, det seh’ck Ihnen doch an. Hamse doch Mitleid mit zwee unjlickliche ausjestoßene Jlieder der menschlichen Jesellschaft.
PLÖRÖSENMIEZE
Na nu flenn mal hier nich. Det hat jar keen Zweck. Da biste janz an de falsche Adresse jekommen. Du meinst wol, du bist hier bei ’n Handarbeitskränzchen wohltätijer Damen for de frierenden Negerkinder in Afrika.
KALLE
An Sonntachmorjen findste ja doch keen Zavalier mit ’n dicken Portmonneh.
PLÖRÖSENMIEZE
Du mit deine ejiptischen Oogen und deine Karbolschnauze kommst for mir ieberhaupt nich in Frage. Wenn ick jeh, jeh’ck mit Jroßvatern, det is mal wat andres, und det is ooch ’n feiner Mensch, mit den seine Brille kann man sich doch jebildet unterhalten, nich wahr, Ollerchen?
VOIGT
lächelt freundlich, wiegt aber bedenklich den Kopf.
KALLE
macht ihm Zeichen, daß er jetzt reden solle.
PLÖRÖSENMIEZE
Na, wie is, Vating, bist woll in Vaein fier staubdumme Kanarienzichter?
VOIGT
Vazeihnse, mein Frollein – ick hab neemlich nur noch zwee Mark fuffzich Jesamtkapital – un davon mißt ick’n paar Groschen ieberbehalten for de Penne un for de Stadtbahn.
KALLE
Wat heißt hier Stadtbahn, Mensch! Wennste von det Frollein kommst, denn hippste wie ’n junger Hase. Nee, Kinder, ick wer eich sagen, wat gesund is: wa nehm den seine zwee fuffzich, ick lege noch fimf Jroschen druff, denn lumpen laß ick mir nich! – un denn jehn wa zu dritt vorn scheenen breißischen Daler.
PLÖRÖSENMIEZE
Ausjeschlossen. Dir nehm ick nich mit. Wenn’ck jeh, jeh ick mit Jroßvatern. Sie tätschelt Voigts Hand. Er schmunzelt. Gleichzeitig erhebt sich draußen vorm Lokal ein ziemlicher Lärm, man hört eine betrunkene Soldatenstimme das Lied vom Reservemann grölen.
KALLE
Also, Willem, det kannste nich machen, det is jejen de Vereinbarung! Det kannste nich machen, Willem, du hast doch schließlich noch ’n Funken Ehrjefiehl im Leibe.
VOIGT
bedächtig Nee, Kalle, det mach’ck ooch nich. Zur Plörösenmieze Det kann’ck nich machen.
PLÖRÖSENMIEZE
Jottedoch, bist du ’n Ehrenpussel!
KALLE
Da wär’ck neemlich sehr beese, wär’ck da!
PLÖRÖSENMIEZE
Und det wär nu ooch ’n Malheur.
EIN STARK ANGETRUNKENER GARDEGRENADIER
erscheint durch die Drehtür. Hinter ihm ein ebenfalls ziemlich beduselter Zivilist.
DER GRENADIER
grölend
»– und es wird nicht lang mehr dauern,
dann hat Reserve Ruh!«
DER ZIVILIST
Nee, Aujust! Aujust! Komm doch bei dich! Mensch, noch biste Soldat!!
DER GRENADIER
Det is mir piepewurschtejal. Morjen is um mit de zwee Jahre!! Heite is heite. Det is mir piepewurschtejal!! Oba! Zwee jroße Helle und zwee doppelte Korn!
V. SCHLETTOW
Unerhört! Was fällt denn dem Kerl ein! Hier is überhaupt für Militär verboten!! ’n Mann vom dritten Garderegiment zu Fuß, ’n alter Soldat mit der Schützenschnur!
JELLINEK
Seinse vernünftig, Schlettow, mischense sich nich rein, Sie sind ja hier Zivil und Privat.
V. SCHLETTOW
Das kann ich nich mit ansehn, so was, das kann ich nich mit ansehn.
JELLINEK
Ober, zahlen! Aber der Ober kommt nicht.
PLÖRÖSENMIEZE
Nee, Jungens, ihr seid mir zu ausjemickert. Wenn ieberhaupt nich mehr wie ’n Taler rauskommt, denn jeh’ck lieber zum Jardedükör. Steht auf, schlenkert an den Tisch des Grenadiers hinüber.
DER GRENADIER
Komm ma ran, sieße Schnecke – Schlägt sich auf die Brust – hier is Kasse, hier is Löhnung, hier sitzt de Marie! Nee, nich uffn Stuhl, setz dir man uff mein Schoß, ick hab so scheene spitze Kniee! Zieht sie auf seinen Schoß.
DER ZIVILIST
Aujust! Noch biste Soldat!
DER GRENADIER
Det is mir piepewurschtejal, verstehste!
PLÖRÖSENMIEZE
Mensch, du hast dir aber mächtig beschmettert!
DER GRENADIER
Det jloob ick, Puppe. Is ja allens ejal. Heite lustig, morjn kaputt. Er faßt sie an, sie quietscht.
V. SCHLETTOW
rückt nervös auf seinem Stuhl hin und her.
JELLINEK
legt die Hand auf seinen Arm Ober, zahlen!
KELLNER
ohne zu kommen Sofort.
VOIGT
Siehste, Kalle, det is nu mal nich anders. Wenn eener mit ’n bunten Fell un blanke Kneppe kommt – un denn kennten wa ooch zehn Märker uffn Tisch legen – da is nischt mehr ze wollen.
KALLE
Det wär ja nu jelacht. Det wär ja nu noch scheener. Det wolln wa nu mal sehn.
VOIGT
Da jibt et nischt zu sehn, Kalle. Wie de aussiehst, so wirste anjesehn.
KALLE
Du valleicht, ick nich! Det laß ick mir nich jefallen! Ick nich! In
Weitere Kostenlose Bücher